Seite 1 von 2

Drache

Verfasst: 03.11.2017, 11:48
von Sofia
Hier malte ich mit einer Spachtel und pastosem Acryl auf Aquarellpapier.

Verfasst: 03.11.2017, 12:01
von Pjotr
Jetzt wirds würziger, schärfer. Dominanter, geradliniger, kreuzstrukturell. Erhaben, aber nicht steif, kontrolliertes Krachen. Wunderschöne Farbwechsel. Sehr geil.

Verfasst: 03.11.2017, 16:05
von Sofia
Würziger :)

Danke, Pjotr. Deine Eindrücke bringen mich dem näher. Mich verlassen die Worte, wenn es darum geht, etwas über meine Bilder zu sagen. Über den Prozess, ja. Die Inspiration, Umsetzung und innere Vorgänge, darüber kann ich ein wenig sprechen, doch meist bin ich überrascht, dass ich das male, so sehr, dass ich in gewisser Weise den Bezug verliere. Es erschließt sich mir dann durch die Sicht eines anderen, wie jetzt auch hier.

Verfasst: 03.11.2017, 18:20
von Quoth
Mir würde "Farbstudie 3" oder so ähnlich genügen. Ich würde viel freier in dem Bild und seiner interessanten Farbverteilung spazieren gehen. Jetzt suche ich immer nach Drachenähnlichem ...

Verfasst: 03.11.2017, 18:33
von Sofia
Ja Quoth, ich verstehe. Die meisten meiner Bilder sind unbetitelt, doch wenn ich etwas konkret sehe, dann benenne ich es auch. Letzten Endes habe ich ja das Bild gemalt und somit liegt es an mir und mir muss es so genügen :) Man kann sich ja auch als Betrachter vom Titel loslösen und wie du sagst, darin spazieren, statt vom Künstler zu erwarten, seinen Titel zu ändern. Irgendwie witzig.

Verfasst: 03.11.2017, 22:54
von Pjotr
Ich muss gestehen, dass ich mal wieder nicht den Fadentitel gelesen hatte (erst hinterher, nachdem ich meinem Kommentar geschrieben habe). Innerhalb eines Forenfadens sehe ich Fadentitel immer optisch losgelöst vom eigentlichen Beitrag; der Titel steht meilenweit entfernt woanders, dazwischen liegen Wörter wie "Thema durchsuchen", "Antworten", "von XY 03 Nov 2017 11:48" etc. und sonstiges forentechnisches Schmuckwerk -- dieses Areal gehört alles nicht zum Werk, in meinen Augen, deshalb schaue ich da nie hin :-)

"Farbstudie" würde ich das nicht nennen, das klingt so steril. Wenn freier, dann einzigartig freier. Ein Titel, der Wiedererkennungspotential hat. Zum Beispiel ein Name oder eine ungewöhnliche Eigenschaftswörterkombination. Oder so ähnlich ...

Aber jetzt, wo das Stichwort "Drache" im Raum steht, und ich nochmal die Kreuzstruktur ansehe, denke ich gerade an Alt-China. Ich sehe die gefächerte (vom Spachtel erzeugte) Klappsegelstruktur einer chinesischen Dschunke, deren Segel ja generell einem Drachenflügel ähneln (ich beziehe mich da jetzt auf Monty Pythons Jabberwokee, ähem). Und die Farbpalette enthält in dem Zusammenhang auch eine ziemlich "chinesische" Ästhetik, so kurz vor knalligbunt, aber immer noch gedeckt. Also dabei an Drache zu denken (einen chinesischen), kann ich nachvollziehen.

Verfasst: 03.11.2017, 23:23
von Sofia
Ich tat mich mit Titeln immer schon schwer, auch bei meinen Gedichten, zudem gefiel es mir, ins Werk hineinzustolpern :) Was dieses Bild anbetrifft, sah ich augenblicklich einen Drachen und somit blieb es dabei, wie auch bei anderen abstrakten Bildern, zum Beispiel dem Phoenix oder da gäbe es noch den Flamingo usw. ich weiß gar nicht, was dagegen spricht, denn selbst wenn man es nicht erkennt, erfährt man etwas über den Künstler, seinen Bezug zum Bild. Mag sein, ich liege falsch und es verwirrt.

Nebenbei gesagt, schickte ich dir ne Mail, Pjotr :)

Verfasst: 03.11.2017, 23:29
von Sofia
Oh jetzt erst sehe ich, dass dein Text noch weiter geht, Pjotr. Ja! Und da ist auch noch rechts der geneigte Kopf, das offene Maul, feuerspeiend (wie mir scheint auf seine Pfote).

Verfasst: 04.11.2017, 00:04
von Pjotr
(Danke für die Mail, aber ich kann software-technisch nicht antworten, weil die Adresse zum Blauen Salon führt. Aber ich kann auch offen antworten: Ich finds sehr schön, dass Du zu unserem kleinen Salon hier gefunden hast. Du bereicherst das Forum. Leider gibts hier manchmal nur ein Kommen-und-Gehen. Und so kommt es selten zu einer Menschenverdichtung an einem Ort zur richtigen Zeit, die zum Bleiben anregt.)

Verfasst: 04.11.2017, 09:30
von Amanita
Hallo Sofia,

ich finde ja Drachen überhaupt gut.

Bei diesem hier scheint mir etwas zuviel Zufall mitgespielt zu haben; auch schöne Farben sollten sinnvoll eingesetzt werden.
So wirkt der Flügel, der sich ja im Hintergrund befindet, relativ "plastisch" und "detailreich" (daran kann man sehr schön sehen, wie man als KünstlerIn immer wieder neue Zusammenhänge schafft; in einer anderen Umgebung käme niemand auf die Idee, das als einen Drachenflügel mit Schuppen zu identifizieren). Was mich in diesem Zusammenhang allerdings stört, ist der mittlere Bereich, der mit seinen grüngräulichen Gelbtönen eigenartig flächig wirkt. Dadurch den Flügel zwar heraushebt, ja, aber es ist nun mal ein Sehgesetz, dass man im Vordergrund mehr Details und Kontraste sieht als im Hintergrund. Natürlich kann man den Vordergrund "verschwimmen" lassen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Du allein auf den Drachenflügel fokussieren willst.
Auch den ~ rechten Winkel in diesem Gelb finde ich nicht so gut, weil er das Figürlich-Organische stört (für mich jedenfalls).
Aus dem gerade genannten Grund würde ich mir auch ein paar mehr kontrastreiche Details am Kopf wünschen, zumindest im Nacken, auf den man ja direkt blickt. Also ein bisschen "Schuppigkeit" oder so. Das leuchtende Gelb zu dem relativ gesättigten Blau ist da schon ein guter Anfang (was den Kontrast betrifft), fehlen noch ein paar Einzelheiten, mögen sie auch nur als detailreichere Struktur wahrgenommen werden.

Deshalb kann ich mich der allgemeinen Begeisterung nicht hundertprozentig anschließen, tendiere daher etwas zu Quoths Aussage, dass man einen schönen Farbklang vielleicht besser nicht benennt und ihn einfach als Studie sieht.

Gut finde ich, dass Du experimentierfreudig bist und keine "technische Masche" hast.

Verfasst: 04.11.2017, 10:21
von Sofia
Hallo Amanita,

ich glaube nicht an den Zufall; ich glaube an eine Verkörperung meiner, die auch im Verborgenem liegt. Intuitiv greife ich zur Farbe und lasse mich frei. Für mich ist das Kreieren keine Arbeit, sondern der natürliche Weg des Ausdrucks und Form der Kommunikation. Zudem, finde ich darin Heilung. Ich danke dir für deine Kritik. Leider haben deine Gesichtspunkte nichts mit meinem Schaffen gemein.

Liebe Grüße
Sofia

Verfasst: 04.11.2017, 10:28
von Amanita
Mit dem Schaffen nicht, mit dem Ergebnis schon. Du zeigst uns schließlich nicht Deinen Schaffensprozess, sondern das fertige Blatt (oder, sollte es doch noch nicht fertig sein, einen Zwischenzustand).
Und das befreit oder heilt uns nicht im selben Maße wie Dich. Kunst kann nicht bloße "Therapie" sein, was Du ja auch schon selbst mit dem Begriff der Kommunikation andeutest. Was ich sagen will: Mit Dir "macht" es eben was anderes als mit uns.

Verfasst: 04.11.2017, 10:30
von Pjotr
Hallo Amanita,

wenn ich Deine Kritik lese, und das Bild noch nicht gesehen hätte, würde ich jetzt ein zumindest halb-naturalistisches Bild erwarten. Aber da ist ein extrem abstraktes Bild. Daher verstehe ich Deine naturalistisch begründeten Vorschläge nicht, vor allem nicht das "Sehgesetz, dass man im Vordergrund mehr Details und Kontraste sieht als im Hintergrund". Zum einen ist das abstrakt und daher an keine Raumgesetze gebunden, zum zweiten ist der Drache dafür nicht zwingend groß genug, je nachdem aus welcher Distanz man ihn sieht, und zum dritten, wenn man nah rangeht, und Tiefenschärfegesetze anwendet, der Vordergrund ebenso verwaschen sein kann wie der Hintergrund; den Fokus kann man ja frei auf irgendeine Distanz setzen.

Verfasst: 04.11.2017, 10:45
von Pjotr
Bei solchen Bildern ist für mich das Ergebnis und der Weg zum Ergebnis ein und das selbe. Das Ergebnis sind Spuren. Wenn ich solche Spuren betrachte, versetze ich mich sinnlich, empathisch in den Spurenmacher während des Spurenmachens, ähnlich wie beim Betrachten von Fotos von beweglichlichen Sachen; sie zeigen Aktion, obwohl es Fotos sind und keine Filme. Anders ist das bei Stillleben. Das Bild oben ist das Gegenteil von Stillleben. Ich sehe keinen konkreten Flügel. Ich sehe einen Mal-"Tanz", deren Bewegungsspuren etwas flügelartiges hinterlässt.