KI

Rubrik für Theaterstücke, Szenen, Sketche, Dialoge, Hörspiele, Drehbücher und andere dramatisch angelegte Texte
Kurt
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Beitragvon Kurt » 24.01.2020, 21:10

KI

„Hilfe, Hilfe, …“ Oh Mann, was hatte Opa geschrien.
Für die herbeigerufenen Ingenieure vom Haushaltshilfesystem „Fräulein Martha“ war
es ein Beweis für dessen Eigenständigkeit. Sie fühlten sich nicht verantwortlich für Marthas Tat.

Kurz darauf holte Opa die aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Panzerfaust aus ihrem
Versteck hervor, und die Nachbarn riefen die Polizei, als Martha kopflos im Vorgarten herum irrte.

Opa rechtfertigte sich für seine Selbstjustiz, weil Marthas Entwickler ihm mitgeteilt hatten:

„Sie müssen sich nicht bei uns beschweren, ebenso wenig wie sie sich beim lieben Gott, also
dem Schöpfer einer Bediensteten aus Fleisch und Blut beschwert hätten, wäre Ihnen von
jener an den Sack gegriffen worden.“
Zuletzt geändert von Kurt am 26.01.2020, 17:45, insgesamt 4-mal geändert.
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2020, 13:36

Interessante kleine Szene...

Kleinkram:
"oh man" > "Oh Mann!"?
"kurzerhand darauf" > "kurz darauf" oder "kurzerhand"

Am Ende verstehe ichs nicht: Für was rechtfertigt sich Opa? Dass er nicht den lieben Gott um Hilfe gerufen hätte? Warum? Wer hat das von ihm erwartet?

Herzlich
Klara

Kurt
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Beitragvon Kurt » 25.01.2020, 16:33

Danke, Klara.

Ich habe es jetzt so umformuliert, dass es klarer rüberkommen dürfte, was gemeint ist.

LG Kurt
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Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.01.2020, 16:35


KI

„Hilfe, Hilfe, …“ Oh man, was hatte Opa geschrien.
Für die herbeigerufenen Ingenieure vom Haushaltshilfesystem „Fräulein Martha“ war
es ein Beweis für dessen Autarkie. Sie fühlten sich nicht verantwortlich für Marthas Tat.

Kurz darauf kramte Opa die aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Panzerfaust aus ihrem
Versteck hervor, und am nächsten Morgen riefen die Nachbarn die Polizei, denn Martha irrte
kopflos im Vorgarten herum.

Opa rechtfertigte sich für seine Selbstjustiz, weil Marthas Entwickler ihm mitgeteilt hatten:

„Sie müssen sich nicht bei uns beschweren, ebenso wenig wie sie sich beim lieben Gott, also
dem Schöpfer einer Bediensteten aus Fleisch und Blut, beschwert hätten, wären Sie von
jener an den Sack gegriffen worden.“


Hallo Kurt,

ja, jetzt ist es deutlicher und ja, richtige Rubrik, ganz schön dramatisch.
KI ist ja auch gerade so ein Topthema.


Beweis für dessen Autarkie

hätte Eigenständigkeit besser gefunden


Kurz darauf kramte Opa die aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Panzerfaust

Eine Panzerfaust "kramen"?


und am nächsten Morgen riefen die Nachbarn die Polizei, denn Martha irrte
kopflos im Vorgarten herum.

schätze, da wäre eher das Abfeuern der Panzerfaust der Grund gewesen.


Fleisch und Blut, beschwert

Komma weg


wären Sie von
jener an den Sack gegriffen worden.“

wäre ihnen

Grüße
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Kurt
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Beitragvon Kurt » 26.01.2020, 17:47

Danke, Nifl. Habe deine Korrekturvorschläge übernommen.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 24.06.2024, 10:40


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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 24.06.2024, 17:38

Die sehr drastischen Bilder (Panzerfaust, Kopflosigkeit) lese ich als humorige Überspitzung, daher stören sie mich nicht so sehr wie Nifl. Die Einlassung des Protagonisten kann ich allerdings nicht recht nachvollziehen: Wenn Martha ein Ding ist, das nicht eigenständig handeln kann, ist das Wegschießen des Kopfes keine Selbstjustiz, sondern allenfalls Sachbeschädigung, je nachdem, wem Martha gehört (den Privatbesitz von Kriegswaffen, das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion etc. lasse ich aus eingangs genanntem Grund mal beiseite). Selbstjustiz ist das nur, wenn die Ingenieure recht haben und Martha als (eigenständig handelnde) Person zu betrachten ist. Dadurch aber wird die Tat, sie wegen einer überbriffigen Handlung zu enthaupten, nicht gerechtfertigt -- im Gegenteil wird sie dadurch erst zu einem Verbrechen.

Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 25.06.2024, 00:13

Wenn du dir einen Gebrauchshund kaufst, der eigenständig handelnd dir in den Arsch beißt, darfst du ihn deswegen erschießen? Hunde galten lange als Sache, obwohl sie Lebewesen sind, die über ein Bewusstsein verfügen.

Vom Menschen unterscheidet sie, dass sie keine Moral und keinen freien Willen haben.

Diese KI-Wesen handeln zwar eigenständig und aus physikalischen Antrieben, die denen eines Menschen nachbebildet sind. Und es gibt viele Naturwissenschaftler die dem Menschen einen freien Willen absprechen, weil jede Handlung physikalisch initiiert erscheint.

Ein Philosoph würde wohl einwenden, wenn ich den Impuls verspüre, ein Mädchen zu nehmen, so brauch ich dem aufgrund meines freien Willens und meiner Moral, nicht stattgeben, während ein Hund diese Möglichkeit nicht hat, und auch "Fräulein Martha" höchstwahrscheinlich nicht. Die verfügt sicher nicht mal über Bewusstsein und Leben hat man ihr sicherlich auch nicht einhauchen können.

Sie ist eine Unperson. Und Opa ist ihr Besitzer. So würde ich es sehen.

E.

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 25.06.2024, 08:10

Epiklord hat geschrieben:Und es gibt viele Naturwissenschaftler die dem Menschen einen freien Willen absprechen, weil jede Handlung physikalisch initiiert erscheint.


Meines Erachtens ist der Wille weder frei noch unfrei, denn wenn jeder Denkvorgang kausal vorbestimmt sein sollte, ist der Wille determiniert und somit unfrei; und wenn jeder Denkvorgang inkausal verlaufen sollte, ist der Wille zufällig und somit ebenfalls unfrei.

Deshalb ist meiner Auffassung nach der Wille nur eins: willig. Der Wille ist willig. Frei oder unfrei kann dabei kein Kriterium sein, ähnlich wie die Länge kein Kriterium für die Breite ist. Außerdem ist die Freiheit immer relativ, nie absolut. Wenn etwas frei ist, dann frage ich, frei wovon? Von Zwängen? Von Wünschen?

Der Mensch hat einen Willen. Der Hund einen Willen. Sich zu unterwerfen ist auch ein Willensakt. Der Hund unterwirft sich meist seinem Besitzer; der Mensch unterwirft sich meist der Straßenverkehrsordnung. Frei? Unfrei? Was ändert das am Willen an sich?

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Mnemosyne
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Beitragvon Mnemosyne » 25.06.2024, 11:55

"und auch "Fräulein Martha" höchstwahrscheinlich nicht. "

Dieses "höchstwahrscheinlich" finde ich etwas merkwürdig. Diese Martha ist ja schließlich deine Fiktion, was sie hat oder nicht hat, ist insofern ganz deinem Belieben anheim gestellt. Aber die Verteidigungsrede des Opas ergibt m.E. in keinem Fall einen Sinn.

"Sie ist eine Unperson. Und Opa ist ihr Besitzer. So würde ich es sehen."

Dann ist es auch keine Selbstjustiz, sie zu zerstören, und es gibt nichts zu rechtfertigen. Ein dem Tierschutzgesetz analoges Gesetz für KIs gibt es derzeit nicht. Und bei aggressiven Hunden "kommt es drauf an": https://vet.thieme.de/team-praxis/praxi ... ltens-1215

Epiklord
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Beitragvon Epiklord » 25.06.2024, 13:28

Eigenschaften wie Bewusstsein oder der Begriff „Lebewesen“, ja schwierig. Kann ja sein, dass ein KI-ler irgendwann ein Bewusstsein entwickelt. Ob mein Hund ein Bewusstsein hat, vermute ich. Ein Mensch mit lebenserhaltenden Kunstorganen ausgestattet, lebt. Eine Maschine ist kein Lebewesen. Lebewesen sind um sich selbst besorgte Systeme, die sich also um Nahrung bemühen usw. (Ein Tomagodschi-Küken hat es uns nur vorgegaukelt.)
Wenn wir diese Kunstwesen erschaffen, diese sich selbst organisieren, müssen wir uns über die Gefahren bewusst sein.

E.


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