Romantische Gedichte

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Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 06:47

Da ist ein Blog über meine Sucht romantische Gedichte zu schreiben. Ein typisches Motiv der Romantik ist: Die Sehnsucht!
Die Entführung aus dem Alltag in traumhaft schwebende Bereiche, in Erfahrungen und Gefühle, die dem nüchternen Denken fremd sind und auch bleiben sollen.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 06:52

Zauberlied

So sehe ich Dich wieder und wieder -
Wahrheit, wie in fernem, silbernem Nebel.
Ich sehe Dich: Du bist wunderbar!
An Deinen Füßen Siebensternstaubstiefel,
in der Finsternis die Petroleumlampe in der Hand;
Auf der Suche nach dem blauen Schmetterling,
der Dir herrlichste Märchen erzählt.
Ich höre Dein Flüstern:
"Blauer Falter, zeige Dich mir!"
Und vor Dir öffnet sich die Welt.

Deine Gedanken: Sie berühren die Türen.
Sie öffnen alle, die fernsten Räume!
Die Dauer Deines Blickes glimmt, pulst im Blut
der noch nicht erkannten Welten.
Du fliegst und erhebst Dich zu den Sternen,
dorthin wo alles glasklar ist
wie auf einem Kindergemälde.
Dennoch: Da ist etwas Menschliches,
Tieferes als die Menschheit.
Dort erwarte ich Dich - wach -
in meinem kosmischen Traum!

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 06:53

Zieh Rotes an

Noch heute Abend, sag es niemand,
trennen wir uns Morgen.
Doch vor dem Tag und vor dem Abbruch
können wir zusammen trauern.

Zieh Rotes an, es soll an Freude anmuten,
und unsren Kummer mit Schönheit
und Jugend bedecken.
Zieh Rotes an, ich verlange nicht viel,
wickele uns nicht diesen Abend in Schwarz.

Dies soll die Nacht der Farben sein,
in ihrem Namen stoß ich an,
um wenigstens für Stundenblicke
selbst vergessend zu vergessen
was tief in unsren Seelen nagt.

An diesem Abend,
heute, nimm mich
bei meiner Hand,
und frage nicht,
was es für uns
zu feiern gibt.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 06:55

Ich wecke Sie vergebens

Ich wecke Sie für die Sonne,
die sich den Pflanzen erklärt,
und für den gespannten Himmel
zwischen unseren Fingern.
Ich wecke Sie wegen der Worte,
die mir den Hals verbrennen.
Ich liebe und wecke sie mit offenem Ohr,
und suchendem Auge,
das bis ans Ende der Welt geht,
um den Tau auf der Wiese zu finden.

Ich wecke Sie wegen der fernen Dinge,
die den ihren so ähnlich sind.
Wegen der Menschen ohne Stirn
und Namen, die durch Straßen gehen.
Wegen der anonymen Worte der Stapelplätze.
Ich wecke Sie für die Manufakturen
der Landschaftsmaler in öffentlichen Parks.
Ich wecke Sie wegen diesem, unserem Planeten,
der vielleicht eine Mine im blutüberströmten Himmel sein wird.

Für das Lächeln der im Stein
eingeschlafenen Freunde
zwischen zwei Schlachten.
Wenn der Himmel nicht mehr
der große Käfig für Vögel sein wird, sondern der Flughafen.
Meine Liebe, voll mit anderen,
ist die Hälfte der Morgenröte, die ich wecke.
Ich wecke Sie wegen des Morgens,
wegen der Liebe, wegen mir und für die anderen.
Ich wecke Sie obwohl es vergeblicher ist,
als den für immer gelandeten Vogel zu rufen.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 06:56

Und die Blätter dem Donner

Es ist schwer Lied und Sänger auseinander zu halten.
Tränen gehören dem weinenden Auge.
Der Schmerz gehört der Lippe,
der Fluss dem Meer
und die Blätter dem Donner...

Sie ist Fern.

Ich träume, sie träumte sich zu mir. Die Nacht ist verloren
und die Hände so leer, wenn sie nicht ihr gehören.
Der Nacht gehört die Wunde,
dicht dem eigenen Nacken.
Ausgebreitete Arme.... Uhrzeiger auf der Wanduhr.

(frage ich mich: )
"Verlorener Vogel, gehörst du zur Schar?"

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 06:59

Die Unbekannte

Komm, bring ein Glas Honig und den geheimen Samen!
Besinne Dich darauf, wann der Überreife niederkniet;
Zwischen dem Grab und der Sonne ragt die Brücke.
Wenn wir uns wiedersehen,
wirst Du mein Antlitz nach dem Regen erblicken,
meine von der Einsamkeit verwundeten Lippen.
Dann werde ich Dir eine Erdbeere reichen, die atmet,
und Liebe, die am Ersticken ist.
Doch nun setzt Dich neben mich, still und weiß, während der Mond zerbricht.
Einzig die Treue bleibt ein Ganzes.

Wir beide sind allein. Wir schreiten auf die Wiese voller Kamelien.
Niemand ahnt unsere Schritte.
Wir gleichen uns wie im Dunkel des Mutterleibes.
Das Doppelgestirn schimmert unter den Küssen, in der Umarmung.
Die Liebe wächst aus dem Inneren.
In Deinem Schoß habe ich einen Himmel entdeckt,
größer als ich ihn mir erträumte.

Gibt es Schöneres, als von einer Unbekannten geliebt zu werden?
Man sollte sich auf einem verborgenen Tisch lieben,
der mit dem Duft der Haut überzogen ist...

Geh, nimm den frohen Frost und die gerettete Zeit mit!
Und laß Deine zarten Finger unsere Herzen ins Wasser malen...

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:00

Komm!


Das Zimmer ist erfüllt von Dir.
Erfüllt von Dir auch der Blick, der Dich vergebens sucht.
Das Licht und das Dunkel - sie rufen Dich stumm.
Deine Unrast nur brauchst Du, um mir den Kosmos
von den verstaubten Türen herabzubringen.

Komm!

Alles, was ich Dir nicht zu sagen wagte, wage ich jetzt:

Reich mir die Hände! Umschling meinen Nacken und schließ mir die Lider!
Flüstre mir den Frühling, den Duft der Kirschblüten:

Worte über die Schönheit:
- wir vergaßen, sie zu bewundern -
über die Güte:
- welch ungewohntes Wort! -
über den Frohsinn:
-wie ist die Sonne so fern, wie ist das Dunkel so nah!
über die Jugend:
- O, wie schwer, wie gefüllt von Dir ist dieser , ohne Dich!, klagende Atem! -

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:01

Der letzte Bohemien

Mond, Schatten und ich im gleichen Schritt
mit dem Traum der in der Mansarde verfault.
Straßen, Kaffeehäuser, Boulevards unter Herbstregen!
Kleine Flittchen hinter der Ecke, im Schattenquadrat einer Bankfassade,
reife Quitten, Karamell-Birnen und grüne Äpfel.

Der schwere Spazierstock, erstgeborener Freund,
beschwert sich entlang des schiefen Gehsteiges im Bariton,
verächtliche Serenade mit kränklichem Hüsteln
unter den bedeckten Fenstern reicher Leute.

Und oben drei leichte Wolken in gelbem Ton,
mit dem Schatten des Spinnennetzes über der fruchtbaren Heide verkreuzt.
Die alte Uhr knarrt aus der Kathedrale,
die mich an meine Liebe erinnert, meine unausgeschlafenen Augen!

Müde ist der Alte mit der Violine
und der letzte Bohemien ist aus der Kneipe gekommen.
Dunkel sind die Treppen in Richtung Himmelslicht zur traumhaften Mansarde.
Diese traurigen Wände, die an verrücktem Totschlagen der Zeit ermahnen;
mit heimatlosen Freunden, bunte wie Leoparden.
Tage, meine Tage, erblühten wie Blumen.

Der Mond hängt auf dem Dach, wo telegrafische Drähte in Moll quietschen.
An offenen Fenstern zittern die Stern-Wagen, und auf dem Tisch liegen Lieder,
auf den gelben Marginalien der Zeitung verstreut,
wie die Sehnsucht nach der Ferne
meiner romantischen Liebe.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:03

An der Schwelle des bläulichen Tages


Weißt du etwas über meine Vögel?
Gestern Nacht waren sie auf Wanderung
und überflogen den Himmel -
Schattenumrissen durch die Pfeile deiner Blicke.

Weißt du etwas über meine Vögel?
Sie kannten ein Lied...Das Lied - erinnerst du dich an die Worte?

Ich stehe an der Schwelle des blauenden Tages,
der Efeu windet sich um die Eibe meiner Seele.
Ein sprödes Blatt, gefärbt vom Kupfer aus der Kehle,
riss ab und fiel stumm herab auf das Geflecht meiner Worte...

Weißt du, dass es die Liebe gibt?
Ehrliche und wahre Liebe, rauh und fest in kosmischen Maßstäben,
körperlos und nicht verwest, nicht nur ein Surrogat.
Ich liebe dich nur, ich liebe fein.
Feingemahlen.

Weißt du, wie ich dich liebe?

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:04

Du

Du warst hier. Schon immer.
In einem Winkel in mir.
In mir, dem Unbekannten.
Wie ein verstecktes Leben,
wie eine geheime Vollständigkeit.

Vielleicht
haben Dich die Wege erst jetzt
zu einem völlig anderen Ort geführt.
Doch Dein Schatten,
Dein unbewegter Schatten ist hier - geblieben.
Tief in einem Winkel in mir.
In mir, dem Unwissenden.
Damit ich eines Tages
das zurückgezogene Licht entdecke.

Du warst hier. Schon immer.
Auf der Ruhestätte der Sehnsucht.
Keine Schimäre,
keine Wirklichkeit.
Nur Frau, die das Geheimnis der Existenz
von allem Schönen, in mir Bestehenden, hütet.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:05

Frag nicht mehr...

Frag nicht mehr, warum ich dich küsse.
Frage nur warum das Gras wächst
und warum das Meer unruhig ist.
Frag woher der Sommerwind kommt,
und wer mit weißem Schiff die Träume steuert,
wenn die Nacht ihren Schatten über dem Licht aufdeckt.

Frag nicht, warum mein seltsames Herz dich liebt.
Weißt du, woher die Korallen am Grund des Ozeans kommen?
Die Wellen erzählen von schlafender Schönheit,
doch du lebst entfernt von den stimmen der Wellen.
Deine Gedanken sind steile Höhen,
an denen mein Leben vergebens zerschellt.

Frag nicht warum ich dich noch Liebe.
Tritt an mich heran! Traurig ist mein Herz.
Du und der Mond:
Zwei unerreichbare Blumen
auf der hohen Ebene der Vergesslichkeit.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:07

Die Liebste

Bist Du, Liebste, auf der Wiese gewachsen
mit dem Wind, dem jungen, der in Blumen sich verwirrt
und nun ist dein Gesicht als hätt dich im Schlaf
der Flügelschatten eines Falters gestreift?

Bist Du, Liebste, an der Küste gewachsen,
und nun sind deine Augen brausend wie das Meer
und sind deine Haare wie unruhige Wellen,
die des Spielens niemals müde werden?

Oder kamst Du aus heißen Erzen,
aus Kupferminen, aus finsterer Lava
und nun ist deine Stimme ein Tunnel voll Wunder
und deine Träne von der Unruhe steigenden Wassers?

Oder bist Du in Goldsand gewachsen,
auf dem Grunde des Flusses, bei den Wurzeln des Wassers
und nun sind deine Arme um meinem Hals
zwei kleine Quellen, die nach Freiheit dürsten?

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:08

Auf halbem Weg

Gleichsam wie Kupfer fielen Blätter von den Ästen.
Es traf mich, auf halbem Weg, die Herbstkälte.
Frühlingsglanz, Rausch, vergangene Fliedergärten,
Glut - sie blieben Vermählte.

Wie ein verwundeter Vogel, der zum Himmel will,
windet sich die Seele aus den Bleitagen, still.
Hiobswind von allen Seiten raubt, entreißt,
doch sie weicht zurück, blass und vereist.

Meine Gärten - wartet nicht auf mich, meine Lieder
aus der Dunkelkälte. Zu euch komme ich nie wieder,
meines Lebens velar ... sacht sinkt jetzt die Sonne,
kalt fällt die Dämmerung auf meine Wonne.

Und die Nacht kommt immer näher ... Müdigkeit.
Eine schwarze Hand nur sehen meine Augen
und ich höre, den Schlag der Geselligkeit
dabei denke ich noch immer an dich - voll Verlangen.
.

Erman

Beitragvon Erman » 13.12.2017, 07:11

… aus den Händen eines Fremden

Wenn ich an dich denke, ergreift mich eine Zärtlichkeit,
größer, als ich sie ertragen kann und deswegen
schweige ich, während du mich nicht siehst.
Als das Jahresende naht, erkenne ich mit jedem Tag,
wie deine Natur ist, beängstigt, dass etwas fehlt:

Während du dich gänzlich mir zuwendest mit deinem Gesicht
darauf Spuren von meinen Küssen.
Zwei Augen unter ruhigem Haar würde genügen,
wären deine Arme nicht.
Ich schließe die Augen, denn du schämst dich
und wünsche mir, dich zu küssen, wenn die Nacht fällt.

Auf der Uhr bedeckt der Zeiger den anderen
und der Vogel vor deinem Fenster
nimmt keine Körner mehr aus den Händen eines Fremden.
Mach das Licht aus, ich kann dich von mir
nicht mehr unterscheiden.


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