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Eule
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Beitragvon Eule » 06.10.2011, 14:33

Der Literaturnobelpreis 2011 wurde heute an den schwedischen Lyriker Tomas Tranströmer verliehen. Hier gehts zu einem seiner unter 100 wortverlesenen Texte (Quellen: http://www.sueddeutsche.de , http://www.diewelt.de , jeweils vom 06.10.11):

http://www.lyrikwelt.de/rezensionen/gedichte-r.htm .
Ein Klang zum Sprachspiel.

Gerda

Beitragvon Gerda » 17.11.2011, 11:47

Dazu müsste ich das Buch erneut lesen :-)
Also eher nein, bin gerade ziemlich beschäftigt.
Aber danke fürs Erinnern an den Tag!

LGG

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Beitragvon Eule » 18.11.2011, 13:19

Hmja, das war also dieser ... und zum Schluss ein wenige Locke ... schon ein bisschen älter Alles, aber wenn man so drüber nachdenkt ... es geistert halt doch an vielen Orten. ;-)
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Beitragvon Eule » 20.11.2011, 13:49

Hinterhof


Ausgerissen - die Träume knarrten
Zwischen Asphalt und Mauergrün

Unter den Jahresringen des
Blätterwaldes begruben wir

die Papierflieger und Gefallenen -
lasen Narbenrätsel und Schatzkarten

in den rostigen Münzen der Grundstücksgrenzen
schwangen Reden und Fahnen kriegsbemalt vom
letzten Grillfeuer des Sommers
Ein Klang zum Sprachspiel.

Gerda

Beitragvon Gerda » 20.11.2011, 18:23

Hallo Eule,

Erinnerungen ... heute war auch ein Tag des Erinnerns und Gedenkens (Totensonntag oder Ewigkeitssonntag).
In deinem Text thematisierst du Erinnerungen und wie du es umgestzt hast, gefällt es mir.
Gerade bei aller Unmenschlichkeit, ob es die Grausamkeiten eines Baschar al Assads sind oder jene des branunen Terrors, ist es gut, dass im Text nicht die Träume begraben werden.
Ich durchdringe die dritte Strophe nicht wirklich, hoffe eigentlich, dass die Fahnen vom Grillfeuer angesteckt, verbrannt sind.

LGG



@ "Locke" ... soweit ich mich an Sophies Welt erinnere, ging es darüber hinaus locker durch das 18.Jahrhundert ... nicht nur Locke auch Hume fällt mir ein ... alles schon ein wenig älter, du hast schon recht, Eule.

Abendgrüße

Interessanter Link http://www.mausoma.de/download/sofie_zeitleiste.pdf

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Beitragvon Eule » 20.11.2011, 18:50

Danke Gerda, im Hinterhof mischen sich für mich Gedanken und Erinnerungen. Habe darin wieder auf gliedernde Interpunktion verzichtet - das verursacht oder ermöglicht manchmal verschiedene Lesarten, je nach Wertung. ;-)
Ein Klang zum Sprachspiel.

wüstenfuchs

Beitragvon wüstenfuchs » 21.11.2011, 16:49

Hallo Eule,

ich liebe Hinterhofbilder, und das, was in ihnen so schwingt.
Besonders die rostigen Münzen, Narbenrätsel und Schatzkarten.
Der Verzicht auf Interpunktion finde ich, passt sehr gut dazu.

Werde mich jetzt in deinen blog stürzen von hinten nach vorne.

Viele Grüße
Fux

Gerda

Beitragvon Gerda » 21.11.2011, 17:13

Eule hat geschrieben:Danke Gerda, im Hinterhof mischen sich für mich Gedanken und Erinnerungen. Habe darin wieder auf gliedernde Interpunktion verzichtet - das verursacht oder ermöglicht manchmal verschiedene Lesarten, je nach Wertung. ;-)


Hallo Eule,
deshalb hatte ich ja auch die Freiheit Aktualitätsbezüge herzustellen.

Liebe Grüße
Gerda

Wolfgang

Beitragvon Wolfgang » 23.11.2011, 00:26

Hallo Eule,

ich habe Deinen Block erst heute entdeckt, daher kann ich Dir nicht viel schreiben.

An Deinem Hinterhof jedoch bin ich hängengeblieben und zwar an der letzten Strophe: in den Münzen schwingen Reden. Das will mir nicht recht in den Kopf. Ich kann verstehen, wenn man mit bestimmten Münzen Erinnerungen verbindet - aber schwingen die dann in den Münzen?

Was in den Münzen eingraviert ist, können Zitate berühmter Leute sein, und diese Vorstellung, gekoppelt mit Deiner Sichtweise, klingt für mich befremdlich.

Soweit erst einmal. Den Rest Deiner Einträge - einige kurze Texte habe ich überflogen - werde ich mir dämnächst in aller Ruhe durchlesen.

Viele Grüße

Wolfgang

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Beitragvon Eule » 23.11.2011, 10:00

Hallo Benjamin, und Wolfgang, willkommen im Blog ! Es schwingen Erinnerungen mit in den Dingen, ob für Schatzgräber oder Archäologen ... Erinnerungen an Kindheiten und Erwachsenengespräche, Nachbarschaftsstreitereien und -bekanntschaften, Kriegsreden und -fehden, Abenteuer, Dramen und Tragödien. ;-)
Zuletzt geändert von Eule am 18.12.2011, 01:15, insgesamt 2-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Beitragvon Eule » 01.12.2011, 13:16

Türchen 1

In diesem Jahr erging an ihn selbst die spontane Idee, die Reise des wohl berühmtesten galiläischen Zimmermannspaares einmal mitzugehen, egal wohin dies führen würde. Am Morgen des nächsten Tages nieselte es stark, aber er freute sich über das fremdländische Sprachgewirr an der Bushaltestelle, das ihn an die antiken Weltstädte denken lies. Beim Weg zu seinem Büro mußte er einen Umweg gehen, achtete aufmerksam auf alle Passanten und wunderte sich über deren Reaktionen, von denen er viel mehr zu sehen glaubte als sonst um diese frühe Uhrzeit. Bestimmt waren Überlebende darunter gewesen, dachte er später, als im Radio eine Sendung über den heutigen Weltaidstag kam. Ein junger, fremdländisch aussehender Mann hatte ihn auf dem Weg zur Arbeit besonders freundlich gegrüßt, so als ob er es wüßte und für gut hielte, dass er ein Ticket für eine Familien-Urlaubsreise in der Tasche hatte. In ein ärmeres, aber gastfreundliches Land, schmunzelte er vor sich hin.
Zuletzt geändert von Eule am 08.12.2011, 11:02, insgesamt 4-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Gerda

Beitragvon Gerda » 01.12.2011, 13:22

Oh, dankeschön, lieber Eulerich, dass du mit uns Türchen öffnest.
Eine sehr hübsche Idee. :-)

Liebe Grüße
Gerda

Wolfgang

Beitragvon Wolfgang » 03.12.2011, 11:07

Hallo Eule,

Deine Ironie auf den Bildungsbürger gefällt mir. Alles wird besichtigt, aber nichts wirklich erfahren.

Viele Grüße

Wolfgang

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Beitragvon Eule » 03.12.2011, 13:00

Hallo Wolfgang, Dein feedback freut mich. Allerdings enthält der Text auch eine Menge Selbstironie des lyrIchs und weitere, nicht ausschließlich ironische Gedankengänge. Herzliche Grüße !
Ein Klang zum Sprachspiel.

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Beitragvon Eule » 03.12.2011, 13:09

Türchen 2 (Nordosten)

Bestrafungen. Die Flügel der Mühle werfen Schatten. Minute für Minute gemessen, unterteilt, sortiert. Verschiedene Ziffern, Balken, Bewegungsmelder, Grundfunktionen, Standardabweichungen, Fehlertoleranzen, Maschinenatem. Interne und externe Stromschläge treiben die Räder vorwärts bis zur vollständigen Ermüdung. Einmal die volle Stunde, alle zehn Minuten die Daten aktualisiert, ganz ruhig bleiben, sie sind registriert, die Untersuchungen schreiten voran. Es summiert sich, Schäden treten auf und werden so gut wie möglich wieder korrigiert. Beschweren sie sich nicht, geben sie Bescheid, wie geht es ihnen, geben sie zu Protokoll, welche Pläne haben sie für die Zukunft, wir werden sehen, was wir tun können. Ihr Entwurf, ein Entwurf, größtenteils ungültig und unerheblich, der zwölfte heute, in Tausendern.
Ein Klang zum Sprachspiel.


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