dichtung?

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pjesma

Beitragvon pjesma » 08.02.2012, 16:50

ausgangsötzi für diskussion:

" warum muss ein gedicht nur dicht sein (nur in deutschem heißt es ge-dicht und will vorgaukeln es hätte was mit "dicht" zu tun), warum muss es eine kompakte, schwere mit jedem wort bedeutendbeladene essenz sein, warum darf man es stellenweiße nicht auflockern, damit es nicht wie ein festes würgegriff wirkt? und damit die feste stelle einen kontrast haben, damit sich die essenz im "verwässertem" entfachen kann? man sollte sich nicht mit flöskeln zudecken, klar, aber warum muss man die flöskeln absolut verteufeln, wo sie ein bestandsteil der sprache sind, auch lyrische sprache...warum muss man davon angst haben? weil sie ein altes hut sind? die liebe ist auch ein altes hut, seit anbegin der zeit entdecken die poeten sie neu...
ich teile diese abneigung gegen flöskel nicht mit, sparsam und an richtigen stellen angesetzt, berreichern sie auch. ich würde sie mir nicht nehmen lassen."

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 16.02.2012, 21:05

Vielleicht lässt sich Ähnliches auch für die Prosa postulieren. Natürlich ist eine sparsame Prosa wie von Kafka schön zu lesen - aber es gibt auch vielgelesene Autoren, die wahre Wortkaskaden zu Papier bringen, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob das, was sie gerade jetzt schreiben, "die Geschichte voranbringt", wie es in Schreibforen immer so schön heißt. Zafon gehört sicher dazu und Lawrence Norfolk (den ich grade lese) ist ein besonders krasser Fall. Der Lustgewinn bei solcher Schreiberei muss ungeheuer sein. Ich beneide solche Autoren. Und ich lese sie (manchmal) sehr, sehr gern, wie jetzt zum Beispiel Norfolk, bei dem sinnliche Üppigkeit aus jeder Zeile dampft ...
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

pjesma

Beitragvon pjesma » 16.02.2012, 23:08

ja zefira, bei prosa empfinde ich es oft auch so. nicht bei jedem autor, aber zbsp. g.g. marquez, ich sühle mich in seinen verschachtelten sätzen :-). für mich, als fremdsprachler, wäre es bei prosaschreiben wesentlich leichter auf lange sätze zu verzichten die ungewöhnliche konstrukte mit sich bringen und viele verschiedenen fälle ;-), und man hat es mir auch vielmals geraten---aber ich kanns nicht lassen ;-)
lg

Quoth
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Beitragvon Quoth » 27.02.2012, 21:43

Manche mögen Poesie

Manche -
das heißt nicht alle.
Nicht einmal die Mehrheit, sondern die Minderheit.
Abgesehen von Schulen, wo man mögen muss,
und von den Dichtern selbst,
gibt's davon etwa zwei pro Tausend.

Mögen -
aber man mag ja auch Nudelsuppe,
mag Komplimente und die Farbe Blau,
mag den alten Schal,
mag auf dem Seinen beharren,
mag Hunde streicheln.

Poesie -
was aber ist Poesie.
Manch wacklige Antwort
ist dieser Frage bereits gefolgt.
Aber ich weiß nicht, ich weiß nicht. Ich halte mich daran fest
wie an einem rettenden Geländer.

Wislawa Szymborska
übersetzt von Karl Dedecius, Frankfurt 1998
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.

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Eule
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Beitragvon Eule » 28.03.2012, 08:44

Ja, wer sich gerne von den Musen gerne küssen läßt, hat selten Langeweile ! Auch die Textvielfalt verbessert Stimmung und Lebensqualität manchmal ganz beträchtlich !
Ein Klang zum Sprachspiel.

pjesma

Beitragvon pjesma » 09.06.2016, 06:45

Ja, aus dem Herzen schreib ich immer noch gerne, bloss ist mir was trockenbuerokratischessteifes dazwischen geworfen. Belehrungen lass ich nicht vielen zu. Quoth: entschuldige :-( das ich zickig war
pjesma

Kurt
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Beitragvon Kurt » 09.06.2016, 07:37

Pjesma, Dichten hat nichts mit Verdichten zu tun. Aber im www gibt es ja immer irgendwelche Osterhasen, die einen irgendetwas einreden wollen. Und in Wikipedia steht auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss.

LG Kurt
"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne
so, als hätten wir alles im Blick." (Kurt)

Niko

Beitragvon Niko » 09.06.2016, 08:29

Mucki...
Was sollen deine pünktchen-kommentare bedeuten?


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