rubato

Rubrik für Theaterstücke, Szenen, Sketche, Dialoge, Hörspiele, Drehbücher und andere dramatisch angelegte Texte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.04.2007, 19:27

rubato*

in den Rollen:

wir - der versierte Laborvorstand, Abteilung Phantasie 5.7,2 auf poetischem Ergötzungsspaziergang im Hinterzimmer des Labors mit der Lilie
Caspar: ein lyrisches Ich, das mit einem Namen versehen
der Zuschauer – immer echter Zuschauer bleibend, sonst nützt das Miterzählen nichts




Heute wollen wir von Caspar erzählen,
ihn ein wenig quälen, nur für uns, nur zum Spaß,
ihn pressen wie eine Zitrone,
zur figure pure – um im eigenen Saft zu stehen

Nur die menschlichen Kerne sieben wir aus!

Wenn Caspar nämlich die Sonyrenen um seinen Kopf singen hört,
schließt er die Tür mit den Augen und tanzt sich aus der Reihe

Dieser Troubadour mit der falschen Uhr,
                am Handgelenk!

Dieser Trottel von einem Träumer...

Will er doch auf die Barrikaden in der Südsee
ziehn, an einem Strang, (uliert nur für mich
allein pinkelgelb auf Asphalt Asphalt Asphalt Asphalt Asphalt Asphalt
Asphalt ein Flimmern Asphalt Asphalt Asphalt
26 Jahre lang Asphalt)

Caspar!,
Klammer immer zu,
du Affe,
tot!

Pardon, dieser Jargon war nicht zu überdrücken,
manchmal kommt durch, was gar nicht ist,
verstehen Sie?

Irritierte Stille

Als ob irgendwer vermöchte, sich silberne Inseln zu pinseln...

Zögernde Stille

Als ob so einer was zählt, mit solch einer Idee!

Von irgendwo weht eine Erinnerung aufs Blatt.
„Einer...der hieß doch nicht einer, der hatte einen Namen“, flüstert es im Zuschauerraum, „dem hatten sie einen Namen gegeben – ja, das hatten sie, ich bin sicher...“
Und in dieser unsicheren Sicherheit für einen Moment Pause in den Regeln, für einen Augenblick diese Möglichkeit; wenn die Synapsen übel schnapsen nimmt die Hand über Hand stand da schon so was wie


Hallo, hallo     1       2       8     Hier spricht in die Stille durch das Fehlerteufelmegaphon der, dem Caspar zu Grunde liegt,
der euch am Herzen liegt wie eine Last,
ohne die ihr das Leben verpasst...
Der, aus dem das Labor Caspar presst
und eure asthmatischen Lungen atmen lässt,

für diese kurze, einzige Weile, die ihr als den Balsam der Poesie bezeichnet...

Wär ich wirklich, wärt ihr nicht,
aber ich will...
Oh, mordet
das Lyrische
Mich, hat keiner Lieb. , bis es sich ausgeartet hat,
das ist die wahre Kunst!

Caspar,
weiche von uns,
wie Samt!

Ich trink mir Limonade in den Kopf, ich alter Tropf
Tropf Tropf Ping, Pisel, Puff

Ah, wir sind infi ziert, ein Schmuck, den wir nicht wollen...nein, wir wollen nicht in die Klammer des Schreckens...:(Caspar, lass uns wieder raus, das ist doch dein Zuhaus...)

Meine Damen! Meine Herren! (...hilfe! wo ist der Feueralarm?),
Hereinspaziert,
in den Welttraum unendlicher Weiten,
schreiten Sie zwischen die Zeilen!

Kein Novalisgeschrei mehr,
hier, bei mir
können Sie sich blauchlorofühlen

(so helfe uns doch einer...)

bis zum Abwinken!

Da beißen die Mäuse keine Fäden ab
und an für sich, ganz allein
weht Zucker
auf die Lippen,
ja wirklich! kippen
Sie bitte nicht
um

(Caspaaaaaar, ab ins Bettkorsett,
so geht dat nett! Wir sind noch in dir drin! Du wirst uns nie los und das wird ein echt fettes Zeilenhonorar, wenn du so leben willst.

Eine Lunge aus Papier, nein, das ist unmöglich...

Ein heißer Schrei aus dem Zuschauerraum: „Doch!“ . Sein Nachhall vermischt sich mit empört-ängstlichem Gezische des Laborvorstands und Schluchzen von dem, dem Caspar zu Grunde liegt, zu einer Aufruhr aus Tönen, die sich zu Lauten, zu Silben, zu Worten aufschieben, bis ganz hell eine Strophe ertönt...

Es geht so leis zu in Caspar,
so weh ist ihm, so sehr weh,
wir würden krank davon
wenn wir es erzählten

Schmerzhafte Stille

Alles weint


Dann: Man (keiner sonst!) hört ein raschelreißendes Geräusch zwischen den Zeilen, etwas fängt Feuer und wird in einen Käfig gesperrt

Ja, ja. Umbatätatätatutati. Kleiner Tusch
eln Sie ruhig, wir habens noch mal gepackt,
drauf gespuckt, machen wir’s kurz!:

Der immer noch einmal größere Käfig ist am Ende eines jeden Zuschauermutes der letzte Trumpf, der macht solche wie Caspar stumpf

Denn wenn wir außen vor sind, dann stecken wir nicht drin,
und wer nicht drinsteckt, der kann ungerührt
nachhause gehen

Niemand will ewig glücklich sein...

Und darum ist das alles hier doppelt erfunden. Uns gibt es nicht und auch Caspar nicht, als ob zwischen einem Vergrößerungs- und einem Verkleinerungsglas ein Sonnenstrahl brennt und der Dichter genau dort hinsehen könnte, ohne dass seinen Augen etwas geschieht, ohne dass er nicht schon, bevor er etwas erfasst, erblindet

Man könnte einwenden, dass solch ein Labor wie dieses hier völlig nutzlos sei, dass es nichts hervorbringe. Und Recht hat man damit, genau so ist es! Aber in dem Augenblick, in dem man auf solche Art abfällig wird, in dem man die Maschine, die eine Träne weint, zurecht gering schätzt, in genau diesem Augenblick geschieht doch etwas; wie auch etwas geschieht, wenn man meint, einem schwindelt, und daraufhin in den Abgrund stürzt

Denn dann taucht der Moralwal aus den Fluten, mit einem ungeheuerlichen Sog und auf ungeheuerlich hoher See, von keinem gesehen. Und wenn seine Fontäne zum Strudel trudelt, dann weiß selbst ein Gedicht für diesen Moment:

Mäßige Dichtung
            ist eine Lösung
die Träume konserviert, im Präparateglas aufbewahrt

Und bleiben sie auch noch so zart,
so ist doch alles, alles Lebendige fort



 






* Musikspielweise: „Man stiehlt ein bisschen Zeit vom Takt und verteilt sie neu, wie man denkt ~ „ohne Takt“
Zuletzt geändert von Lisa am 24.04.2007, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 24.04.2007, 19:52

Hallo Lisa,

rasanter Text..., aber erstmal zum Verständnis: Auf Kaspar Hauser beziehst du dich nicht, oder?

LG
Klara

pandora

Beitragvon pandora » 24.04.2007, 19:55

ich konnte auch nur an kaspar hauser denken. unweigerlich.

p

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.04.2007, 20:02

Hallo ihr beiden,

leider nicht - so stark leider nicht, dass ich selbst nicht mal den Gedanken daran hatte ;-((( (allerdings passt es auch wieder, ein innergesellschaftlichaufgewachsener Kaspar Hauser?

Liebe rasantgrüße zurück!

Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Klara
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Beitragvon Klara » 24.04.2007, 20:19

Nee, Lisa, ich finde, wenn du dich deutlicher auf K. H. und dessen Schmerz und Symbolhaftigkeit und Tod bezögest, würde der Text noch viel stärker!

Herzlich
Klara

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 24.04.2007, 20:25

Liebe Klara,

ich will jetzt nicht schon alles verraten (was für ein dummes Wort in bezug auf Texte), aber in dem Text geht es nicht um Menschen, sondern um Figuren (und dann erst wieder um Menschen). Darum geht das nicht so einfach (als Nebenspur: ok..aber hauptsächlich...neee..)

Mal schauen, ob ich ihn im Notfall umnennen kann

Naja ,-)

Liebe Grüße,
Lisa
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Peter

Beitragvon Peter » 24.04.2007, 21:56

Liebe Lisa,

selten einen so komplizierter Text gelesen, der gleichzeitig so mitreißend ist. Ein absurdes Theater, wie mir scheint, zur Vorlage dient die im Schreiben mögliche, vielleicht vorausgesetzte Reduzierung des menschlichen Daseins zur Figur, ausgeübt in deinem Stück in einem Labor. Ausgepresst wird die lebendige Gestalt Caspar (ich finde es darf ruhig Kaspar Hauser sein, weil er doch immer als der Mensch angeführt wird, als der natürlich(st)e Mensch). Ein Idiot, ein Fantast, ein Horizonte-Denker. Durch ihn, so verstehe ich, dringt etwas hervor (wird etwas hervorgepresst), nämlich das, was ist; mit der Aussage vielleicht, dass erst durch die Figur das Sein hervordringen kann, da es im bloßen Dasein des Menschen (ohne Reduzierung, ohne Pressung) nicht sichtbar wird.

*schwindlig*

Das Publikum versteht nicht. Es zögert, irritiert. Caspar, der Affe, ist tot. Ein Affe jetzt? Tot? Natürlich! Es ist der Rest (nicht zu "überdrücken"). Die letzte Zeichnung, die letzte Figuration, die letzte Reduzierung. Wo ist der Hauch? kann man vielleicht fragen. Es war ein Hauch da, des Seins. Dieser süße Zitronenduft! Nicht bemerkt? - Das Publikum schweigt. "Eine Erinnerung weht aufs Blatt." Was geschieht jetzt? Es ist irgendetwas da, ein Nachklang vielleicht, vielleicht ein Vorklang. Ein Feuer? ("...hilfe! Wo ist der Feueralarm?") Es ist der Weltraum da! (...schreiten Sie zwischen die Zeilen!") Es ist das Sein! Wollen wir das Sein? (das Publikum:) Nein!

Das Sein ist für das Publikum nicht auszuhalten, oder es ist für sie etwas zu Neues. Für den Sprecher ist es lieblich ("weht Zucker auf die Lippen" (herrlich!)), für das Publikum gefährlich ("kippen sie bitte nicht um"). Schlaf wieder, Caspar! wollen sie, ("Ab ins Bettkorsett!") und: "Wir sind noch in dir drin!" rufen sie (gedanklich), was heißt: Wir sind noch nicht geboren! Noch nicht reif für dieses Äußer(st)e! Außen ist Weh, aber auch in dir, Caspar, ist (noch zuviel, ist viel) Weh!

So lese ich, Lisa. Am Ende sagt dein Text, alles sei erfunden. Das Geben kann es nicht geben, also das Dasein, das Sein. Wir schlafen, schlafen, finden uns damit zurecht, schlafen nichtmal, sind noch nicht geboren.

Auch wenn ich manches hier vielleicht falsch verstehe, liebe Lisa, gehe ich jetzt doch in den Garten und zünde ein Feuerwerk an! Das muss gefeiert werden, so was hab ich selten gelesen. Ich bin jetzt ganz fiebrig. Hoffentlich hab ich deinen Text nicht verlesen.

Liebe Silvestergrüße,
Peter

Gast

Beitragvon Gast » 24.04.2007, 23:54

Liebe Lisa,

jetzt habe ich "rubato" doch noch gelesen und weiß nun welches Zitat du gemeint hast.

(Es nützt nur nichts, wenn ich nicht weiß woraus es stammt) ;-) Weiter bin ich dennoch nicht.

Auch sonst weiß ich nur ganz wenig, ich kenne fast alle Worte des Textes, ;-) außer Sonyrenen, obwohl ich da eine Idee habe, dass es sich vielleicht um eine Neuschöpfung aus "Sony" und "Sirenen" handelt, aber darüberhinaus spukt es in meinem Hirn von mannigfaltigen Ideen und Eindrücken, daraus ein Feuerwerk entfachen, so wie Peter, gelingt mir nicht.

Du spielst aber nicht auf einen Roboter namens "Caspar" an oder?
(Ich blamier mich gern) :rolleyes:

Liebe Nachtgüße
poetisch, duftend und sternenreich

Gerda

Klara
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Beitragvon Klara » 25.04.2007, 07:24

Kaspertheater?

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.04.2007, 10:03

Hallo,

lieber Peter,

darf ich bitte (einmal mehr) albern sein? Du hast mir gestern den Abend gerettet! (ich habe es in der Ferne leuchten sehen). Danke...nun komme, was wolle ,-) (wirklich).

Mich wundert, was du alles erlesen hast, da ich selbst weiß, dass neben aller Kompliziertheit, der Text auch (noch?) nicht durchgehalten in sich ist und zu oft die haltung ändert (der Horizont bleibt zwar derselbe, trotzdem ist das zu inkonsistent). Aber nachdem der Text rubato hieß, war ich leider nicht mehr Herr über ihn ,-).

selten einen so komplizierter Text gelesen, der gleichzeitig so mitreißend ist. Ein absurdes Theater, wie mir scheint, zur Vorlage dient die im Schreiben mögliche, vielleicht vorausgesetzte Reduzierung des menschlichen Daseins zur Figur, ausgeübt in deinem Stück in einem Labor. Ausgepresst wird die lebendige Gestalt Caspar (ich finde es darf ruhig Kaspar Hauser sein, weil er doch immer als der Mensch angeführt wird, als der natürlich(st)e Mensch). Ein Idiot, ein Fantast, ein Horizonte-Denker. Durch ihn, so verstehe ich, dringt etwas hervor (wird etwas hervorgepresst), nämlich das, was ist; mit der Aussage vielleicht, dass erst durch die Figur das Sein hervordringen kann, da es im bloßen Dasein des Menschen (ohne Reduzierung, ohne Pressung) nicht sichtbar wird.


ja,ja,ja! genau das wollte ich sagen.


das Publikum versteht nicht. Es zögert, irritiert. Caspar, der Affe, ist tot. Ein Affe jetzt? Tot? Natürlich! Es ist der Rest (nicht zu "überdrücken"). Die letzte Zeichnung, die letzte Figuration, die letzte Reduzierung. Wo ist der Hauch? kann man vielleicht fragen. Es war ein Hauch da, des Seins. Dieser süße Zitronenduft! Nicht bemerkt? - Das Publikum schweigt. "Eine Erinnerung weht aufs Blatt." Was geschieht jetzt? Es ist irgendetwas da, ein Nachklang vielleicht, vielleicht ein Vorklang. Ein Feuer? ("...hilfe! Wo ist der Feueralarm?") Es ist der Weltraum da! (...schreiten Sie zwischen die Zeilen!") Es ist das Sein! Wollen wir das Sein? (das Publikum:) Nein!

Das Sein ist für das Publikum nicht auszuhalten, oder es ist für sie etwas zu Neues. Für den Sprecher ist es lieblich ("weht Zucker auf die Lippen" (herrlich!)), für das Publikum gefährlich ("kippen sie bitte nicht um"). Schlaf wieder, Caspar! wollen sie, ("Ab ins Bettkorsett!") und: "Wir sind noch in dir drin!" rufen sie (gedanklich), was heißt: Wir sind noch nicht geboren! Noch nicht reif für dieses Äußer(st)e! Außen ist Weh, aber auch in dir, Caspar, ist (noch zuviel, ist viel) Weh!

Sogar den Hauser hast du mir schmackhaft gemacht.

letzlich auch: ja, ja, ja.

Wobei ich das Nichtverstehen und das doch verstehen auf Zuschauer und laborbehörde aufgeteilt habe, weil ja auch der Autor Zuschauer ist und auch der Zuschauer Autor - da verwischen die Grenzen. Das heißt, der Zuschauer versteht schon auch, aber eben nur vergänglich und mit zu großem Aufwand...(ich habe verstehen und nicht verstehen sozusagen verteilt auf Zuschauer und laborvorstand). Ach, ich kann da snicht so positionieren, ohne dass das schon falsch wird (Mischmaschwahrheit).


Am Ende sagt dein Text, alles sei erfunden. Das Geben kann es nicht geben, also das Dasein, das Sein. Wir schlafen, schlafen, finden uns damit zurecht, schlafen nichtmal, sind noch nicht geboren.


Das Labor ist erfunden, ja (damit auch die Wahrheit, ja)...(eben doppelt und ergibt aber was, aber nur, wenn man es leugnet..so wie minus mal minus ja auch...)

Und der, der zu Grunde liegt, kommt nicht vor...

Danke...




Liebe Gerda,

woraus das Zitat stammt? Das Zitat in meiner Signatur ist von mir...aus diesem Text...also weißt du, woraus es stammt, aus "rubato" ;-) , ich glaube, ich hatte das auch erwähnt :smile: .
Auch mit Sonyrenen liegst du völlig richtig. Den Roboter Caspar kenne ich nicht mal, wer ist das? Oh, ein krankenhausoperationsroboter, genial...ach, das passt auch :razz: :pfeifen: . nein...was soll ich sonst schreiben gerda...wenn du konkrete Fragen hast gern...


Liebe Klara,

der "Kaspar" und das "kaspartheater" stecken auf jeden Fall als Assoziation absichtlich drin, ja....aber ich glaube nicht, dass ich dir auf einzelen Schlagwörter mit Fragezeichen so antworten kann, dass ich oder du davon was haben. Es gibt keine Auflösung des Textes im engeren Sinn, falls du diese erwartest, weil der Text nicht absichtlich kompliziert ist. Es geht darum, was passiert, wenn einem lyr. Ich ein Name gegeben wird (was aber schon ein Bild für etwas ist).

Danke, dass ihr euch überhaupt gemeldet habt :-)


Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 25.04.2007, 13:37

Oh Manno, Lisa, oder besser "Frau - Oh", bin ich blöd.

Klar, ich hatte das Zitat doch vorher schon entdeckt und du hattes ja auch gesagt, es sei von dir.

Na ja, ich vergesse hoffentlich nicht bald die Gedanken bevor ich sie gedacht habe... ;-)

Ansonsten gefällt mir meine Idee mit dem Roboter recht gut, denn letztlich stecken die Menschen ja irgend wie immer noch in einem solchen "Apparat" drin und einen Namen musste das Ding natürlich haben ...

Was du an Reimen eingebaut hast so nebenbei und gekonnt, dafür möchte ich dir jetzt aber mal ein dickes Lob aussprechen, :daumen: dadurch hat der Texte nämlich dieses Tempo.
Ich bin auch der Meinung wenn der flott und gut gelesen wird, werden ihm die Zuhörer andächtig lauschen und hinterher - wusch - glauben sie hätten alles verstanden :rolleyes: ... weil niemand es für möglich hält, dass sich jemand traut etwas so zu schreiben, dass es gar nicht fürs komplette Verstehen en detail gedacht ist. :razz:
Verstehst du mich ?

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 25.04.2007, 22:26

Liebe Lisa,

dass ich das für einen schwierigen Text halte, weißt Du ja schon. Schwierig, nicht in dem Sinne, dass er schlecht wäre, sondern, dass er sehr schwer zu durchdringen ist.

Für mich gehört er ins Labor, weil er mehr einer Musik ähnelt als einem Text (wie ich ihn manchmal hervorzubringen versuche). Meine beste (naja) Näherung wäre noch, dass ich ihn nach Art einer Musik in Melodien, in Unter- und Obertöne zerlegte. Als Oberton (aber das ist nicht die Melodie, das ist nur, wie bei einem Parfüm das, was man zuerst wahrnimmt) wäre da ein rappender Rhythmus, eine wilde Fröhlichkeit, ein Spiel mit der Sprache, beispielsweise in

Sonyrenen


oder in

Strang, (uliert


[das ist übel, wenn Du mich fragst]

und wenig später, wo aus dem "uliert" ein "uriniert" wird. Schließlich


Kein Novalisgeschrei mehr,
hier, bei mir
können Sie sich blauchlorofühlen


(autsch!).


Bei dieser Ausgelassenheit macht es auch nichts, wenn ein Spaß mal nicht trifft, wie z.B.


26 Jahre lang Asphalt)

Caspar!,
Klammer immer zu,
du Affe,
tot!


Schließlich ist die Klammer ja zu, Caspar, Du Klammeraffe (aber es war wohl zu verführerisch, dass dort "Klammeraffe" und "Klappe zu, Affe tot" zur Verfügung standen). Vielleicht ist sogar dieser kleine Widerspruch Teil des Gesamtkonzepts, das weiß ich nicht.

Neben dieser rhythmischen, fröhlichen Stimme gibt es noch einen Grundton, der ist viel ernster. Der deutet sich in Zeilen an wie

ihn ein wenig quälen, nur für uns, nur zum Spaß,
ihn pressen wie eine Zitrone,
zur figure pure – um im eigenen Saft zu stehen

Nur die menschlichen Kerne sieben wir aus!


erreicht aber für mich seinen Höhepunkt in:

Es geht so leis zu in Caspar,
so weh ist ihm, so sehr weh,
wir würden krank davon
wenn wir es erzählten


Diese Zeilen realisieren für mich das Konzept der figure pure, denn eine Figur, die noch etwas Menschliches an sich hätte, wäre hier zu nahe am Melodram - aber mit Caspar können wir es ja machen.

Schließlich gibt es gelegentlich auch noch wie Bassläufe die intelektuelle Ebene, die sich im wesentlichen in der Komposition äußert und nur ganz zum Ende hin, wie eine Art Basssolo hervorkommt. Diese letzten Zeilen


Mäßige Dichtung
ist eine Lösung
die Träume konserviert, im Präparateglas aufbewahrt

Und bleiben sie auch noch so zart,
so ist doch alles, alles Lebendige fort


halte ich für eigenständige Dichtung, einen echten Aphorismus.

Nun, all das klingt, als verstünde ich. Ich verstehe nix (was mich aber nicht davon abhält, fröhlich weiterzukommentieren) oder vielleicht verstehe ich soviel, dass gar nicht gemeint ist, dass ich jedes einzelen Wort verstehe, so wie es in der Musik sinnlos ist, einzelen Töne verstehen zu wollen.

Aucune idee.

Liebe Grüße
max

PS: Falls man es nicht gemerkthaben sollte, ich habe natürlich nix von den anderen Komms gelesen :-).

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 25.04.2007, 23:57

Liebe Lisa,

Obwohl ich den Text nicht durchdringen kann. lese ich ihn neugierig und gespannt, ob er sich mir einmal öffnet.

Er birgt Geheimnisse, die ich zurzeit eben nicht verstehe. Aber das macht nichts aus, als Gefüge, als Malerei oder Theaterstück fasziniert er mich.

Wir haben in Wien das Serapionstheater. http://www.odeon-theater.at/aktuell.htm Dein Text erinnert mich an die Arbeiten. Es ist sprachloses Theater, das von Bildern lebt. So empfinde ich diese deine Arbeit hier - als dramatisches Bild.

Vielleicht rede ich hier Blödsinn, dann entschuldige bitte.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.04.2007, 10:58

Liebe Gerda,

danke für das Reimlob...ja, so war das gedacht. Wenn jemand den text allerdings deshalb unangemessener Weise als verstanden denkt, obwohl das gar nicht zutrifft, dann ist das von mir nicht beabsichtigt. ich sehe das auch nicht als größere Gefahr als bei anderen Texten...eigentlich steht sogar viel mehr wortwörtlich im text, wovon er erzählt als in allen anderen Texten von mir...

Lieber Max,

ja...deine Eindrücke laufen etwas zu Peters parallel und ich finde, du kommst dem Text sehr nah (näher als in unserem Out of Salongespräch ;-)), ich glaube nicht, dass viel übrig geblieben ist, was dir noch unverständlich ist...einzelne Passagen bleiben natürlich immer verschroben und verkapselter Witz, ganz klar, ich denke aber, das erzeugt ja nicht nur Unverständnis, sondern auch Wirkung, es bleibt also nicht "leer" zurück.

Liebe Elsa,
danke :-). Die Serapionbrüder sind doch von "meinem" Hoffmann, wusstest du das? :blumen: ...dramatisches Bild gefällt mir als Eingrenzung...denn "gespielt" werden könnte dieser Text mit Sicherheit nicht, er ist als ein dramatischer text, der keiner ist...der als Gesamtding als Gedicht/Text wirken soll...ein Bild.

Danke für die Versuche, diesem Text näher zu kommen,
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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