Fotografie ist malen mit Licht.
Das ist ein Zitat, habe aber vergessen, wer es gesagt hat. Aber es trifft es meiner Meinung nach genau.
Fotografieren hat gerade heute viel mit Technik zu tun. Ob es die Kamera, das Objektiv oder die Bildbearbeitung danach ist.
Ob ein Foto Kunst ist, ist eine Frage, die in den einschlägigen Foren immer wieder heiß diskutiert wird. Für mich ist Fotografie Handwerk und Auge (Kunst), je nach dem was und warum ich fotografiere.
Urlaubsfotos sind Erinnerung, bei denen selten der künstlerische Aspekt eine Rolle spielt. Gehe ich aber gezielt mit meiner Kamera los, um ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Gruppe von Objekten zu fotografieren, so komme ich dem künstlerischen Aspekt (und dessen Anspruch)schon viel näher, weil der Ansatz und die Herangehensweise eine andere ist.
Ein gutes Beispiel dafür ist die sog. Streetfotografie.
Das ist Situationsfotografie, welche das Alltagsleben der Menschen wieder spiegelt. Spontan, schnell, ohne Objektivwechsel (das Motiv wartet nicht). Da hält man drauf, fängt die Situation, die Stimmung ein.
Diese Fotos sind technisch oft nicht perfekt und gerade dieses Unperfekte macht das Besondere dieser Fotos aus. Ein Streetfotograf verändert auch nachträglich nicht viel, abgesehen vielleicht von einer Belichtungsanpassung und einem nach schärfen.
Bildbearbeitung am Computer ist für mich auch Kunst, wenn sie verfälschend und nicht verbessernd ist. Das "Verfälschend" ist für mich positiv besetzt, weil ich aus den ursprünglichen Foto etwas ganz neues mache, was mit einem normalen Foto wenig bis nichts mehr gemein hat.
Über die Perfektion eines Fotos diskutiere ich gerne in einem Fotoforum, über den künstlerischen Aspekt dann lieber hier. Das heißt nicht ,dass man hier den technischen Aspekt ganz außen vor lassen muss , aber er darf erst an zweiter Stelle stehen.
Die erste Frage hier sollte Lauten :
Was hat sich der Saloner dabei gedacht, was hat ihn zu diesen Bild bewegt, was will er damit ausdrücken (die Damen sind hier natürlich mit einbezogen)?
Was sagt mir das Bild als Betrachter außerhalb des technischen Anspruchs?
Welche Geschichte erzählt es.
Das ist mein Anspruch an diese Rubrik und ich hoffe, dass dies auch die ursprüngliche Intention war.
Noch mal zum technischen Anspruch und zur Perfektion.
Ich musste mich in einem Fotoforum heftig schelten lassen, weil ich für mich eine neue Art des Fotografierens entdeckt habe. Das war nicht perfekt genug.
Strapfotografie.
Ich trage meine Kamera nicht vor der Brust, sondern mit einem Schulterstrapgurt kurz unter der Hüfte. Dabei hängt die Kamera etwas schief, mit dem Objektiv nach aussen und der Hand Kamera und Auslöser.
Dann habe ich mein altes 50er Objektiv drauf, alles voreingestellt und schieße die Fotos aus der Hüfte. Das sieht dann von der Perspektive sehr ungewöhnlich aus und ist auch nicht immer unbedingt das scharf, wo es eigentlich sein soll. Dazu wird das Ganze dann auch noch auf Vintage-SW getrimmt (mehr an Bildbearbeitung aber nicht).
Das ist dann reine Situationsfotografie, bei der man aus dem Bauch heraus fotografiert, außerhalb der Regeln der normalen Fotografie.
Und letztlich, für mich, Kunst.
Du meine Güte, so viel wollte ich gar nicht schreiben.
lg
Uwe
