Wer wird Murderer? Teil 1

Rubrik für Theaterstücke, Szenen, Sketche, Dialoge, Hörspiele, Drehbücher und andere dramatisch angelegte Texte
Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 08.02.2010, 01:45

Hallo ihr Lieben!
Dies ist die neuste Gemeinschaftsarbeit von Mnemosyne und mir. Leider haben wir die Funktion mit der man einen Untertitel zu einem Thema hinzufügen kann nicht mehr gefunden, also muss jetzt diese Einleitung dazu herhalten, euch das zu sagen :)
Wir hoffen, es gefällt euch! (Und keine Sorge, der zweite Teil wird kürzer)

Liebe Grüße,
Ellie





Herr Julbach, der Moderator

Die Jury:
Kuno Raasa, Richter
Ein Psychologe
Andreas Schieferling, Journalist
Pascal Roffe, PR-Beauftragter
Ein Fotograf
Gerhard Slaier, Krimi-Autor
Sven Kurtz, Verteidiger
Herr Bolke, Staatsanwalt
Herr Reffel, Gleichstellungsbeauftragter (im Folgenden abgekürzt GA)
Christoph Pfeife, Kriminologe

Drei Geschworene

Die Kandidaten
Manfred Mustermann, Bürokaufmann
Francis LeRoinne, Rollstuhlfahrer
Melanie Weiss-Menshardt, Krankenschwester (im Folgenden abgekürzt MWM)
Li Wang, Chinese
Jonathan Löwental aka Kevin Hilsoff, ein Junge
Winfried und Thomas Mosse, Zwillinge
Mieke Lohmer
Frank Büchel, Schauspieler




Wer wird Murderer?
Ein Theaterstück von Merlisabeth Thörl



Moderator: Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren Jurymitglieder, liebe Geschworene! Danke, dass Sie alle gekommen sind. Ich begrüße Sie herzlich zur heutigen Sitzung unserer Findungskommission.
Wir sind heute hier, um über einen außergewöhnlichen Fall zu beraten: Wie Sie sicher bereits der Presse entnommen haben, beobachteten am Abend des 21. April einige Wartende an der Haltestelle Marienhospital ein schreckliches Ereignis. Eine unbekannte Person fiel von der nahegelegenen Brücke auf die Gleise, wo sie von einem durchfahrenden Zug erfasst und noch mehrere Kilometer mitgeschleift wurde. Manche wollen im Hintergrund eine sich rasch vom Schauplatz entfernende Person gesehen haben.
Die Bürger Gohrstettens sind alarmiert. War es Mord? Wer ist der Täter? Diese Fragen beschäftigen die Leute. Und wir werden ihnen bald eine Antwort geben.
Eine nicht mehr identifizierbare Leiche, ein unklarer Sachverhalt, ungenaue Zeugenaussagen und die Angst vor einem Mörder – um die Öffentlichkeit zu beruhigen haben wir darum gebeten, dass sich Interessierte vorstellen, die bereit wären die Rolle des Mörders zu übernehmen.
Nach wochenlanger, sorgfältiger Vorauswahl stellen wir Ihnen heute die 8 eindrucksvollsten aus mehreren Dutzend Bewerbern vor:
Bitte begrüßen Sie mit mir unseren ersten Kandidaten: Manfred Mustermann! Ein Herr aus gut bürgerlichen Verhältnissen. Manfred Mustermann, Bürokaufmann einer örtlichen Speditionsfirma. Guten Tag, Herr Mustermann.

Mustermann: (ein graumelierter Herr von Mitte 50 in Anzug und korrekt gebundenem Schlips tritt ans Mikrophon) Guten Tag. Der Herr Julbach hat mich ja bereits vorgestellt. Ich möchte noch ergänzend bemerken, dass ich glücklich verheiratet bin, zwei Kinder und einen Hund habe und meine Freizeit dem Angelsport widme.

Moderator: Schön. Dann erzählen Sie uns doch einmal ihre Variante des Tathergangs.

Mustermann: Nun, wissen Sie – Sie sind ja alle wichtige und einflussreiche Männer, aber auch unsereiner macht sich so seine Gedanken. „Was kann im Kopf eines Bürokaufmannes schon groß vorgehen?“ werden Sie fragen, mutmaßend, dass außer für Akten, Termine und Telefonnummern kein Platz ist. Und so war es ja auch lange, viel zu lange Zeit. Einförmig versah ich mein Tagwerk, eine Woche, eine Stunde, eine Minute glich der anderen aufs Haar. Wie lange hätte es so weitergehen können? Vielleicht ein Leben lang, wie bei so vielen, bedauernswerte Ameisen im emsigen Haufen. Doch ganz hat die Maschine meinen freien Geist nicht in Ketten legen können, der
an einem trüben Nachmittag, als ich dösend vor meinem Schreibtisch saß, zuletzt jene Frage gebar, die jenem armen Tropf zum Verhängnis werden sollte: Kann es denn nicht anders sein? Ist denn jeder meiner Schritte vorgezeichnet, bin ich verdammt, wie ein überzisiliertes Uhrwerk abzulaufen bis an das Ende meiner Tage? Ich versuchte natürlich, mich zu beruhigen, wie ich es früher getan hätte, wollte mich darauf herausreden, ich könnte, wenn ich wollte, auch anders – vergebens. Ich glaubte mir nicht mehr. Ich brauchte Beweise. Alles Gerede konnte ebenso gut ein Selbstbetrug sein im Dienst meiner Unfreiheit – eine Tat allein taugte mir noch zum Zeugen! Eine Tat, so ungewöhnlich, so ungeheuerlich, so jenseits von Recht, Gesetz und Sitte, zugleich so spontan und sinnlos, dem Gesetz des Nutzens selbst entzogen, dass sie über das Tosen der Welt den stolzen Ruf vernehmen lasse: Hier bin ich, Manfred Mustermann, und ich bin FREI! Lange sann ich nach, was ich tun konnte. Mich auf dem Marktplatz ausziehen und vor aller Augen durch die Stadt flanieren, wie ich zur Welt kam? Ins Rathaus gehen, um den aufgeblasenen Verordneten öffentlich zu zu schreien, was ich von ihnen halte? Alles schien mir zu banal. All das erlaubte die Rückkehr in die menschliche Gemeinschaft, von deren Herrschaft entbunden zu sein ich doch zu demonstrieren wünschte. Schließlich fiel mir wie Schuppen von den Augen, wovor meine Gedanken die ganze Zeit furchtsam davon geeilt waren, um der Konsequenz zu entgehen, dass dies und nur dies vermochte, was ich wünschte: Mord! Einen anderen töten, grundlos, heimtückisch, hinterrücks, ohne den geringsten Vorteil davon zu haben – das und nichts geringeres war zu tun!
Ich ließ mir nichts anmerken, wartete bis Feierabend und verließ das Büro, äußerlich ruhig, doch innerlich kochend vor Erregung. Die Welt lebte unter meinen Augen auf – überall mochte der Schauplatz zu der großen Tat sein, die ich zu tun im Begriff war! Und dann, auf der Brücke, stand dieser mir völlig Fremde, mit dem Rücken zu mir, arglos, harmlos, sinnend in die Ferne blickend.
Da war mir alles klar: Hier sah ich mein Rhodos, hier ließ ich springen – über die Klinge, meine gelehrten Herren, sie verstehen die kleine Anspielung – ich stieß ihn, er fiel, und als sein Körper unten aufschlug, als ich so ganz grund- und sinnlos gegen alles verstoßen hatte, was man mich seit jeher zu lehren versuchte – da wusste ich, was ihr alle nur hofft und was mir Mauern und Gitter nimmer nehmen werden: Ich bin ein freier Mensch.

Krimiautor: (bei sich) Dass ich das noch erlebe, dass jemand diesen verquasten Stuss außerhalb eines Romans ernsthaft vorträgt... (schüttelt den Kopf)

Moderator: (amüsiert) Sie sehen, ein Mensch wie du und ich. Gibt es Fragen?

Psychologe: (Nimmt einen Stift zur Hand und rückt seinen Block zurecht während er sich zurücklehnt.) Sie sagten eben, ihre Tat solle spontan und sinnlos sein. Inwiefern war sie denn sinnlos, wenn sie doch dem Zweck diente, Sie von der Herrschaft der Gemeinschaft, wie Sie es ausdrückten, zu befreien?

Mustermann: Wortklauberei! Ich sprach vom Sinn, wie ihn die Ameisen verstehen: Für die das sinnvoll ist, was sie als Ameisen sich angenehm befinden lässt. In meiner Tat hingegen stand die Freiheit nur sich selber zu Gebote. Sie folgte keinem äußeren Zweck und Zwang – Wozu denn Freiheit? ist die Frage, an der Ihre Sophisterei verzweifeln muss. Wer seiner Freiheit folgt, kann niemals Diener sein.

Psychologe: (Er kritzelt kurz etwas auf seinen Block und blickt wieder auf.) Sagen Sie mal, wie viele Stunden pro Woche arbeiten Sie eigentlich?

Mustermann: Was tut denn das zur Sache? (stutzt) Oh, ich verstehe. Durchaus verständlich, dass ein Mann wie Sie das Große für das Kranke nimmt, wo er es sieht. Sie lieben Ihren Käfig allzu sehr, wo man Sie achtet und Ihr Titel etwas gilt. Deshalb fürchten Sie die Wahrheit, die Sie durchaus kennen – nämlich dass es trotz allem doch ein Käfig bleibt - und all jene, die Sie daran erinnern, hassen Sie. Für verrückt wollen Sie mich erklären? Wohlan, ich widerspreche nicht, ich bin so frei!
Ver-rückt: Was heißt das zuletzt anderes als: Außerhalb des Käfigs?

Journalist: Bedauern Sie Ihre Tat eigentlich? Das Opfer hatte vielleicht eine Familie, Kinder – Was ist mit denen? Der arme Mensch hat Ihnen doch nichts getan.

Mustermann: Aber darin liegt doch gerade die Größe meiner Tat! Natürlich kenne ich Mitleid, aber ich bin stark genug mich Kraft meiner Freiheit darüber hinwegzusetzen.

Psychologe: Woher wissen Sie denn, dass diese Tat frei war? Vielleicht sind Sie ganz anderen Antrieben gefolgt – dem Wunsch nach Macht, Größe, Ruhm, um nur einige zu nennen.

Mustermann: (mit einem herablassenden Blick) Ich weiß es eben.
Er wartet kurz auf weitere Fragen, nickt dem Moderator zu und verlässt den Raum

Krimi-Autor: Ein pseudo-Intellektueller der uns eine ehemals große Romanidee als eigene Schöpfung ausgeben will. Soso. Leider wirkt das in der Realität ganz und gar nicht überzeugend, oder kann jemand von Ihnen etwas damit anfangen?

Niemand meldet sich, der Moderator räuspert sich und sieht auf seinen Zettel.

Moderator: Und jetzt zu unserem zweiten Bewerber: Francis LeRoinne! Francis, Sie sind ein ungewöhnlicher Kandidat für diesen Wettbewerb, was hat Sie dazu bewogen sich anzumelden?

Rollstuhlfahrer: (räuspert sich verlegen) Nun wissen Sie, das Leben im Rollstuhl ist nicht sehr erfüllend. Ich will einmal wie alle anderen sein. Ich will Abenteuer! Aufregung! Erlebnisse! (er redet sich in Begeisterung) Einen Mord zu begehen ist... ungewöhnlich. Es ist für mich sozusagen der komprimierte emotionale Rausch eines durchschnittlichen Individuums! Verstehen Sie? Das ist meine Möglichkeit dem ewigen Mitleid zu entkommen! (er verschluckt sich fast, hustet und bricht seine Rede ab)

Moderator: (mit unbewegter Miene) Mister LeRoinne -

PR: (verächtlich) Das nimmt uns niemand ab. Wie sollen wir ihn denn vermarkten? Also nein, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. (wendet sich an den Journalisten) Was meinen Sie denn dazu, Herr Schieferling?
Journalist: Fantastisch! Mein Herr, die Öffentlichkeit wird begeistert sein! Ein mordender Rollstuhlfahrer. Eine Geschichte voll Verbitterung! Phänomenal!

Moderator: Verzeihen Sie meine Herren, lassen wir unseren Gast doch zunächst seine Geschichte vortragen – Bitte, Herr LeRoinne.

Rollstuhlfahrer: (nun wieder verunsichert) Also... ok! (strafft die Schultern, setzt sich auf) Es war der Abend des 21. April. Ich saß in meinem Heim und sah einen Film, einen Kinderfilm um genau zu sein, den ich schon in frühen Jahren verachtete: Bambi!
Und während ich so zusah wie seine Mutter ermordet wurde fiel mir auf, dass dieses Rehkitz alles verkörperte, was ich an mir selbst bemängelte. Es war schwach, es war klein, es war ängstlich und unsicher. Es war ein Nichts ohne die Hilfe Anderer! Genau wie ich.
Mich erfasste eine unbändige Wut auf alles und jeden. Daher machte ich mich auf um dem erstickenden Gefängnis meiner Wohnung zu entkommen. (er beginnt seine Erzählung mit ausholenden Gesten zu unterstreichen) Auf dem Weg zum Stadtpark musste ich besagte Brücke überqueren. Das Gefälle dort hinauf ist für einen Rollstuhlfahrer nicht einfach zu überwinden, aber um es uns armen, bemitleidenswerten Geschöpfen leichter zu machen, gibt es dort eine Rampe. Nicht nur das, auch ein Geländer wurde installiert damit wir uns ohne fremde Hilfe hinauf begeben können!
(er holt tief Luft, der Gleichstellungsbeauftragte hängt ihm an den Lippen, während der Journalist mit fliegendem Stift jedes Wort notiert. Der Richter klopft gelangweilt mit einem Kuli auf den Tisch, während der PR-beauftragte skeptisch die Stirn runzelt. Der Rollstuhlfahrer spricht schnell und erregt weiter, die Hände theatralisch erhoben)
Ist das nicht der Gipfel aller Unverschämtheit? Mir jedenfalls wurde es zu viel. Und als ich oben angekommen auch noch diesem Menschen begegnete der sich natürlich prompt umdrehte und mir verständnisvoll zulächelte – da ging es mit mir durch, verstehen Sie? Kurzerhand stieß ich diesen widerwärtigen Kerl von der Brücke. Ja ich gestehe, ich habe ihn umgebracht! (er sinkt zurück in seinen Rollstuhl, plötzlich wieder ganz unauffällig, und sieht die Jury erwartungsvoll an, niemand sagt etwas)

Moderator: Äh... Ja, wir danken Ihnen Mister LeRoinne. Die Jury würde sich nun gerne beraten sofern es keine Fragen mehr gibt? (er schaut in die Runde, niemand regt sich)
Ja, dann werden wir nun mit der Beratung fortfahren, bitte hier entlang... (er weist dem Rollstuhlfahrer den Weg zum Ausgang)

GA: Meine Herren, ich bin begeistert! Ein von der Natur aus behi... benach... herausgeforderter nimmt den Kampf auf und rächt sich an seiner Umwelt für die herabsetzende Behandlung!

Richter: Also nee, det können se doch net machen, dat se jemanden von de Brücke schubsen weil de net jelächelt hat! Det is doch jeck.

Pfeife: (mit einer abwehrenden Geste) Jaja jetzt lassen wir das mal so stehen. Abgesehen davon repräsentiert er doch niemanden, wir haben ja keine Schwierigkeiten mit gewalttätigen … (er zögert, sieht zum GA) Gehbehinderten in der Bevölkerung. Wenn wir ihm den Mord zuschreiben ist das doch in den Augen der Leute ein absonderlicher Einzelfall den sie schnell wieder vergessen.

Psychologe: Recht haben sie, der erzieherische Effekt würde einfach verpuffen.

PR: Außerdem – wie hat er es denn eigentlich geschafft aus seiner tiefen Sitzposition heraus das Opfer über das doch wesentlich höhere Geländer zu schubsen?

GA: Kleinkariertes Geschwafel. Er bewegt sich doch tagtäglich mit den Armen fort, selbstverständlich entwickelt man in einer solchen Situation herausragende Muskeln! Er wäre ohne weiteres stark genug jemanden über eine Brüstung wie die der besagten Brücke zu werfen.

Rechtsanwalt: Da fragt sich nur, warum wir ihn noch nicht beim paralympischen Gewichtheben gesehen haben...

(Alle außer dem GA lachen. Man notiert sich etwas auf den Bewertungszetteln)

Moderator: Fahren wir fort. Die Dame, die ich Ihnen nun vorstellen werde, ist sicherlich ein ungewöhnlicher Kandidat. In ihrem Beruf geht es eigentlich darum, Menschenleben zu retten und nicht, sie zu beenden! Dass es zuweilen auch anders ist, erfahren Sie jetzt von Frau Melanie Weiss-Menshardt selbst. (Er winkt sie herein und ans Mikro) Bitte, Frau Weiss-Menshardt.

MWM: (Knetet ihren Hut in den Händen, leise) Hallo. (Es gibt eine Rückkopplung, sie schreckt zurück und räuspert sich) Ich bin die Melanie. Ich bin Krankenschwester, hinten im Marienhospital. (sie deutet schwach die Richtung an und schweigt)

Moderator: Vielen Dank, Frau MWM. Sie sind also Krankenschwester. Wie kam es denn zu diesem Vorfall? War der Verstorbene einer Ihrer Patienten?

MWM: Ach nein, er lag ja extra auf Station C und ich arbeite doch auf D. Der Herr Doktor hat das so angeordnet, weil er war doch mein Vater. Also nicht der Doktor, sondern der... der...

Moderator: ...Der Verstorbene?

MWM: (sich die Augen tupfend, leise) Ja.

Moderator: Was hatte ihr Herr Vater denn?

MWM: (schluchzt) Krebs! Seine Lunge war ganz zerfressen, er konnte ja kaum noch reden. Ach und dabei hat er doch die Mama schon so früh verloren...

Moderator: Das ist wirklich furchtbar (er reicht ihr ein Taschentuch) Aber doch noch lange kein Grund ihn von der Brücke zu schubsen?

MWM: (entrüstet) Was denken Sie denn? Ich habe ihn geliebt! Niemand hat mehr unter seinem Tod gelitten als ich! Ach, Sie hätten ja auch nicht anders gekonnt, wenn Sie ihn gesehen hätten. Das war doch kein Leben mehr, immer hatte er Schmerzen, er konnte ja nichtmal alleine aufstehen! Er hat ja selber schon davon geredet es zu beenden, aber er war zu schwach. Zu schwach! (Schnäuzt geräuschvoll in das Taschentuch) Es war gut, dass er mich noch hatte. Ich war es, die mit ihm spazieren gegangen ist wenn keiner sonst Zeit hatte! Ich habe ihm neue Zigarren gekauft, wenn die Ärzte sie ihm weggenommen haben!

Moderator: Ja... Wirklich freundlich von Ihnen. Was geschah denn nun am fraglichen Abend?

MWM: Also gut. Ich bin nach der Arbeit noch zu meinem Vater gegangen, weil wir ja immer noch spazieren gehen, sonst tut das ja keiner mit ihm. Eigentlich habe ich ja da schon gemerkt, dass irgendwas anders war, er hat so geguckt... Ja und dann sind wir unsere übliche Runde gelaufen. Also durch den Park an der kleinen Eisdiele vorbei und dann über die Brücke, Sie wissen ja, da ist doch dieser kleine Weg der zur anderen Seite des Krankenhauses führt... Meinem Vater ging es sehr schlecht. Er hat die ganze Zeit erzählt wie schlimm es ist, und wie schön es früher war, als Mama noch gelebt hat und er noch jeden Sonntag mit seiner Maschine gefahren ist. Ich habe versucht ihn zu trösten, aber er meinte nur wie lieb er mich doch hat und dass ich das Einzige bin was er noch hat und dabei hat er mich so traurig angeguckt. Oben auf der Brücke hat er sich dann weggedreht und ans Geländer gestellt und gar nichts mehr gesagt, nur nach unten geguckt hat er. Ich hab natürlich gewusst was er wollte, Sie können sich das gar nicht vorstellen wie das war. (schnieft) Ich hab mich fast nicht getraut, aber er war doch mein Vater und ich kann doch nicht sehen wie mein Vater so leidet also hab ich... hab ich... (heult) hab ich ihn eben...

Moderator: heruntergestoßen?

MWM: genau! (schluchzt noch, fängt sich aber scheinbar wieder) Ach er war doch früher so stark und da war er so.. so schwach. Ich hab ihn ja fast nur angestubst, früher (heult wieder) früher hätte er das nicht einmal gemerkt! Und da ist er gefallen... (bricht wimmernd zusammen)

Moderator: (während er den Sicherheitsdienst herbei winkt) Bitte entschuldigen Sie, meine Damen und Herren, die Kandidatin ist offenbar nicht in der Lage, Fragen zu beantworten. Sie werden später die Gelegenheit dazu erhalten welche zu stellen.

(MWM wird von zwei Sicherheitsleuten gestützt aus dem Raum geführt.)

Moderator: Nun begrüßen Sie mit mir unseren nächsten Kandidaten Li Wang aus Hongkong! Li, weshalb sind Sie heute hier?

(Krimiautor blickt auf, schüttelt mißbilligend den Kopf und beginnt, in seinen Unterlagen zu wühlen.)

Chinese: (ein kleiner, schlitzäugiger Mann in etwas, was man Touristen zu überhöhten Preisen als traditionelle Chinakleidung verkauft, kommt auf die Bühne geeilt, verbeugt sich steif, grinst debil und tritt ans Mikrophon) Einen wundelschönen Tag zusammen, meine Hellen. Also, am flaglichen Fleitag...

Krimiautor (springt von seinem Sitz auf): Ich hab´s! Ich hab´s!

Moderator: Was haben Sie?

Krimiautor: Etwas, was uns Zeit spart. Erlauben Sie. (Geht, ein Blatt Papier in der Hand, zum Moderator und hält es diesem vor.) Diese Liste, eine sehr verdienstvolle Arbeit einiger meiner höchst angesehenen Kollegen selig, zählt die Dinge auf, die in jedem Kriminalfall unter allen Umständen zu vermeiden sind. Und wie heißt es da bei Punkt 5?

Moderator: (liest) „No Chinaman must figure in the story.“

GA: Skandalös!

Krimiautor: Glauben Sie mir, diese Liste enthält nichts ohne Grund. In einem gelungenen Mordprozess, das ist das Ergebnis von mühevollen Jahrzehnten des Ringens um die unterhaltsame Präsentation von Kriminalfällen, hat ein Chinese nichts verloren.

Moderator: Ich verstehe. (zum Chinesen) Nun, Herr Wang, damit scheiden Sie leider aus. Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen.

Chinese: Unelhölt. Ich habe mich wochenlang auf die Lolle volbeleitet, und nun das.
(lauter) Ich werde mich über Sie beschweren, dass Sie´s nur wissen!
(geht ab).

GA: Halt! Holen Sie ihn zurück!

Krimiautor: Nein! Der Chinese bleibt draußen! Die Liste ist in diesem Punkt ganz eindeutig!

GA: Liste! Also wirklich! Ich gestehe Ihnen ausdrücklich das Recht zu, groben Blödsinn zu reden, rate Ihnen aber, nicht so häufigen Gebrauch davon zu machen. Ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum ein Chinese nicht in einen Kriminalfall verwickelt sein sollte.

Krimiautor: Ach Sie haben ja keine Ahnung! Das zeigt nur wie ungebildet Sie sind – keinen blassen Schimmer von guter Literatur haben Sie! Diese Liste wurde von den besten, den allerbesten Krimiautoren aller Zeiten geschrieben!

PR: Ich möchte diese Regel ebenfalls unterstützen. Überlegen Sie sich doch einmal, welchen Effekt ein Mörder auf Fernsehzuschauer und Zeitungsleser haben sollte: Selbstverständlich muss er abschreckend und gefährlich wirken, zugleich aber sollte er einen vertrauten Zug an sich haben, man muss sich mit ihm identifizieren können. Nur so kann der Bürger tatsächlich beeinflusst werden und den Fall dauerhaft im Gedächtnis behalten. Die chinesische Physiognomie ist in dieser Hinsicht denkbar ungeeignet: Wir können sie kaum voneinander unterscheiden, geschweige denn aus ihren Mienen lesen. Wie viel Verbindung hätten Sie, Herr Reffel, zu einem solchen Mörder?

GA: Selbstverständlich die selbe wie zu jedem anderen auch! Es sind doch alles Menschen. Was erdreisten Sie sich zu behaupten, die Bevölkerung könnte sich nicht mit einem Chinesen identifizieren, immerhin sind 1,3% der Einwohner unseres Landes Chinesische Bürger. Dabei sind diejenigen, die die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben, noch gar nicht mitgezählt! Das ist blanker Rassismus was Sie hier von sich geben!

Krimiautor: Aber, aber, Herr Reffel, ganz im Gegenteil. Diese Regel dient dazu, den Chinesen nach jahrzentelanger Verteufelung durch die Kriminalliteratur zu schützen. In fast jedem zweiten Werk zu dieser Zeit war stets der Chinese der Mörder! Halten Sie das dadurch entstandene Bild Chinas für erstrebenswert?

Moderator: Meine Herren, ich unterbreche Sie nur ungern, aber es wird Zeit für den nächsten Bewerber!

GA: (grummelt) Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Aber gut, dann holen Sie mal den nächsten!

Einer der Sicherheitsleute betritt den Raum und flüstert dem Moderator etwas ins Ohr.

Moderator: Nun wie es scheint hat sich Frau Weiss-Menshardt inzwischen wieder ein wenig beruhigt. Dann haben Sie jetzt noch die Möglichkeit, ihre Fragen an die Kandidatin zu stellen.

MWM kommt herein. Sie hält mehrere Packungen Taschentücher in beiden Händen und schnieft.

Staatsanwalt: Na, haben wir uns wieder eingekriegt? Dann können Sie...

GA: (unterbricht den Staatsanwalt) Nun die Dame hat sich sicherlich wieder „eingekriegt“ - bei Ihnen bin ich mir da weniger sicher!

Staatsanwalt: Also jetzt lassen Sie mich doch mal meine Frage stellen, wir sind schließlich alle erwachsen und können uns ein wenig benehmen, oder? Ja, danke, dann fallen Sie mir nicht ins Wort. Also Frau Menshardt, ich darf mal zusammenfassen: Sie haben ihren alten, kranken Vater auf eine Brücke gelockt und ihn anschließend dort heruntergestoßen weil er ein trauriges Gesicht gemacht hat – stimmt das so in etwa?

MWM: (beginnt wieder zu heulen) Aber... Ja nein, so war das doch nicht... Ich habe ihn doch geliebt!... (Sie jammert und heult Rotz und Wasser) Sie können doch nicht... Er hat doch vorher schon... (Ihre Stimme versagt und sie heult nur noch)

Psychologe: (räuspert sich) Ihnen wird vielleicht bekannt sein, dass in Ländern, in denen Sterbehilfe legal ist, in jedem Fall mehrere Gutachten eingeholt werden um sich des Willens des Patienten und seiner geistigen Gesundheit zu versichern. (sehr sanft) Glauben Sie, so etwas wäre nötig, wenn man den Patienten ihren Wunsch von den Augen ablesen könnte? Ist Ihnen nie der Gedanke gekommen, dass Sie den Blick ihres Vaters vielleicht missverstanden haben könnten?

Journalist: Und selbst wenn Sie Recht hatten - Vielleicht hätte er es sich am nächsten Tag ja wieder anders überlegt?

Krimi-Autor: Vielleicht wäre er ja am nächsten Morgen auch wieder gesund gewesen? Schonmal was von Spontanheilung gehört? Soll ja öfter vorkommen...

MWM: (stottert unsicher) Sie nehmen das ja gar nicht... also... Ja, aber er hat doch... ach, also ich meine...

Richter: Nu lassen se et ma jut sein. Aber Sie als Krankenschwester, se ham doch jenuch andere Möchlichkeiten det zu erledigen, dat hätten se doch nich so machen müssen...

MWM: (steht völlig verdattert da und erwidert einige Sekunden lang nichts. Dann besinnt sie sich auf ihre Rolle und beginnt wieder zu jammern und zu heulen)

Moderator: Vielen Dank Frau Weiss-Menshardt, gehen Sie doch mal nach hinten durch, dort bekommen Sie sicher ein Glas Wasser. Da setzen Sie sich erstmal hin und beruhigen sich etwas, wir geben Ihnen dann Bescheid.

MWM schlappt mit gesenktem Kopf aus dem Raum.

Kriminologe: Schade, die Euthanasie-Debatte wäre interessant geworden.

Staatsanwalt: Ja, ja da stimme ich Ihnen zu. Eine vernünftige Diskussion über Patientenwillen, Moral und das Gesetz wäre erhebend gewesen. Nicht wahr, Herr Kurtz?

Verteidiger: In der Tat. Da hätten wir uns einen richtigen Kampf vor Gericht liefern können. Aber so wie die Dame ihren Fall dargestellt hat ist es natürlich unbrauchbar.

Moderator: Da Sie sich anscheinend schon einig sind, bitte ich jetzt unseren nächsten Gast herein: Kevin Hilsoff!

Auftritt Jonathan (groß, schlank, auffällig blass, blonde kurzrasierte Haare)

Moderator: Kevin, du bist heute hier um uns von dem grausamen Mord in Gohrstetten zu berichten. Du bist sechzehn Jahre alt und bei deinen Freunden nur als „Da K!llÄz“ bekannt. Bitte erzähle uns zunächst etwas mehr über dich.

Jonathan: Ja... äh... Ich bin Kevin, sechzehn Jahre alt und chill halt gern mit meinen Kumpeln im Park. Ja... hm. Sonst zock ich meistens GTA, CS, und Resident Evil. Hm. Joa... (zuckt etwas ratlos mit den Schultern)

Moderator: Vielen dank, Kevin! Nun, wie kam es denn eigentlich zu diesem Mord?

Jonathan: Ja also wir hatten da so ne Lan-Party, ne? Und ham GTA gezockt und naja, irgendwann hatt ich halt Kohldampf, ne? Also bin ich dann Pizza-Hut gegangen und da stand halt so n Typ auf der Brücke, da über den Schienen. Naja, ich war halt noch voll im Spiel, ne, und hab den da runtergeschubst. Dachte halt das gäb extra Punkte. Naja...

Moderator: (begeistert) Meine Damen und Herren! Welch sinnlose Tat! Kevin, was geschah denn anschließend, was hast du danach getan und empfunden?

Jonathan: Noja, ne, hab halt meine Pizza geholt und bin wieder in die Bude, die ham ja auf mich gewartet mit dem game. Dann ham wa weitergezockt, ham aba nich mehr Rammstein gehört. Hatte keinen Bock mehr drauf.

Moderator: Vielen Dank, Kevin, für deinen interessanten Bericht! Gibt es Fragen an den Kandidaten?

Psychologe: Aha, ja, sehr spannend, Kevin. Erzähl uns doch mal von deiner Familie – Unternimmst du viel mit deinem Vater?

Jonathan: Öh. Nö... Der zieht sich doch immer was inner Glotze rein. Naja, manchmal mach ich halt mit. Aba erst wenn die geilen Sachen kommen, halt nachts, ne. Is echt voll porno.

Psychologe: Und deine Mutter?

Jonathan: Ach die! (spuckt verächtlich auf den Boden, Moderator weicht etwas zurück)

Psychologe: (notiert murmelnd auf einem Blatt) ...zerrüttete Familienverhältnisse... Vater Alkoholiker, Mutter keine Respektsperson... exzessiver Konsum von Gewaltmedien...

GA: Sind Sie Angehöriger einer oder mehrerer diskriminationsfähiger Minderheiten?

Jonathan: HÄH?!

GA: (seufzt, notiert umständlich „Bildungsferne Schicht“) Sind Sie Jude?

Jonathan: Nö.

GA: Haben Sie einen Migrationshintergrund?

Jonathan: (guckt verwirrt) Nö. Hab Lara Croft aufm Desktop.

GA: Sind Sie in irgendeiner Weise körperlich oder geistig beeinträchtigt?

Jonathan: Nö.

GA: Leiden Sie an einer schwerwiegenden Krankheit? Zum Beispiel Aids?

Jonathan: Nö.

GA: Hochbegabt?

Jonathan: Nö.

GA: Beamter?

Jonathan: Nö.

GA: Schwul?

Jonathan: What the fuck? Du Wichser, ich schubs dich gleich von Brücke! Ich mach dich Krankenhaus! (springt auf den GA zu um ihn anzugreifen)

Moderator: Sicherheitsdienst!
Auftritt zwei Sicherheitsleute, ergreifen „Kevin“ und zerren ihn Richtung Ausgang

Fotograf: Halt! Moment! (springt hinterher, wild ein paar Fotos knipsend)
Wachen drehen Kevin zur Kamera, zeigen ihn kurz und entfernen ihn dann.

Geschworene1: (entrüstet) Nenene... diese Jugend!

Geschworener2: Diese Computer!

GA: (Seine Vorredner nachäffend) Diese Brücken!

Krimi-Autor: (genervt) Dieser Unsinn!

Moderator: Sie können sich nun kurz über den Kandidaten beraten. Was halten sie von ihm, ist er unser Mann?

Kriminologe: Unbedingt! Er ist genau der, den wir suchen. Dieser Junge verkörpert auf bemerkenswert klare Weise einen Typus von Kriminellen, der im Bewusstsein der Öffentlichkeit noch nicht ausreichend verankert ist und mit dem wir in Zukunft noch oft zu tun haben werden.

Krimi-Autor: Ach was! So einen Typus gibt es gar nicht, der wurde doch von den Medien erfunden, ne Herr Schieferling? Das ist doch Geschmacksfaschismus. Der lenkt nur ab, wir haben keine Probleme mit irgendwelchen Computerspielen! Wenn die Jungen Steine werfen, verbieten sie dann auch Tetris?

Schieferling: Ich weiß nicht wovon Sie sprechen, Herr Slaier. Der Junge ist ausgezeichnet. Er hat seine Geschichte überzeugend dargestellt, es ist einfach seine Version der Bevölkerung nahe zu bringen und außerdem ist er dem Durchschnittssohn der Durchschnittshausfrau auch noch ähnlich genug, dass große Teile der Öffentlichkeit ihre eigenen Kinder in ihm wiedererkennen können. Und gegen eine etwas kritischere Grundhaltung medialer Gewaltdarstellung gegenüber haben Sie doch sicher auch nichts – oder fürchten Sie um ihren Job? (er schnaubt ein Lachen)

Krimi-Autor: Da macht sich der Bock zum Gärtner! Sie servieren uns doch unsere tägliche Leiche zum Frühstück!

Psychologe: Bei allem Respekt für Ihre Position, Herr Slaier -man sollte Computerspiele in der Tat nicht überbewerten- denke ich doch, dass Kevin ein geeignetes Exempel darstellt. In dem Moment in dem ein Jugendlicher sich in solchen Spielen verliert, ist schon ganz schön viel schief gelaufen. Sie sind eher Symptom als Ursache. Wir müssen durch diese Oberfläche hindurchsehen zu den tatsächlichen Problemen unserer Gesellschaft: dem Bildungssystem und der Stellung der Familie heutzutage – Eltern haben keine Zeit mehr für ihre Kinder und die Kinder werden in den Schulen zu reinen Arbeitsmaschinen erzogen. Wo bleibt der soziale Aspekt? Das ist es, worüber wir nachdenken müssen und Kevin ist ein geeigneter Fall um dies der Allgemeinheit nahe zu bringen.

Slaier: Amen.

PR: (kramt in seinen Papieren) Hmh. Faszinierend. Der Junge heißt eigentlich Jonathan Löwental und seine Eltern sind beide Ärzte! Ganz talentierter Schauspieler, der Kleine. Das hat der ziemlich gut gemacht. Wenn wir ihn ein bisschen briefen könnte er fast schon Spitzenpolitiker werden.

Richter: Jaja. Nu guggen wa uns erstmal de anderen Kandidaten an, nich? (er nickt dem Moderator zu)

Moderator: Kommen wir nun zu zwei Herren, die zumindest äußerlich einen vorläufigen Höhepunkt des heutigen Abends ausmachen werden. Sie sind knallhart, sie sind skrupellos und sie gleichen einander wie ein Ei dem anderen: Einen Applaus für die Mosse-Zwillinge Winfried und Thomas!

Krimiautor: (während die beiden vortreten) Nicht schon wieder! Meine Herren, das geht nun wirklich nicht! Erst ein Chinese und jetzt auch noch Zwillinge! Punkt zehn meiner Liste besagt doch ganz eindeutig -

Richter: (den Kopf auf der linken Hand aufstützend) Herr Slaier, nu is aber ma jut, ne? Wat wollen se denn eijentlisch, se haben doch schon den netten Chinsesen rausjeschmissen, der hett mir eijentlisch janz jut jefalle. Det is ja numa keen Krimi hier. Also halten se jetzt ma schön die schnüss un lassen se de Herren ausreden.

Krimiautor: Das einem Herrn von ihrem Duktus der Sinn für die Feinheiten der Literatur abgeht, wundert mich nicht im geringsten! Ich würde Sie bitten sich zunächst mit dem Hochdeutschen vertraut zu machen bevor Sie weitere niveaulose Kommentare von sich geben.

GA: (schlägt mit der Faust auf den Tisch) Hören Sie auf! Das ist ja nicht auszuhalten! (Richter und Krimiautor schauen verdutzt)

Moderator: (an die Zwillinge gerichtet) Dürfte ich Sie bitten ihre Geschichte zu erzählen?

W.&T.: (verbeugen sich zeitgleich und beginnen simultan zu sprechen) Es dürfte allgemein bekannt sein, dass zwischen Zwillingen eine außergewöhnliche Verbindung besteht. (Sie sehen sich irritiert an, gestikulieren kurz, schließlich spricht Winfried alleine weiter)

Winfried: Zwillinge sind viel enger miteinander verbunden als normale Geschwister. Sie wissen zu jeder Zeit wie es dem anderen geht, meist sogar woran er denkt und was er tut. Es ist die stärkste Verbindung, die zwischen zwei Menschen bestehen kann.

Thomas: Viele würden sagen, die Liebe sei stärker. Aber das ist sie nicht. Die Liebe, die wundersamste aller Gefühlsregungen, die heilige Empfindung und all der Quatsch, ist nichts im Vergleich zu dem, was man sich selbst wert ist. Und einen Zwilling zu haben ist, als würde man doppelt existieren.

Winfried: Vielleicht haben Sie jetzt eine leise Ahnung, was es bedeutet, wenn diese Beziehung bedroht wird. Unsere Bedrohung hieß Marie. Sie war 27 Jahre alt, hatte wunderschöne, seidige schwarze Haare und schien mir die Erfüllung all meiner Sehnsüchte zu sein, als ich sie im Waschsalon kennen lernte.

Thomas: Die beiden verliebten sich praktisch sofort. Meist besuchte Winfried Marie in ihrer Wohnung. Sie war eigentlich kaum bei uns. Es lief gut. Ich allerdings hatte seit längerem keine Freundin mehr gehabt. Unter Zwillingen ist es ja nun natürlich nicht ungewöhnlich, dass sie sich für die selben Frauen interessieren. Und Marie war wirklich eine Schönheit.... Meine Chance kam, als Winfried einmal überraschend für einen Tag nach Hamburg musste, und keine Zeit mehr gehabt hatte um Marie Bescheid zu sagen. Die kam nichtsahnend ausgerechnet dann bei uns vorbei.

Winfried: Eigentlich hatte Thomas ja nichts böses vorgehabt. Die Freundin des Bruders ist absolut tabu! Aber Marie fiel ihm noch in der Tür um den Hals und küsste ihn – sie dachte er sei ich, weiß der Himmel warum.

Thomas: Ich habe dein Aftershave benutzt.

Winfried: Das wird es gewesen sein. Jedenfalls konnte er sich eigentlich gar nicht wehren als Marie ihn nach der Begrüßung geradewegs ins Schlafzimmer zerrte. Spätestens da merkte er, dass sein Interesse tieferer Natur war.

Thomas: Kurz gesagt: Ich war verliebt und wurde eifersüchtig. Ich richtete es so ein, dass mein Bruder öfter weg musste, und Marie nichts davon erfuhr. So baute ich in kurzer Zeit meine eigene Beziehung mit ihr auf. Tja, ich weiß gar nicht genau wann, aber irgendwann wurde mir klar, dass Marie durchaus wusste mit wem sie sich da immer öfter wirklich traf... Es dauerte auch nicht lang bis Winfried mir erzählte, dass er glaubte, seine Freundin würde ihn betrügen. Wir saßen am Küchentisch beim Abendessen, und ich wusste nicht so recht, was ich darauf antworten sollte. Plötzlich ging die Wohnungstür auf und Marie rief vom Flur aus „Thooomas?“

Winfried: In dem Moment wurde mir alles klar. Ich sah Thomas an und wusste, ich hatte Recht. Sogar Marie bemerkte es, als sie uns so sitzen sah ging sie gleich wieder. Ich hielt sie nicht auf. Und Thomas auch nicht.

Thomas: Wir redeten Stunden. Aber die Details ersparen wir Ihnen. Schlussendlich stand fest: Sie stand zwischen uns, sie musste weg. Wir fassten einen Plan: Unter dem Vorwand einer gemeinsamen Aussprache lockten wir sie auf die Brücke. Aber nur einer von uns beiden ging tatsächlich hin.

W.&T.: (sich satzweise abwechselnd) Ich ging also bei Anbruch der Dämmerung zur Brücke. - Und ich begab mich etwa zur gleichen Zeit in den nahen Stadtpark. - Es war Freitag Abend und an der Haltestelle kurz vor der Brücke standen viele Leute. - Der Park war natürlich auch völlig überfüllt. - Marie war noch nicht da, also wartete ich ungeduldig. - Im Park war ich zu der Zeit gerade dabei mit lautem Geschrei die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. - Als sie kam, lächelte ich ihr freundlich zu. - Dabei wetterte ich gegen alles mögliche, die Politik, das Wetter, den Papst und raufte mir dabei theatralisch die Haare. - Sie schien erleichtert mich gut gelaunt vorzufinden, fragte jedoch unsicher, wo denn mein Bruder sei. - Schließlich ging ich dazu über, mir die Kleider herunterzuzerren. - Ich antwortete nicht, sondern tat als wollte ich sie zur Begrüßung umarmen. -Die Menge um mich herum wuchs und wuchs. - Sie lächelte, während ich sie gegen das Geländer presste und ihr den Mund mit einem Kuss verschloss. - Hunderte müssen mich gesehen und gehört haben, und die Polizisten lachten bloß. - Eine Speichelprobe würde ihnen ja nichts nützen. - Bevor sie doch auf die Idee kamen mich mitzunehmen rannte ich los zur Brücke, wo mein Bruder hoffentlich schon wartete. - Ich stieß sie hinunter und sie schrie, sie fiel, sie fiel und ich sah ihr nicht einmal nach als ich mich abwandte und mit meinem Bruder davon ging.

Winfried: Und jetzt sagen sie uns, liebe Jury, liebe Geschworenen – wer von uns beging den Mord? Wir haben alles gestanden, und es nutzt ihnen absolut nichts!

Fotograf: (aufgeregt mit dem Finger zeigend) Ich weiß es, ich weiß es! Sie waren es, ich habe Sie doch gerade noch fotografiert! Der Rechte!

W&T sehen sich an, drehen sich zeitgleich um, rennen los, springen dabei über einige Bänke, verschwinden aus der Tür und schlagen diese zu. Im Saal herrscht überraschtes Schweigen. Nach etwa zehn Sekunden geht die Tür wieder auf und W&T kommen lässig hereingeschlendert. Sie grinsen.)
W&T: Und jetzt?

Krimi-Autor: (grummelt) immerhin ein netter Stunt.

Verteidiger: Hätten Sie nicht einfach den Kontakt zu dieser Marie abbrechen können? Mussten Sie sie denn gleich umbringen?

W&T: Solange sie lebte, hätte sie uns keine Ruhe gelassen. Wir haben es versucht, aber es ging nicht. Irgendwie tauchte sie doch immer wieder in unserem Leben auf.

Journalist: Moment, eben sagten Sie doch noch, Sie hätten den Mordplan direkt gefasst. Von so einem Versuch war da nicht die Rede.

W&T: (sehen sich wieder an, grinsen) Na, der Versuch hat halt nicht lange gedauert.

Staatsanwalt: Sie glauben doch nicht, dass Sie damit durchkommen! Das ist gemeinschaftlich begangener Mord, dafür kriegen wir Sie beide dran.

Verteidiger: Aber auch nur in ihrer verdrehten Rechtswelt, Herr Bolke, Sie können ja keinem der beiden etwas nachweisen, wie wollen Sie denn dann ein Urteil in ihrem Sinne erwirken?

Staatsanwalt: Aber selbstverständlich, beide haben den Mord geplant und gebilligt – und das haben sie auch zugegeben!

Verteidiger: Ach ich bitte Sie, das gibt doch im Leben nicht mehr als zwei Jahre auf Bewährung!

Staatsanwalt: Das wollen wir doch mal sehen, Sie...

Die Tür öffnet sich leise. Eine blonde, junge Frau lugt vorsichtig um die Ecke und zieht ihren Kopf erschrocken wieder zurück.

Moderator: Meine Herren, heben Sie sich das doch bitte für den Gerichtssaal auf.

Mieke Lomer, eine zierliche Frau mit blonden, kinnlangen Ringellöckchen, einem braunen Rock und weißer Bluse, öffnet die Tür einen Spalt breit, lugt hindurch, stolpert in den Saal und sieht sich schüchtern um. Der Moderator schaut sie erstaunt an, sie schleicht einige Schritte rückwärts.




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Viel Spaß! :)
Zuletzt geändert von Lyrillies am 12.02.2010, 01:21, insgesamt 3-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.02.2010, 00:16

Hi Ellie und Merlin,

erst mal nur ein kurzes Feedback, nachdem ich eben den obigen 1. Teil gelesen habe:
Gut geschrieben, liest sich flott runter. Ihr habt herrlich unterschiedliche Charaktere gefunden, bei der Jury und auch bei den Kandidaten. Auch die jeweiligen Geschichten, welche die Kandidaten erzählen, sind gut gewählt mit der jeweils passenden Sprache dazu (vor allem beim Jonathan, köstlich!). Ihr habt fast die ganze Palette an Charakteren gewählt, die es gibt. Sehr pfiffig, dass die Leiche bei den Zwillingen eine Frau ist. Irgendwie dachte ich die ganze Zeit, es sei ein Mann (weil bei allen vorherigen Schilderungen das Opfer ein Mann war). Aber die Leiche konnte ja nicht mehr identifiziert werden. Insofern: schöne Finte und guter Zeig, wie man den Leser manipulieren kann, ha,ha. Müsste ich zum jetzigen Zeitpunkt entscheiden, würde ich die Zwillinge wählen. ;-)
Bin sehr gespannt, wie es weitergeht, vor allem auf den Auftritt des Schauspielers!

Saludos
Mucki

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Beitragvon Mnemosyne » 09.02.2010, 14:07

Hallo Gabriella,
super, so soll es sein. Am zweiten Teil feilen wir noch ein wenig, aber er kommt sicherlich noch in dieser Woche.
Man darf also gespannt sein, wer es wird :-). Der Einwand des Krimiautors gegen die Zwillinge ist übrigens haltlos, in der zitierten Liste

http://en.wikipedia.org/wiki/Golden_Age ... _the_genre

heißt es nämlich nur: "Twin brothers, and doubles generally, must not appear unless we have been duly prepared for them.". Und das lässt sich ja machen.

Liebe Grüße
Merlin

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 09.02.2010, 14:29

Die Liste ist doch sowieso haltlos, Merlin, der Richter hat den Krimiautor doch ins Aus katapultiert! :-D

Mucki,
das liest man natürlich gerne, so einen Kommentar wie deinen!
Die Zwillinge würdest du also wählen... Na dann warte mal ab. Dauert nicht mehr lang. Hihi, das macht Spaß! Der Schauspieler ist einer meiner Lieblinge, da bin ich jetzt wiederum sehr gespannt, was du zu ihm sagen wirst.

Liebe erfreute Grüße,
Ellie

Sam

Beitragvon Sam » 10.02.2010, 05:36

Hallo Ihr Beiden,

das habe ich mit viel Spaß gelesen und bin ebenfalls gespannt wie es weiter geht.

Tolle Idee und eine Menge skuriler Typen und gute Einfälle.

Ich freu mich auf Teil 2.

Liebe Grüße

Sam

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Beitragvon Zefira » 10.02.2010, 10:12

Hallo Krimischreiber,
köstlich, ich habe Tränen gelacht, besonders bei Jonathan.
Was den Chinesen betrifft, muss ich allerdings Zweifel anmelden. Es gab wohl im Golden Age mal eine Krimiregel, dass geheimnisvolle Chinesen tabu seien. Die ist aber längst überholt, und zwar seit Erfindung des Chinesenknopfs. (Bei Wiki steht er nicht, aber man kann ihn jedenfalls ergoogeln.) Der Chinesenknopf ist die Kurzbezeichnung für ein moralisches Dilemma, das in der Frage besteht, ob man bereit sei, durch einfachen Knopfdruck das Leben eines unbekannten Chinesen auszulöschen, wenn man dafür jede Menge Geld, Gesundheit, den Weltfrieden oder was auch immer bekäme.
Das Dilemma dürfte sich natürlich im fernen China anders stellen; in China kennt man den Europäerknopf, vielleicht sogar den Deutschenknopf, und da derjenige, der ihn drückt, naturgemäß ein Chinese sein muss, können wir den geheimnisvollen Chinesen seit Erfindung jenes Dilemmas nicht mehr pauschal als Täter ausschließen. Ich bitte darum, ihn in die Reihe der üblichen Verdächtigen zurückzuholen.
Außerdem fehlt mir noch ein Soziopath, der ungesalzenen Reis zum Frühstück isst, den Vormittag auf der Kraftbank verbringt und nachmittags mit der Kettensäge was unternimmt.
Krimigruß von Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

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Sethe
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Beitragvon Sethe » 10.02.2010, 11:26

Hallo,

ich muß gestehen, daß mir die Ausgangslage nicht ganz klar ist. Mir stellen sich da Fragen über Fragen
Da wird ein Casting veranstaltet, um eine Person zu finden, die den Mörder spielen soll, und dieser wird dann der Öffentlichkeit als Täter vorgestellt? D.H. die "Kanditaten" spielen vor, wie sie sich diese Tat vorstellen? Also der richtige Täter wird garnicht gesucht?

Mir ist die Ähnlichkeit im Namen des Kriminologen mit dem realen Christian Pfeiffer aufgefallen. Ist diese Namensähnlichkeit beabsichtigt?

Wieso bekommt man im Zeitalter der DNA Technik nicht zumindest raus, ob es sich bei der Leiche um eine Frau oder einen Mann handelt? Dazu braucht man ja noch nicht mal DNA, das sieht man doch, oder nicht?

Ich meine, es sind ja einige witzige Stellen drin, nur irgendwie bislang unbefriedigend, ich möchte einen Täter suchen, und die suchen jemanden, der den Täter nur spielt. Oder verstehe ich da was falsch.

viele Grüße
Sethe
Was ich tu, das tu ich, was ich tat, das wollte ich tun.
(aus: "Ich schließe mich selbst ein" von Joyce Carol Oates)

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Beitragvon Mnemosyne » 10.02.2010, 12:06

Hallo Sethe,
das hast du völlig richtig verstanden: Hier sucht niemand einen Täter. Gesucht wird jemand, der als Täter dargestellt werden kann. Der "wahre" Täter (falls es überhaupt einen gibt - das ganze könnte ja auch ein Unfall gewesen sein) ist für diese Justiz vollkommen uninteressant. Das ist der ganze Sinn des Stückes. Mehr dazu im zweiten Teil.
Die Namensähnlichkeit ist beabsichtigt.
Von der Leiche ist nichts mehr übrig, zu sehen gibt es also nichts. Und der wesentliche Punkt hier ist ja, dass die "Wahrheit" niemand in der Jury interessiert! Es wurde jemandes Sturz beobachtet, die Öffentlichkeit glaubt an einen Täter, es gibt also ein öffentliches Interesse an einer Aufklärung und Strafverfolgung, und dem kommt man entgegen, indem man eine passende Tat und einen passenden Täter präsentiert - das Beweismaterial wird eben entsprechend nach der Entscheidung zurecht interpretiert.
Aber ich will nicht zu sehr vorgreifen, der zweite Teil kommt ja bald...
Viele Grüße
Merlin

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Beitragvon Mucki » 10.02.2010, 12:15

So etwas nennt man Absurdes Theater würde ich mal sagen. ,-)

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Beitragvon Mnemosyne » 10.02.2010, 12:20

Leider von einer Art, wie man es - nur etwas weniger direkt - im Zusammenhang mit vielen prominenten Kriminalfällen immer wieder erlebt...

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 10.02.2010, 12:27

Verrate doch nicht alles ;-)


Sam, Zefi, vielen Dank fürs Lesen! (und kommentieren!)
Den Chinesenknopf kannten wir -oder zumindest ich- nicht, aber der Chinese wird wohl trotzdem draußen bleiben ;) Ich glaube nicht, dass Herr Slaier uns verzeihen würde, würden wir die Liste seiner Kollegen, Gott hab sie selig, aufgrund irgendeines neumodischen Unsinns missachten, immerhin waren das die größten der Großen Krimi-Autoren, die in harter, jahrzehntelanger Arbeit diese Liste zusammengestellt haben, und man kann doch ihr Werk nicht einfach plötzlich zur Seite schieben, nur weil jemand einen Chinesen in einem Krimi haben wollte und sich deswegen um dieses wundervolle Papier herumgemogelt hat..... ;-)

Sethe,
auch dir lieben Dank fürs Lesen und Kommentieren. Wie Merlin schon sagte, der zweite Teil ist entscheidend. Der wird wahrscheinlich die meisten deiner Fragen noch klären.

Liebe Grüße,
Ellie

Lyrillies

Beitragvon Lyrillies » 12.02.2010, 01:03

Hallo ihr Lieben,

wir haben im ersten Teil zwei winzige Änderungen vorgenommen: Ein Kommentar des Krimi-Autors hatte sich verflüchtigt (nach dem Abgang des ersten Kandidaten), sowie eine kurze Regieanweisung beim Auftritt Jonathans.

Liebe Grüße,
Ellie


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