unhaltbar
Verfasst: 26.04.2009, 22:59
spur
Doch wir geben die Hoffnung nicht auf, obwohl sogar die Liebe zweidimensional geworden ist und schläfrig, oder sich aus dem Staub gemacht hat, ohne dass wir es merken wollten, und wir haben eine Scheißangst, dass sie – wenigstens einmal noch – um die nächste Ecke lugt, oder dass wir sie übersehen, oder dass sie – schlimmer – den Weg nicht mehr findet, die Mühe scheut, denn wir haben ja immer so viel zu tun – was hätten wir ihr schon zu bieten?
Jeder Tag ein Überlebenstraining, eine sterbende Möglichkeit, uns etwas vorzumachen. Doch wir glauben nur beinahe den eigenen Lügen. Und streichen die Segel nicht. Und lösen das Ticket nicht für das Schiff mit den acht Segeln, das vergilbt am Horizont des Restlebens, sondern listen all die Züge, die abgefahren sind, in unsern Excel-Tabellen...
Warum meinst du, dass kritisch, satirisch, Liebeserklärung einander ausschließen müssen? Und was meinst du mit Gemeinheiten? Klischee akzeptiere ich unter Umständen - aber Gemeinheiten?Ich kann den Text nicht richtig einordnen.
Ist es ein kritischer oder ein satirischer Text? Oder ein Liebeserklärung an die beschriebene Generation allerdings verpackt und verbuddelt unter Klischees und Gemeinheiten?
Es fehlt was finde ich, und zwar die liebevollen Seitenhiebe.
Da ich mich als 40 zigerin in dem Text nicht wiedererkenne, stört mich dieses "wir" ziemlich.
Ich finde mich vereinnahmt, wo ich garnicht vereinnahmt werden will. Bzw. ein Versuch die Leserin - in dem Fall mich- zu vereinnahmen, dieses klappt nur nicht, weil nahezu jede Zeile Widerspruch bei mir auslöst.
Ich kann leider nicht mitgehen.
Ich bin so hin-und hergerissen zwischen Nicken und Kopfschütteln. Ich weiß nicht so richtig, was der Text eigentlich will....
Es liegt an einem Selbst, ob man verzweifelt oder nicht.
Ich habe einmal eine rumänische 87-jährige Frau eine alte Platte mit tanzlustiger Folklore auflegen und lachend, stampfend und wirbelnd im Zimmer tanzen sehen - Ganz selten habe ich so etwas bei deutschen Frauen oder Männern erlebt.
Das ist unsere Kultur, die das Alter so verhasst gemacht hat, denke ich... Das sprichst du ja mit den Falten und der Gewichtszunahme auch ein bisschen an...
Aber ehrlich gesagt ist es wie mit meinem Nachbarn, der mir immer erzählt: "Es ist so schlimm in meinem Zimmer, es ist so unordentlich, mein Chef ist so gemein, mir geht es so schlecht, ich bin so allein, ich bin so unattraktiv, ich will hier weg, ich kann hier nicht weg, die Gegend ist nicht gut, die Menschen sind nicht gut."
Er wird noch verrecken an diesem Unwohlsein, denke ich - Verbittern und verrecken - und es macht die Lage nicht besser, wenn man dieser Verbitterung nichts entgegenzusetzen hat. Ich möchte jedenfalls lieber etwas hören und etwas lesen, was die Dinge zwar kritisch betrachtet, aber auch ein paar Gedanken der Möglichkeiten und der Veränderung spüren lässt...
Ich finde es ist einfach zu sagen: "Ich schließe mich dem GEsellschaftswahn an." Oder: "Ich fühle mich zu alt.Ich bin nicht gut genug."
Es ist viel, viel schwieriger einen Weg aus dieser Gesellschaft heraus zu finden, einen Weg zu finden mit sich selbst ins Reine zu kommen - selbst wenn man es nicht schaffen sollte -
Es ist traurig, es muss es aber nicht sein, finde ich.
Zeichnen uns Hintertüren mit Stöcken in den Sand. Durch die schlüpfen wir, wenn keiner schaut,