Hilfe, ohne viel zu fragen
Es war Montag, als Andreas früh um 8.00 Uhr losgefahren war. Seit zwei Stunden war er schon unterwegs, noch eine halbe Stunde musste er fahren, dann war er da. Er war jetzt die dritte Woche hier in Elsterwerda und arbeitete an einer Broschüre für die Stadt. Woche für Woche war er unterwegs. Im Jahr fuhr er bis zu 30.000 km. Wenn es nach ihm gehen würde, dann wäre er gern in seiner Heimatstadt geblieben, aber was blieb ihm anderes übrig?
Er bog in die Strasse ein, in der er zurzeit bei einem älteren Ehepaar wohnte. Als er anhielt sah er Eva Luther, die im Garten die Blumenrabatten von Unkraut befreite. Er begrüßte sie und gab ihr die Hand und ging dann die Stufen hinauf in sein Zimmer. Dort stellte er seine Reisetasche ab, duschte sich und fuhr zu seinen Kunden. Die Zeit verging sehr schnell. Sein letzter Termin war bei einem Uhrmacher. Er ging in das Geschäft und wollte den Geschäftsführer sprechen, als er plötzlich Zahnschmerzen bekam. Nur mit Mühe erklärte er die Präsentationsvorteile, doch zu einem Auftrag kam es nicht. Deshalb fuhr er zurück und ging gleich zu Frau Luther.
„Frau Luther, ich bekam mit einem Mal heftige Zahnschmerzen. Vielleicht sind Sie so lieb und kochen mir morgen eine Suppe?"
„Das ist doch selbstverständlich. Hauptsache Sie können einigermaßen schlafen. Haben Sie Tabletten gegen Schmerzen?"
„Ja, ich habe Aspirin mit." Er ging in sein Zimmer nahm zwei Tabletten, denn die Zahnschmerzen wurden stärker. Bereits halb neun ging er zu Bett und wälzte sich die Nacht herum. Als er am Morgen aufstand, war er wie gerädert. Es war ihm anzusehen wie schlecht er geschlafen hatte.
„So können Sie nicht zu den Kunden gehen. Mein Mann ruft gleich bei dem Doktor an. Herr Luther rief an und bekam für Andreas einen Termin
„Ja, den Zahn muss ich ziehen", stellte der Arzt fest. Er gab ihm eine Betäubungsspritze und nach wenigen Minuten, die Andreas endlos vorkam, wurde der Zahn gezogen. Die Wunde blutete noch stark und er bekam einen Wattetupfer auf den er fest biss.
„Wenn es nicht aufhört zu bluten müssen Sie noch einmal kommen?" Andreas nickte nur und ging hinaus.
Auf der Strasse stand Frau Luther. Das konnte es nicht geben, wartete sie wirklich auf ihn?
„Frau Luther, Sie?"
„Ich kann Sie in dieser Situation doch nicht allein lassen! Haben Sie große Schmerzen?"
„Ja, mir wurde der Zahn gezogen und es blutet ganz doll."
Frau Luther ging neben ihm und war von der mütterlichen Sorge bewegt, ihm zu helfen.
Zu Hause angekommen, ging Andreas gleich in sein Zimmer. Er nahm noch eine Tablette und einen neuen Wattetupfer und legte sich zu Bett. Am Nachmittag klopfte es an seine Tür.
„Wie geht es Ihnen?" fragte Frau Luther.
„Die Wunde blutet noch."
„Dann gehen Sie noch einmal zum Arzt. Ich komme mit."
„Das kann ich von Ihnen nicht erwarten."
„Das ist Christenpflicht. Ich lasse Sie doch in diesem Zustand nicht allein."
Andreas ging mit Frau Luther noch einmal zum Arzt. Ohne weiteres ergriff sie das Wort. „Der Herr hat starke Blutungen Sie müssen ihm ein Mittel geben, damit das Blut zum Stillstand kommt."
Der Arzt sah sich die Wunde an und gab ihm einen neuen Wattetupfer. „Wenn es bis morgen nicht besser ist, dann müssen Sie wiederkommen."
Frau Luther kochte ihm zum Abend Kamillentee. „Trinken Sie diesen Tee langsam und spülen Sie ihren Mund damit aus. Morgen ist es bestimmt besser. Hoffentlich können Sie diese Nacht schlafen?"
„Ich hoffe es. Vor allem bin ich Ihnen dankbar für Ihre Mühe, die Sie sich mit mir machen."
„Kein Wort mehr darüber, jedem Anderen hätte ich genau so geholfen. Denken sie an den barmherzigen Samariter."
Spät am Abend schlief er ein. Die Wunde blutete kaum noch und am anderen Morgen ging es ihm schon besser.
Als er die Treppe hinunter ging, kam ihm Frau Luther schon entgegen. „Geht es Ihnen besser?"
„Ja! Ich konnte fast ohne Schmerzen schlafen."
Spannen Sie sich diesen Tag noch aus, vielleicht können sie morgen wieder Ihre Arbeit fortsetzten."
Als Andreas am Wochenende nach Hause fuhr, erzählte er seiner Frau von der wunderbaren Hilfe der Frau Luther. „Sie ist ein rechter Christ, sie ist zu mir gewesen wie eine Mutter und das schätze ich so hoch an ihr."
@ Brian - Timo
Hilfe ohne viel zu fragen
Hi Timo,
habe deinen Text gelesen und möchte dir schreiben, was mir durch den Kopf ging.
1. Der Text wirkt durch die direkte Rede sehr anschaulich, das find ich schon mal gut.
2. Ich würde versuchen, einen anderen Titel zu finden. Ich lese ihn zu sehr 1:1 und er verrät zu viel, nimmt das Ende deines Textes schon vorweg.
3. Die Aussage des Textes, die ja schon im Titel angedeutet wird, ist mir in dieser Form noch etwas zu "dünn", ich suche ständig eine zweite, tiefere Ebene.
4.
Liebe Grüße,
Herby
habe deinen Text gelesen und möchte dir schreiben, was mir durch den Kopf ging.
1. Der Text wirkt durch die direkte Rede sehr anschaulich, das find ich schon mal gut.
2. Ich würde versuchen, einen anderen Titel zu finden. Ich lese ihn zu sehr 1:1 und er verrät zu viel, nimmt das Ende deines Textes schon vorweg.
3. Die Aussage des Textes, die ja schon im Titel angedeutet wird, ist mir in dieser Form noch etwas zu "dünn", ich suche ständig eine zweite, tiefere Ebene.
4.
Mit der Festlegung auf den Christ hab ich so meine Probleme. Ich glaube, Hilfsbereitschaft ist nicht unbedingt aufs Christentum beschränkt, sondern ein Gebot der Menschlichkeit, jenseits aller Konfessionen. Ich würde hier die Aussage weiter fassen.Timo hat geschrieben:„Sie ist ein rechter Christ, sie ist zu mir gewesen wie eine Mutter und das schätze ich so hoch an ihr."
Liebe Grüße,
Herby
Hallo Timo,
um christliche Nächstenliebe darzustellen bedient der Text sich eines ganz einfachen Erlebnisses - ich mag einfache Schilderungen, aber hier weiß ich am Ende doch nicht genau, was der Text eigentlich transportieren möchte. Mir kommen die Menschen so reduziert vor in ihren Gedanken, Handlungen, ihren Aufgaben, Tagen, ihren Taten, dass sich für mich keine Übertragungsebene auftut. Ok, es gibt solche Menschen, aber ich glaube nicht, dass der Text diese leere dieser Menschen darstellen möchte, sondern genau das Gegenteil. Der explizite Schlusssatz, der ja tatsächlich vom Protagonisten gesprochen wird und ihn damit zeichnet, treibt es damit auf die Spitze.
Zusammengefasst: Ich kann gar nicht glauben, dass der Text mit seinen Mitteln tatsächlich das aussagen will, was der letzte Satz explizit benennt. Soll er das?
Dass der Text eine Parodie ist oder irgendeine andere mittelbare Distanz nutzt, scheint mir aber auch nicht der Fall zu sein. Obwohl durchaus mit Bildern/Ideen/Metaphern gearbeitet wird (Eva/ Luther, Garten, "das schlechte ziehen"), die das möglich machen könnten, aber ich glaube, das ist nicht deine Absicht gewesen.
Für mich bleibt daher leider nur, dass der Text mir mit seiner einfachen Sprechweise so die Haare hochstellt wie es auch einige (natürlich nicht alle) Vertreter des christlichen Glaubens tun, wenn sie mit allzu banalen Säuselsätzen die Welt und was man tun soll zusammenfassen und sich als Samariter darstellen.
soweit, liebe Grüße
Lisa
um christliche Nächstenliebe darzustellen bedient der Text sich eines ganz einfachen Erlebnisses - ich mag einfache Schilderungen, aber hier weiß ich am Ende doch nicht genau, was der Text eigentlich transportieren möchte. Mir kommen die Menschen so reduziert vor in ihren Gedanken, Handlungen, ihren Aufgaben, Tagen, ihren Taten, dass sich für mich keine Übertragungsebene auftut. Ok, es gibt solche Menschen, aber ich glaube nicht, dass der Text diese leere dieser Menschen darstellen möchte, sondern genau das Gegenteil. Der explizite Schlusssatz, der ja tatsächlich vom Protagonisten gesprochen wird und ihn damit zeichnet, treibt es damit auf die Spitze.
Zusammengefasst: Ich kann gar nicht glauben, dass der Text mit seinen Mitteln tatsächlich das aussagen will, was der letzte Satz explizit benennt. Soll er das?
Dass der Text eine Parodie ist oder irgendeine andere mittelbare Distanz nutzt, scheint mir aber auch nicht der Fall zu sein. Obwohl durchaus mit Bildern/Ideen/Metaphern gearbeitet wird (Eva/ Luther, Garten, "das schlechte ziehen"), die das möglich machen könnten, aber ich glaube, das ist nicht deine Absicht gewesen.
Für mich bleibt daher leider nur, dass der Text mir mit seiner einfachen Sprechweise so die Haare hochstellt wie es auch einige (natürlich nicht alle) Vertreter des christlichen Glaubens tun, wenn sie mit allzu banalen Säuselsätzen die Welt und was man tun soll zusammenfassen und sich als Samariter darstellen.
soweit, liebe Grüße
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Timo!
Ich meine, das Handeln sollte hier für sich sprechen (während es Assoziationen an christliches Handeln/ eine christliche Grundhaltung hervorrufen kann - aber nicht muss!). Mir kommen zu viele Wörter vor, die sich zu fest legen (Samariter, Christ usw.). Ich habe überhaupt nichts gegen ganz schlichte Geschichten, die mit ihrem einfachen sonnigen Gemüt auch eine Art Lichtblick sein können. Aber gerade wegen der Schlichtheit brauche ich und will ich keine Erklärungen - übrigens sollte man sich auch das Mütterliche selbst zusammenreimen können, das muss da nicht auch noch stehen.
Den Auslöser Deiner Geschichte kann ich mir gut vorstellen, erst vorgestern habe ich gerade wieder so was erlebt - und Warmherzigkeit ist nun wirklich etwas, das jeder Mensch (irgendwann mal) braucht und schätzt. Aber gerade bei so einer Thematik muss man natürlich aufpassen, dass das "Herzige" nicht überbordet. Ich finde, das hast Du gut hingekriegt, aber eben mit den christlichen Aussagen leider etwas überfrachtet.
Und bei so einer Geschichte, die ich eher als Reisenotiz o. ä. lese, würde ich glaube ich die Ich-Form wählen ...
Ich meine, das Handeln sollte hier für sich sprechen (während es Assoziationen an christliches Handeln/ eine christliche Grundhaltung hervorrufen kann - aber nicht muss!). Mir kommen zu viele Wörter vor, die sich zu fest legen (Samariter, Christ usw.). Ich habe überhaupt nichts gegen ganz schlichte Geschichten, die mit ihrem einfachen sonnigen Gemüt auch eine Art Lichtblick sein können. Aber gerade wegen der Schlichtheit brauche ich und will ich keine Erklärungen - übrigens sollte man sich auch das Mütterliche selbst zusammenreimen können, das muss da nicht auch noch stehen.
Den Auslöser Deiner Geschichte kann ich mir gut vorstellen, erst vorgestern habe ich gerade wieder so was erlebt - und Warmherzigkeit ist nun wirklich etwas, das jeder Mensch (irgendwann mal) braucht und schätzt. Aber gerade bei so einer Thematik muss man natürlich aufpassen, dass das "Herzige" nicht überbordet. Ich finde, das hast Du gut hingekriegt, aber eben mit den christlichen Aussagen leider etwas überfrachtet.
Und bei so einer Geschichte, die ich eher als Reisenotiz o. ä. lese, würde ich glaube ich die Ich-Form wählen ...
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