Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
Rezept für Schuldsprüche verwursten*:
Man nehme ein Bedürfnis,
blase es auf mit Bedürftigkeit,
wähle sich eine fremden Topf,
leer genug und unbewacht,
deponiere dort die Bedürfniskeit
würze sie reichlich mit Defiziten
rühre kräftig darin herum,
verteile das Gebräu großzügig und
bewahr sich den Rest gut auf
EIN NEUES
* aus "Psychologie leicht gemacht"
Man nehme ein Bedürfnis,
blase es auf mit Bedürftigkeit,
wähle sich eine fremden Topf,
leer genug und unbewacht,
deponiere dort die Bedürfniskeit
würze sie reichlich mit Defiziten
rühre kräftig darin herum,
verteile das Gebräu großzügig und
bewahr sich den Rest gut auf
EIN NEUES
* aus "Psychologie leicht gemacht"
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock
machen wir uns nichts vor
fremde Töpfe auszulecken
wie Michel Mutters Suppenschüssel
rein damit reicht noch nicht
veraschenbrödelt uns nicht
es macht einen Bart (ein Frauenleiden)
ja, dreh dich noch ein bisschen
schneller um dich selbst
dass man ihn für Milch hält
(das Unschuldsserum)
dann öffnet vielleicht einer das Hemd
(Nahaufnahme) (Blickablenkung)
und lächelt philosophisch:
das Egozentrum der Gewürze
liegt im Verleugnen ihrer Flüchtigkeit
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
l'ombelico del mondo
an frühlingsmütigen tagen
zwischen welt und welt zappen
wir nennen es tanzen
andere zappeln
und wenn wir blödeln
schreib ich dir
niemals
um den bauchnabel
bis du errötest
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
niemals nie
wird irgend jemand wissen
was gewesen wäre
hätte geschehen können wenn -
das wesen des konjunktivs
besteht aus dem möglichlicherweise machbaren
aus zu unterstellenden mutmaßungen
das mag spannend und inspirierend sein
birgt aber keinerlei wert für lebensgestaltung
erfahrung ist nicht ersetzbar
wird irgend jemand wissen
was gewesen wäre
hätte geschehen können wenn -
das wesen des konjunktivs
besteht aus dem möglichlicherweise machbaren
aus zu unterstellenden mutmaßungen
das mag spannend und inspirierend sein
birgt aber keinerlei wert für lebensgestaltung
erfahrung ist nicht ersetzbar
das konjunktive leben
erlebe es in der retrospektive
spannend verspielt verrücke
ich alle fakten
ersetze so viele habe durch hätte
erschaffe mir neue realitäten
lebe darin als hätte ich
schwelge darin als wüsste ich
schnappe mir das heute
und packe es ins gestern
was es bringt was es nutzt
frage ich mich nicht
ich spiele ja nur
und schenke mir
schlaflose nächte
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