Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 19.12.2022, 10:32

Summum

Ein Scheuen betrachten (das eigene)
wie es sich nicht der Winterruhe beugen möchte
und daneben fallen Himmel zu Boden
manche tot manche lebendig
ihre Weiten haben sich verkrochen
in ihn und seinen Übermut
verstellen die Augen von innen
so schwer wiegt Macht
in jedes Detail hinein
sein Schnarchen spricht Bände
und wir ziehen gemeinsam los
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 08.04.2023, 18:14

ich traue meinen worten nicht
wenn sie sich beschweren
mir auf dem herzen liegen
oder wenn sie abheben
und zu dir fliegen
ich traue mir nicht
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 22.05.2023, 18:47

Wenn Worte sich trauen
mit allem Drum und Dran
„bis dass der Tod“
und nicht an Gezeiten glauben
wie wohl Wehmut weint
alles überschwemmt
und im Sturm flutet
die Kraft über sie hinweg
und flüstert sprachlos
du bist noch da
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 23.05.2023, 09:12

In lauten Fabriken stellen Maschinen
Noisecancelling Kopfhörer her
die mit lauten LKW in dauerbedudelte
on-und-offline-Läden gefahren und dort von
dauerbedudelten Kunden gekauft werden
denen man bei jeder Gelegenheit
mit dem Sehnsuchtswort ZUKUNFT
flankiert von zukunftscancelnden Dystopien
die Gegenwart verdirbt
weshalb sie nicht im Jetzt bleiben
sondern fort wollen
unansprechbar
abhauen nach innen
wo es grün ist und weit
und sich
Noisecancelling Kopfhörer aufsetzen
Still ankrachend gegen den Krach des Daseins

(für Oskar)

Nifl
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Beitragvon Nifl » 08.06.2023, 21:28

Die Stille nimmt mich wahrer
Woher weißt du von dem Lärm
in mir?
Auf kleinen Pfoten willst du sein
auch in Paris
wenn die Blätter der Avenue
des Champs Élysées
rauschen
Halt haben
inne halten
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 09.06.2023, 00:39

der lärm der stadt wächst
über uns hinaus
geht ein weg
in die stille
weißt du ein land
gedeiht unter deiner stimme
der sanften
leise ernten wir
sprachen
der ahnungslosen
der todgeweihten
der zugeneigten
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Klara
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Beitragvon Klara » 09.06.2023, 14:34

Jeder Stein ist welthaltiger als ein Buch.
Aber das heißt ja nichts.
Ich stopfe die ganze Welt
- jedenfalls das, was ich davon zu fassen kriege -
in die Worte, die ich aufschreibe.
Natürlich nicht IN WIRKLICHKEIT.
Ich schreibe das nur: stopfen.
Bei Löchern in Strümpfen versage ich jedes Mal.
Und auch dies ist im Grunde Prosa,
die so tut, als wäre sie so dicht wie
ein Gedicht.
--

Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 03.09.2023, 11:51

ein loch im strumpf
ist oft ein gedicht
du hast bewegungsfreiheit
der atem ist intensiver und
du befreist dich
von den gerüchen
der mehr und mehr modrigen tage
und wirst bewusster
du
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.

(Marilyn Monroe)

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birke
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Beitragvon birke » 19.09.2023, 10:30

mit loch im strumpf
und flausen im kopf
gehe ich auf reisen
ich nehme nur das nötigste mit
okay, das ist bei mir viel
weil ich mich nicht entscheiden kann
oder das wetter unberechenbar
ist ein sturm erwartbar?
ich fühle mich frei
mit zottelhaaren im wind
der schirm ist längst verbogen
wie dein lachen
im hafen
trinkt einer kaffee
ich setz mich dazu
die sonne spricht wellen
plätschern ans land
loslassen sagen sie, ich
könnte nicht glücklicher sein
deine hand dreht locken
und ich halte stand
dem wind der gischt und einem gefühl
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 19.09.2023, 17:52

Sehe euch beiden
in den Urlaubswind vertieft
wie das Leichte wirbelt
um die Nasenspitzen
nicht blass
nicht ernst
„an den Haaren herbeigezogen“
flüsterst du
zur Möwe Jonathan
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 23.09.2023, 17:35

.
wehendes stück

du hast mich an den haaren herbeigezogen
übers meer vielleicht oder land
wir radebrechen sprache
small talk deep
crush sagst du
und ich lache mir einen ast
vom baum
weht ein glück
und landet bei mir
ich habe vergessen
zu schlafen
dream within a dream
jonathan singt mir ein lied
ach, sind wir so leicht!

.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Nikolaus
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Beitragvon Nikolaus » 11.09.2024, 00:07

ein glück tanzt
über astbrüche und verschmähungen
liebgewonnener gewohnheiten
und bleibt
bereit sich zu entmündigen
im überschäumenden moment
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.

(Marilyn Monroe)

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birke
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Beitragvon birke » 04.12.2024, 01:26

.
verschwinden die laute
die leisen pöbeleien
einer bitch
(so nennen sie es heute)
oder nimmt sie der sonnenuntergang
mit ins meer
unsere stimmen klingen
immer noch nach
sternanis
und zauberei
hält uns in ihrem bann
die letzten wörter
sind immer drei
.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 06.12.2024, 15:02

Sommernächte altern
am Bannmeer
hallen Träume wie nichts
und im Rauschteppich finden wir
wieder und wieder
segnen und winden
der Sand fällt niemals
ab|er weht heimatlos
zwischen dir und mir
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)


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