Zitalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.12.2013, 00:04


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Zitat - Text - Zitat - Text - Zitat - Inspiration durch Zitate - Lyrik - Prosa - Zitat als Angelpunkt -
Lieblingszitate mit eigenem Leben füllen - neues Zitat als Inspiration weitergeben



Im Zitalog könnt ihr euren Gedanken - inspiriert durch ein Zitat - lyrisch und prosaisch freien Lauf lassen. Zitalog ist kooperatives Schreiben, Texte, Gedichte, die das Zitat des Vorschreibers aufgreifen. Hierdurch entstehen unkommentierte Textfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen, Lyrik, z.B. ob gereimt oder ungereimt, Prosa, kurz oder lang, ganz wie ihr es möchtet.

Alles beginnt mit einem Zitat, dessen Autor ihr in Klammern dahintersetzt. Darauf folgt ein Text, Lyrik oder Prosa. Am Ende setzt der Schreiber ein neues Zitat mit Autor des Zitates in Klammern dahinter. Der nächste Schreiber beginnt mit dem letzten Zitat des Vorgängers.


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Nifl
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Beitragvon Nifl » 19.12.2022, 17:04

„Später lag ich alleine in meinem Keller und spürte immer noch ihre Finger an meiner Schläfe. Ich dachte an sie und es war so schön, und gleichzeitig hätte ich die Wände um mich herum einschlagen können vor lauter Einsamkeit.“
(Robert Seethaler, aus „Das Feld“)


Der Schnee senkt den Puls, sagst du. Er verlangsamt die Welt. Du lässt du dich auf den Rücken in den Schnee fallen, spreizt und schließt Arme und Beine, als würde jemand an einer unsichtbaren Schnur ziehen. Ein Bild wie aus einem Spielfilm. Sieht nicht nach gesenktem Puls aus, sage ich. Dein Lachen klingt glücklich, vielleicht ein bisschen überdreht. Die Kleidung ist schon ganz weiß, das ist dir egal. Ich denke ans Trocknen im Heizungskeller, an das Bitzeln der Finger, wenn sie wieder warm werden. Du streckst mir die Hände entgegen, dass ich dir aufhelfe. Aber das war nur ein Trick. Jetzt liegen wir beide und lachen. Schnee macht auch glücklich.


Ich spürte mein Ohr, das auf dem Boden pochte, lauter und immer lauter, und für einen Moment war es, als könnte ich durch die Pflastersteine hindurch den Puls der Erde fühlen.
(Robert Seethaler, aus „Das Feld“)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 22.12.2022, 13:34

Ich spürte mein Ohr, das auf dem Boden pochte, lauter und immer lauter, und für einen Moment war es, als könnte ich durch die Pflastersteine hindurch den Puls der Erde fühlen.
(Robert Seethaler, aus „Das Feld“)



vom wind habe ich die stille gelernt

und all die anderen zeichen
stehen offen für den ersten monat
eines neuen jahres
welche wahrheit ist wirklich
deine oder meine oder
gibt es nur uns
ein aufatmen
im winter sammle ich bilder
aus sand aus schnee ein paar
schneisen im land gewinnen wir
und gründeln im grunde
der erde gehört der puls
zum leben zum beispiel
eine eiszeitliebe



Dass jemand, der abwesend ist, in einem Augenblick derart anwesend sein kann, anwesender als anwesend.
(Saša Stanišić, aus „Fallensteller“, In diesem Gewässer versinkt alles)

wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.12.2022, 11:56

Dass jemand, der abwesend ist, in einem Augenblick derart anwesend sein kann, anwesender als anwesend.
(Saša Stanišić, aus „Fallensteller“, In diesem Gewässer versinkt alles)


Woher die Jahre kommen
und wo immer sie enden
das Wissen sollte ich begraben
mit Spaten und Hut (pfeifend)
auf Felsen stoßen
als hätte ich es nie geahnt
wohin du mich führtest
es wäre dein Lächeln gewesen

Wenn alles still ist, schmeckt die Stille wie alles auf einmal.
(Saša Stanišić, aus „Vor dem Fest“)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 11.01.2023, 11:50

Wenn alles still ist, schmeckt die Stille wie alles auf einmal.
(Saša Stanišić, aus „Vor dem Fest“)


in der stille liegt eine weite und dein sommerwort. wie fern waren wir damals von uns und der welt. oder waren wir ganz nah dran? vielleicht keine frage von jetzt oder damals. wir drehten jeden kirschkern im mund und spuckten ihn kichernd in die büsche. warum sollten wir das heute anders machen? weil wir reifer sind, reif wie die kirschen, die wir naschten? nein, sagst du, wir sind genauso grün hinter den ohren, nur leiser. manchmal treffen wir uns heimlich im inselwort. dann lachst du wie damals. „damals“, wie das klingt, staunst du. deine lachfältchen, unbezahlbar. du legst noch einmal dein gesicht in mein haar und murmelst, in der stille sind wir zuhause.


Ich versuche es nicht eilig zu haben, meine Zeit nicht zuzupflastern wie eine Autostraße, ich gehe viel zu Fuß und falle gerne in die Schlaglöcher.
(Ruth Cerha, aus „Kopf aus den Wolken“)
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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jondoy
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Beitragvon jondoy » 07.04.2024, 21:20

Ich versuche es nicht eilig zu haben, meine Zeit nicht zuzupflastern wie eine Autostraße, ich gehe viel zu Fuß und falle gerne in die Schlaglöcher.
(Ruth Cerha, aus „Kopf aus den Wolken“)


der erste sommertag legt sich mit seiner wärme auf meine schulter, ich lass mich treiben, Touristenvögel aus aller welt sind mit dir zurückgekehrt, jetzt pfeifft es hier wieder in in allen Sprachen durch die aufblühenden Lande, wie sich das mit ihrer Ankunft so rhytmisch gleicht, nur der Zyklus, der schrumpft, hast du deinen Winter immer noch nicht deine Arme schließen können, dieses weiße Band dort am Horizont hat er für dich hinterlassen, du unglücklicher Sommer, das Stipendium der Winde hat dir nicht geholfen, in Löwenzahntulpenwiesen liegen verliebte Pärchen, Familien, Störche, umgeben vom Getriebe, und können sich an nichts erinnern, und du überholst den Frühling, und kannst ihn trotzdem nicht in deine Arme schließen. Probiers mal mit. Lass dich in eine Regenpfütze fallen.

"Ein Mann wird vielleicht trotz aller Psychologie nie ganz begreifen, warum er gerade diese Frau liebt, für die Beruf und gesellschaftliche Kontakte wichtiger sind als die erotische Bindung."
(peter schellenbaum, aus „das nein in der liebe“)


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