Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 11.11.2016, 22:57

so singt und klingt in mir
das lyrische blut
verschwindet
im gedicht
pulsiert
dein
leben
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 12.11.2016, 18:40

Engel aus Pappmaché
goldenes Haar
lächelnd
Auf dem Rücken Todesanzeigen
November 2002
Es nützt ja alles nichts
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 13.11.2016, 01:11

nur die behauptung
das alles nichts nützt
nützt nichts
auch wenn es stimmt

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 13.11.2016, 10:35

und heute bist du traurig gestimmt
düster tönen deine saiten
mag ich, stehe nicht auf kirmesmusik
es gibt glück
der pferderücken
jage querfeldein
sind alle bestellt
alles gedeiht so prächtig
niemals wieder wird es gut

Niko

Beitragvon Niko » 13.11.2016, 11:13



dieser tag

war ein gutes jahr
weil er die jahreszeiten kannte
anfang und ende
und weil er vergessen konnte
und erinnern
er blieb und wusste
wann es zeit ist zu gehen

doch bevor ein neues jahr
den tag erlöste ( nein nein nein! ablöste!)
pflückte er noch
In den letzten sekunden
die schönheiten eines halben jahrunderts
und streute sie in die dämmerung
eines neubeginns
in einem neuen tagesjahr

.

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nera
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Beitragvon nera » 14.11.2016, 02:12

auf dem rücken flügel
tattoos mohnlaub
das schon im juli einzieht
aber im august wieder
wieder treibt diese last
sich immer
immer wieder

und ja mein engel ist so
schwarz wie das leben
er trägt pusteblumen im haar
und das graue meer die wellen
die lärchen im herbst diese fackeln
gegen den frost
und das funkeln deiner augen
wenn wir uns zum tanz bitten
auf den gräbern
liebe dich
leben

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nera
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Beitragvon nera » 16.11.2016, 02:37

ich habe bäume umarmt
während sie ihr laub abwerfen
wie last und doch leuchten sie
frostig
eine spinne hat sich in der stube
eingenistet spinnt fragile netze
so zart dass meine hand zögert
und den staub in einer muschel sammelt
den die tiefe sonne ausleuchtet
den staub
die muschel singt neue lieder
wie das zirpen im sommer
ich flechte gras zu kronen
gelbes gras flechte ich in das gestern
trinke der krähe zu wenn sie
früchte vergisst
morgen hat die spinne eine
heimat im baum wenn die bienen
den stock kühlen
frage ich dich
sind wir müde

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nera
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Beitragvon nera » 18.11.2016, 02:59

ich werde staub sein
sage ich
und du kehrst zwischen
den zeilen

Niko

Beitragvon Niko » 18.11.2016, 14:57

.


das kehren ist nur
ein gefühl von umtriebigkeit
man bewegt etwas
ohne etwas zu bewegen
die wege scheinen klar und sauber
doch geht man sie darum nicht
und doch weiß ich
von der luftigen ziellinie
sehe die grenzen
die ein horizont zeigt
und doch weiß ich
das sie nicht existieren

doch in mir
wo ich gegen armut und überfluss kämpfe
wo die bilder mit jedem atemzug
an farbe verlieren und
sich wieder anders und neu zeichnen
da drinnen singt jede minute
ein hund sein lied
von der festlichkeit des verstohlenen augenblicks
in den augenwinkeln
rundet sich ab
was ecken und kanten bekommt

die birke in meinem garten ist groß
das ist ihr verhängnis
man wird sie fällen
sie nimmt zuviel licht weg
ich kehre meiner wege
und tue so
als würde ich etwas bewegen
es kann ja niemand hineinsehen


.

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birke
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Beitragvon birke » 22.11.2016, 19:09

ich kehre nicht (um)
meine wege
unwegsam
sollen sie bleiben
wie sollte ich sonst je
einem wunder
begegnen?
(im laub liegen die buntesten farben)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 24.11.2016, 04:21

laub und wege
sind wie glück und unglück
wege sind berechenbar
hinter jeder kurve
wartet eine gerade

laub ist unvorhersehbar
es türmt sich auf
oder tanzt wild
es macht krach
wie rasselnde ketten

warum kann ein weg
nicht wie laub sein

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Eule
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Beitragvon Eule » 24.11.2016, 10:00

Der Weg durchs Laub
durch all die fliegenden
Gedanken

Eintauchen und wieder
entkommen eine ganze
Nacht lang
Ein Klang zum Sprachspiel.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.11.2016, 19:38

Ich habe einen Laubfeger geerbt
Baum sein
schnell umarmen
schnell wurzeln
die Blätter wirbeln
könnte den Schlüssel begraben
wie einen Brief
immer war ich so wütend
und nun ist es nicht zu spät
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 26.11.2016, 21:50

in deiner haut
verlor ich mein lied
von übermut und spurenlese
du warst das lied
das ich nicht singen konnte
doch nun
im lauf der zeit und dinge
lernte ich dich neu
ich redete viel
und fühlte noch mehr
das jeder ton nicht reicht

aber es ist nie zu spät
briefe aus schlüsseln
zu heben


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