Prosalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.07.2007, 18:09

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Foto A.P. Sandor et moi


Prosafluss - Geheime Nachrichten - Flüsterpost - Prosapool - ungebunden - verbunden - Prosadialog - Prosakette - Prosa rhei - ungebunden - verbunden - Prosa - Blitzlichter - Prosalog - Wort zu Wort Beatmung - Prosafolge - ungebunden - verbunden


Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.

Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.

Ich bin gespannt!




Kleingedrucktes:

Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:

Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt

Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.



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Zuletzt geändert von Nifl am 04.08.2007, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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eva
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Beitragvon eva » 01.10.2007, 14:35

Ich hasse sie, ich hasse sie alle. Wenn ich schon ihr helles Geschrei über den Hof gellen höre, nützt es überhaupt nichts mehr, dass ich den Fernseher noch lauter drehe. Denn ich höre dieses Geräusch, dieses regelmäßige Rumsen, mit dem der kleine Brüllaffe gegen das Garagentor donnert, solange er es trifft, er wird mir die Scheiben einschießen, dieser assoziale Bengel. Dem seine Mutter sitzt wieder oben mit ihren Typen und kümmert sich um nichts, diese Schlampe, während diese Schrazen hier überall ihren Müll verteilen. Früher hat man solchen wenigstens eine ordentliche Watschen geben dürfen, aber heutzutage zeigen sie eine alte Frau ja noch an, die sich wehrt. Gestern habe ich noch den Schlauch meiner Nachbarn zusammenräumen dürfen, was die Frau den ganzen Tag macht, ist mir sowieso ein Rätsel. Rasen mähen ist für sie ein Fremdwort und das Laub fliegt schon wieder im ganzen Garten herum. Nur den Müll bringen sie wenigstens ordentlich raus, aber das macht ja auch ihr Mann, und dem gebe ich schließlich immer fünf Euro dafür. Ich lasse mir doch nichts nachsagen von denen. Jetzt parkt auch noch eine ihr Auto vor meiner Haustür, ja wie soll denn da der Notarzt durchkommen, wenn mir was passiert, jetzt ist aber Schluss mit meiner Geduld -

Tür öffnet sich, laute unartikulierte Beschimpfungen, Vorhang fällt
Jetzter wird's nicht. D. Wittrock

Gast

Beitragvon Gast » 01.10.2007, 17:01

Als Rentnerehepaar sind wir immer wochentags unterwegs. Wir haben die Wanderwege quasi für uns, abgesehen von ein paar Arbeitlosen, die ihr Hartz 4 nicht versaufen. Jedenfalls sind keine Familien mit krakeelenden Kindern unterwegs. Die Waldesstille gehört uns und den Vögeln.
Bestens gestimmt, aber müde vom Laufen kommt man an einem herrlichen Frühherbstnachmittag, von einer anstrengenden sechsstündigen Wanderung durchs nahe Mittelgebirge zurück und möchte die letzten Sonnenstrahlen ein wenig auf dem Balkon genießen. Ist fast ein Ritual wie früher der Feierabend, wenn Erich vom Büro kam.
Ein Tässchen Tee für mich und für ihn seine Flasche Bier.
Kaum hat man die Füße hochgelegt, da schallt von unten derart laut Musik herauf, dass an Ruhe und Entspannung nicht zu denken ist.
Müssen diese impertinenten Gören denn ausgerechnet um 16:00 Uhr an einem Donnerstag ihren Mist Hiphop oder Pop, die Unterschiede sind mir ohnehin nicht klar, hören? Was sind das für Zustände - für Eltern, die so etwas nicht verbieten, als Erich und ich jung waren, hatten wir gefälligst Rücksicht zu nehmen aufs Alter.
Die Musikrichtung, die wir zu hören hatten wurde bestimmt nicht nur die Lautstärke.
Wo kommen wir bloß noch hin, wenn das so weitergeht …

Peter

Beitragvon Peter » 01.10.2007, 17:37

/eine zunehmende Zerstörung, täglich, immer schwerer. Im Traum: eine verschmutzte Wohnung, die Teppiche vergraut, Essensteller mit schwarzgrauen Speiseresten. Diese Luft! Dieses Fiebern aus Gerüchen und Leere. Insekten. Aber jemand kam zur Hilfe, Freunde, Bekannte. Sie wollten Ordnung schaffen. Eines erinnre ich noch, dass ich einen Fehler machte, ich zertrennte eines der Staubinsekten, statt sie, wie die Freunde es taten, auf einmal zu zerdrücken. (Das war wichtig, sie ganz und auf einmal zu zerdrücken).

/was so niederwirft: in diese Ausmaße zu geraten, wo die Nächte und die Worte, was wir uns sagten, was wir sprachen und was dort einleuchtend war, ohne Geltung ist. Seit ich denken kann, ist es dieses: im Hinterhof der Welt diesen Schatten wiederzufinden, ihn umzustülpen als unsren Bettlermantel und vorzugeben, jemand zu sein, der man immer weniger und weniger ist. Dass etwas spuckt, nimmt Regenausmaße an. Schon ist es jedes Wort, schon ist es jeder Blick. Und da ich, was hab ich denn? nie etwas vorzuweisen habe. Da ich meines nie zu Gründen machen kann. Da ich... verlieren sich die Tage, sie verlieren sich, verlieren sich... Sie wird schwerer, deutlicher: diese Einsicht, dass es uns nicht geben kann.

Gast

Beitragvon Gast » 01.10.2007, 18:02

Treppen I

Inmitten von verschachtelten Treppen stehe ich. Die meisten sind aus hellem Holz, wahrscheinlich Eiche, lackiert und gebohnert. Wachsgeruch steigt mir in die Nase. Manche Treppen tragen auch einen alten, grüngrauen Linoleumbelag. Den Kantenabschluss der Stufen bildet ein Streifen schwarz geriffelten Gummis. Nach oben hin werden die Treppen schmaler, die Stufen enger ein Geländer fehlt. Schaue ich nach unten, ebenso. Oben, unten, das Gleiche. Treppen. Es sind unzählige. Ein Treppenhausirrgarten ohne Anfang und Ende. Ich steige auf einer dieser Treppen höher, will zur nächsten Treppe, die weiter nach oben führt wechseln, finde aber keine Möglichkeit. Um den nächsten Treppenabsatz zu erreichen, müsste ich den darunter liegenden Schacht, mit einem waghalsigen Sprung überbrücken. Zu gefährlich, dieses Unterfangen. Die Stufen sind schief und haben Ähnlichkeit mit einer Ziehharmonika, die oben zusammengequetscht wird und sich hierdurch nach unten hin auffächert. Ich kehre um, aber die Treppe ist nicht mehr dieselbe. Sie führt nicht dorthin wo ich herkam, oder doch? Ich kann es nicht erkennen.
Zuletzt geändert von Gast am 02.10.2007, 14:58, insgesamt 1-mal geändert.

Rala

Beitragvon Rala » 01.10.2007, 22:52

Als ich auf die Wiese trat, war alle Farbe aus ihr gewichen. Alles, jeder einzelne Grashalm, die Stengel und Blüten und Blätter der Blumen, sogar das Moos, das hie und da wuchs - alles war schneeweiß. Seltsamerweise war das das Einzige, was sich geändert hatte, sonst war alles beim Alten geblieben. Der Erdboden darunter wie der Himmel darüber, der Wald und die Häuser im Hintergrund, auch die Insekten, Mäuse und anderen Tiere, die sich auf einmal ganz deutlich von ihrem normalerweise für Blicke beinahe undurchdringlichen Lebensraum abhoben - farbig wie immer. Nur die Pflanzen. Und nur auf dieser Wiese. Ich kniete mich hin, um mir die Sache genauer zu betrachten. Als Erstes war mir natürlich der Gedanke an ein Gift gekommen, das sich verbreitet haben konnte, daher zögerte ich, das Gras zu berühren. Aber wenn es ein Gift war, dann konnte es offenbar den Tieren nichts anhaben, die munter weiter ihrer Wege zogen, als sei nichts geschehen. Bemerkten sie es etwa nicht? Oder war es ihnen herzlich egal? Oder - aber das wagte ich kaum zu denken - sah etwa nur ich, was ich sah? Mit anderen Worten: War ich verrückt geworden? Ich riss nun doch einen Grashalm aus und sah ihn mir genauer an. Alles an ihm schien völlig normal, bis auf die Farbe. Er fühlte sich normal an, Form und Struktur entsprachen denen eines grünen Halms ... Ich wollte ihn gerade wieder fortwerfen, ratlos, wie ich war, da fiel mein Blick auf das untere Ende, die Stelle, an der ich ihn abgerissen hatte. An diesem Ende hing ein Tropfen Blut. Dickes, tiefrotes Blut, wie auch ich es in meinen Adern hatte. Und auf meinen Händen entdeckte ich auch welches. Mir war nicht klar, woher es stammte, der Grashalm war ja durchsichtig, ich hatte ihn gegen das Licht gehalten und nur Weiß gesehen ... Ich blickte mich um und sah plötzlich noch mehr Blut um mich herum. Mit einem Mal waren alle Tiere verschwunden, die Häuser und Bäume in der Ferne waren tiefschwarz und der Himmel aschgrau geworden. Als ich wieder zu Boden blickte, dorthin, wo ich hockte, wusste ich Bescheid. Das Blut, das ich da sah, das sich jetzt immer weiter ausbreitete und all die weißen Grashalme und Blumen und das Moos befleckte, ehe es von ihnen gierig aufgesogen wurde, war meines. Mein Körper hingegen wurde langsam so weiß, wie die Wiese vorher gewesen war, und mein letzter Blick fiel auf die ersten wiederergrünten Grashalme, auf denen bereits wieder Käfer krabbelten, unter einem strahlend blauen Himmel.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 02.10.2007, 14:47

Traum I

Da war der Dalai Lama, in meinem Traum mit schwarzer Haut, und kicherte neben mir, während für mich in einem Raum fünf standuhrenähnliche Kästen bereit gestellt waren, die Türen hatten und in Wirklichkeit sehr enge Einmannfahrstühle waren.
Nur einer führte dorthin, wo, mir schien eine Aufgabe gestellt zu sein, eben diese endete und dort wollte ich hin. Von den anderen drohte Gefahr und zwar jeweils eine unmittelbare, wenn der Fahrstuhl ankam, war das Öffnen der Tür und das Eintreten der Gefahr eben genau dieses Ankommen, da war keine Zwischenzeit für Überlegungen (das eine waren Eispfeile, aber in der Furcht davor fühlte ich Hitze, die anderen Gefahren konnte ich aufgrund der schon bei dieser Vorahnung nicht mehr denken vor Angst). Ich fühlte starken Unwillen, meine Wahl zu treffen.

Und in der Mitte des Raumes stand ein Zebra und fraß violettes Heu.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 02.10.2007, 14:56

Treppen II

Läuft das Wasser den Berg hoch? Schaufelt das Mühlrad das Wasser zurück?
Ich schwanke, will handeln, nicht denken. Versuche, weiter nach oben zu kommen. Es geht nicht. Ich bemühe mich an den Ausgangspunkt zu gelangen, um vielleicht andere Treppen zu benutzen. Weiß nicht, was ich oben will oder soll. Die Beine tun weh, die Fußsohlen brennen. Stufen kommen auf mich zu, weichen zurück, entwinden sich mir. Mir bricht Schweiß aus, ich steige hinauf, hinab, hinauf, im Wechsel, immer weiter und weiter.
Es fühlt sich verrückt an. Verquer. Es läuft etwas falsch.
Nur Stufen ringsum herauf und herunter und herauf. Es sind dieselben Stufen und doch andere, die mir aufs Neue ständig vorgaukeln, von einer Treppe geradewegs auf die nächste hinüberwechseln zu können.
Was mache ich hier, ohne etwas wollen zu können.
Ich bin nicht schwindelfrei, taumle, dränge weiter. Die Luft ist pulvertrocken. Ich habe Durst. Gequält steige ich auf und ab, und weiter, immerzu weiter, in Panik, sehe nur noch verschwommen. Sobald ich fokussiere, beginnen um mich herum Stufen zu schlingern. Wie wallende Rolltreppen, die aus dem Nichts, mir entgegen kommen, um dann in die falsche Richtung führen.
Doch was ist falsch?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.10.2007, 20:26

Merle
Ein neues Leben I

Seit Wochen sprach Merle wieder, lieferte sich den eigenen, bleischweren Worten aus. Viel schlimmer aber empfand sie den Umstand, dass sich in der Schweigensphase ihre Sinne extrem sensibilisiert hatten. So stark, dass sie hinter jedem gesprochenen Wort Lüge und Wahrheit sofort erkannte. Es glich schon fast einer telepathischen Kraft. Und das, was sie wahrnahm, brachte sie zur Verzweiflung, drängte sie an die Wand. Sie schlug mit geballten Fäusten auf ihren Kopf ein. Lügen, Lügen, nichts als Lügen! Panik erfasste sie. Wie sollte sie noch Vertrauen aufbringen gegenüber den Menschen in ihrem Umfeld, die sie nun völlig durchschaute? Es existierten keine Geheimnisse mehr, diese Nacktheit war grausam und quälte sie unentwegt. So konnte es nicht mehr weitergehen. Merle stellte überrascht fest, dass gerade diese Panik sie von jeglichen Ängsten befreite, mit denen Menschen geplagt werden. Wie weggewischt. Sie kannte nur noch eine Angst, die Angst vor den Lügen der anderen. So fasste sie den Entschluss, fortzugehen und fern von ihrem Zuhause ein neues Leben zu beginnen.

„Alles, was du brauchst, um ein neues Leben zu beginnen, findet Platz in einem kleinen Koffer“
Merle genügte ein Rucksack, den sie schnell gepackt hatte. Sie ließ alles zurück, schulterte den Beutel, schloss die Tür zu und ging auf die Straße.
„Wenn du zurückschaust, wirst du zurückkehren“
Merle schaute nicht zurück, sondern lief geradewegs zur Bushaltestelle und stieg in den nächsten Bus. Er führte sie aus der Stadt heraus. Dort angelangt, nahm sie ein paar Abkürzungen querfeldein, um zur Autobahn zu gelangen. An einer Raststätte stellte sie sich an die Ausfahrt und hob die Hand. 'Der erste Fahrer, der mich mit nimmt, wird mein Ziel bestimmen'.

Klara
Beiträge: 4508
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 02.10.2007, 21:04

Ausriss (abgestumpft)

Ich habe die Sache nicht fertiggemacht. (Es ist keine Sache, sondern ein Unding: das Warten im Gehen, das Lauern auf Zeit, die nicht kommt, die vergeht, die vergeht, das Fiebern nach Unsagbarkeiten, das Leben auf Rezept.) Wir haben gewusst, was es zu denken gilt, beide, wie man genauer kaum wissen kann, auch dass es nichts hilft.

Du hast mich vermisst, als ich bei dir war, und sobald ich gegangen bin, warst du schon da, noch vor der Frage. Wohin das führen soll. (Die Gleise sind nicht rostig, nicht alt genug, nur stumpf, also bücke ich mich und reibe wie besessen, mit dem Ärmel, wie besessen, bis der Ärmel reißt, bis sie glänzen, mitten in der Nacht. Der Feinstaub senkt sich in die Ritzen

und fliegt, und fliegt

wie jedes Fliegen

es nur schlimmer macht,
wie jedes Lachen klingt
wie Magerquark. Ich möchte, ich hätte, ich riefe –
Rief ich, oder hörtest du nur?
Hast du etwas gesagt?)

Am andern Tag sahen die Äste aus wie gerupft, und es war noch weniger gut. Wenn alles gut würde, wäre ich ein anderes Leben. Am schwierigsten ist die Vergeblichkeit, die ist wirklich schwer zu ertragen. (Dies muss unbedingt mit einem ironischen Lächeln gelesen werden: „Vergeblichkeit“, „schwer zu ertragen“, vor allem das „wirklich“!) Nichts machen zu können. Ich habe die Sache nicht fertiggemacht, und du hast nicht angefangen. Doch ich liebte dich noch bevor jemand wusste wofür. (Ich nehme dieses Wort in den Mund, spreche es leise vor mich hin, ängstlich überdeutlich, als säße ich beim Zahnarzt, während mir der Mund sperrangelweit aufsteht und die weißen Leute mit ihren Instrumenten und Spiegeln ohnehin bis in meinen Magen gucken könnten – theoretisch. Ich nehme es in den Mund, vorsichtshalber in der Vergangenheit, und weiß gar nicht, was ich rede.) Manchmal steht die Nacht dick wie rote Marmelade unterm Deckel, ein ungeöffnetes Glas, und man wartet, dass es plopp macht, wenigstens am Morgen, wartet bis zum Abend, und hört keinen Ton.

Gast

Beitragvon Gast » 03.10.2007, 20:08

Singen

Immer öfter denke ich in den letzten Tagen darüber nach, mir einen Chor zu suchen.
Schaffe ich das, zusätzlich zum Schreiben und zu meinem Sport auch noch wieder zu singen? Vielleicht mehrmals wöchentlich zu proben? Gibt meine Stimme, das überhaupt noch her, nach so vielen Jahren. Ich bin aus alldem raus. Die Atemtechnik muss zwar nicht neu erlernt werden, aber es muss wieder selbstverständlich sein, genauso wie besonders die hohen Töne sauber im Ansatz von oben zu greifen und, sie nicht von unten hochzuziehen …
Will ich das noch mal? Werde ich zu sehr vergleichen, mit dem was war, was das Singen und der Applaus mir bedeutet haben; bei Konzerten, in der Royal Albert Hall, bei der 8. von Mahler, im Theatre Antique, in Orange, mit der „Grande Messe des Morts“ von Berlioz, im Festspielhaus Salzburg, mit Schumanns „Das Paradies und Peri“, oder die Schallplattenaufnahme (es gab noch keine CDs) mit dem Orchester Kurt Edelhagen: „Jazzmesse“ von Gehlen, in der alten Tonhalle in Düsseldorf.
Es wird mir schwer fallen, meine Erwartungen an die Realität anzupassen, das weiß ich schon. Der Applaus hunderter Zuhörer klingt berauschend noch nach Jahrzehnten. Mal sehen.

Klara
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Beitragvon Klara » 05.10.2007, 19:14

Eine Antwort: das eigene Leben als Schauspiel betrachten. Ja! Sobald es langweilig wird, aufstehen, das Theater verlassen, ein neues bauen und eine andere Geschichte auf die Bühne stellen (da sind doch so viele!), denn ich spiele eh die ganze Zeit, auch wenn ich es todernst meine (dann ganz besonders).
Spiele ich.
Weil ich nicht anders kann.
Möglicherweise bin ich verrückt? Quasi immer schon, seit Gedanken da sind? Abgerückt? Doch nein, ich weiß genau , was die Bretter der Welt bedeuten: Die größte Schauspielkunst besteht darin,
sich selbst nur mit Theaterblut anzuschmieren und den andern Lieben nicht mehr als nötig vorzumachen. (Und vorsichtig zu sein, wegen der Unfallgefahr: Man kann sich im Vorhang verfangen, voll auf die Schnauze legen und im falschen Stück den richtigen Text vergessen –) Wenn man die Dinge nimmt, wie sie sind, lebt man schon mal etwas weniger an seiner eigenen Rolle vorbei. Spielen!

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 06.10.2007, 16:56

natürlich habe ich einen freien willen.

ich kann mir z.b. eine plan machen, was ich fortan
tun werde, jetzt nachdem ich pensioniert bin.
ich will reisen, meinen bruder besuchen oder nach kreta. jetzt.
ich habe auch den freien willen, gleich morgen zu fliegen.
und nun kommt mein sohn mit meinem enkel und sagt:
mama, ich muss die nächste woche dringend geschäftlich weg. ich
habe keinen für das kind. würdest du bitte ....

natürlich habe ich einen freien willen.
Schreiben ist atmen

Max

Beitragvon Max » 07.10.2007, 19:19

Dass ein Stein, der einen Berg hinabkollert, dies aus freiem Willen täte, käme niemandem ernsthaft in den Sinn. Auch nicht, dass Kohlenstoff sich überlegen könnte, ob er denn brennen mag oder nicht. Dass wir aber einen freien Willen habe, zu entscheiden, was wir morgen tun, scheint uns selbstverständlich, auch wenn das Gehirn doch den gleichen physikalischen und chemischen Gesetzen unterliegt wie der Stein und die Kohle.
Die Naturgesetze kennen keinen freien Willen. Nur manchmal schimmert wie ein Hoffnungsstreifen Heisenbergs Unschärfe durch die drohenden Wolken des Determinismus. Aber macht es uns wirklich freier, wenn die Gesetze des Zufalls unser Handeln bestimmen statt Newtons Mechanik?

Trost bietet nur Sisyphos und Camus.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 07.10.2007, 19:23

Nachbargespräche / Lauschen hinter Efeu

Füchse....der hatte schöne Eier...sah aus wie einer Metzgerei.. Seine Tochter ist in Dänemark, die wohnen in einem schönen Garten, aber die haben auch Angst. Ich dachte, die Erde sei verwöhnt. Irgendwann nachts haben wir den mal gesehen. Ich versuche immer zu entdecken, wo der nur. Das wusstest du nicht. Ohhhh. Solange nicht da. Hahahaaaa. Amselgeschrei. Dann haben wir noch welche im Bett gehabt. Das ganze Bein weg. Kann sein, der ist nicht selektiv.
Morgens alles weiß gemacht und abends wieder alles weiß gemacht.
Josef!
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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