Elke erzählt

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
DerHut

Beitragvon DerHut » 20.11.2005, 18:25

alle fanden das barbara immer heiliger aussah desto näher
weihnachten kam
sie sah aus wie maria und josef gleichzeitig
sie sagte auch manchmal so dinge die sehr heilig oder unsinnig klangen
wenn es auf weihnachten ging zog sich barbara weiß an
einmal saßen wir zusammen
vielleicht im letzten jahr
vielleicht aber auch erst im nächsten
der nebel war verschwunden und irgendwie hatte ich das gefühl dass es
auf weihnachten zuging
denn barbara sah immer heiliger aus
wir saßen draußen im gras
die luft war kalt der himmel überall und die augen von barbara färbten sich
das universum war sehr weit weg von uns und trotzdem fühlte barbara es
sie zitterte
sie sagte
es kommt näher
ich fragte sie
was
was komme näher
sie sollte mir mehr von diesem blödsinn erzählen
ich liebte diesen blödsinn
ich sah auf ihren schwarzen koffer
was mochte in ihm vorgehen
ging überhaupt etwas in ihm vor
natürlich tranken wir wein und stiessen auf die ewigkeit an
es ist alles so unermesslich
sagte sie
weißt du
sagte barbara
ich spüre das verlangen mir ein nest zu suchen
mich aufzufangen und mir glauben machen
dass ich all das wirklich möchte
all das wovon ich nicht wirklich weiß was ich meine
kennst du das auch
man geht auf dem dachboden um sich sein leben zu betrachten
und verläßt den dachboden mit tränen in den augen und
hinterher weiß man gar nicht mehr was das alles soll
und man möchte sich am liebsten für ein nachrichtenmagazin ausziehen
aber im gleichen moment merkt man wie unsinnig es ist sich für ein
nachrichtenmagazin auszuziehen
ich hörte barbara zu und bemerkte dass es gar nicht barbara war
die sprach sondern ich
barbara war gar nicht da
eine männergeschichte saß neben mir und wartete darauf
dass ich weitererzählte
dass ich endlich an die stelle komme die ihn auch interessierte
er weiß dass ich nicht dasselbe will wie er
und das ist selten und deshalb sage ich
wenn die geschichte zuende ist gehen wir zu dir
wir kuscheln uns aneinander wie in den schlechten romanen
aber wie in den guten romanen lieben wir uns
ganz begeistert werden wir davon sein
du wirst gar keine lust mehr haben umzublättern
aber das macht mir angst
jeder stillstand kommt mir vor wie ein kleiner tod

das sind geschichten
sie fingen beinah heilig an
und jetzt habe ich es ganz eilig sie zu beenden
aber ich kann sie nicht beenden ohne von barbara zu erzählen
eines tages fand es barbara nötig zu heiraten
einfach so
sie ging zu fritz und fragte ihn
fritz fand es unsinnig zu heiraten aber er fand die barbara gut
und so heirateten sie
es war freitag der soundsovielte
wir lagen im gras
barbara und ich
ich fragte
barbara wenn du lust hast beenden wir diese geschichte
aber barbara schüttelte den kopf
zuerst erzählst du noch die geschichte von dem kopflosen kaninchen
ich schüttelte den kopf
aber barbara blieb stur

es war einmal ein kaninchen
das hatte keinen kopf aber
zwei augen zwei ohren eine nase und einen mund
mit dem mund aß es alle karotten auf die es kriegen konnte
einmal traf das kopflose kaninchen ein anderes kaninchen
es sprach kurz mit ihm und ging weiter aber wohin es ging wusste es nicht
es war doch kopflos

hwg

Beitragvon hwg » 20.11.2005, 22:25

...so wunderbar absurd - und doch gut nachvollziehbar...
§blumen§

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 21.11.2005, 10:01

Hallo Hut,

witzig und skurril geschrieben, mit einem Funken Weisheit garniert. Wer Augen hat und Ohren, der hat noch lange keinen Kopf! Darüber muss man manchmal grübeln.

Es grüßt dich
Marlene

:albino:

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.11.2005, 10:28

Hallo der Hut,
hm, das soll doch eigentlich auch ein Diskussionsforum sein, aber wieder habe ich nichts zu kritisieren. Ich finde die Geschichte interessant, skurril, aber zugleich auch ernst, fast ein bisschen wie mein Leben :grin: . Die Leseweise ist so ganz ohne Satzzeichen und den kurzen Zeilen für eine Erzählung ungewöhnlich, aber nun, muss das schlecht sein? Mir gefällt's!

"Hut ab" :mrgreen:

kppw

Beitragvon kppw » 21.11.2005, 22:21

Hallo Hut

Mir schien, wie wenn du eine Spannung beginnst aufzubauen, die sich leider verliert. Ich als Leser fühle mich unbegeleitet und stehen gelassen. Der Schluss mit dem Kaninchen ist wie eine andere Baustelle.

Ich versteh deinen Text nicht, was aber gar nicht gegen seine Qualität sprechen soll.

Sorry
kppw

DerHut

Beitragvon DerHut » 21.11.2005, 22:31

na ja das mit dem kaninchen ist doch jene geschichte die barbara unbedingt hören wollte.
ja aber recht haste, das ist keine geschichte zum verstehen, meine geschichten sind einfach keine geschichten zum verstehen, ich verstehe
sie manchmal selber nicht, aber ich mag sie immer wieder gerne schreiben.
übrigens gibts von Elke erzählt ein Hörbuch, gesprochen von der Tv Schauspielerin Jo Kern, aber das nur am Rande


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