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Lyrischer Dialog

Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild

Verfasst: 18.04.2010, 21:56
von Lisa
Wie die Gans ihre Augen in der Sonne schließt.
Sanftes Ahnen der Schlachtwerdung


Verfasst: 18.04.2010, 23:25
von Niko
in den schlachthöfen
ist die sonne ausgeschlossen
ihr wirft man die kadaver später vor
die strahlen bergen demut
in der zersetzung des fleischgewordenen

Verfasst: 19.04.2010, 00:32
von Mucki
wär so gern ne gänsemami
führte meine gänschen
watschelig krummbeinig
zu unserem gänsesee

wie sich wohl schnäbeln anfühlt?

Verfasst: 22.04.2010, 20:43
von Lisa
eine schnäbelei (falls wir mögen)

wär ich du in meinem gefieder (was von mir wäre mein gefieder?)
wäre ich ich in meinem ~ gefieder

ein federspiel aus zärtlichkeit
könnt ich im schließen meiner augen
deine augen sehen

und das wasser spüren
welches uns (falls wir mögen) umgäbe

füßchen zwischen uraltälgchen,
der schlaf wäre nicht vorzuwerfen

Verfasst: 23.04.2010, 15:22
von Eule
geflossen ach - zerstäubt wieder zurück zur erde durch all die risse durch das eis das eisen sogar mit arsen geschwommen darüber darunter und wieder gewirbelt - wasserspiele, windkraft festgehalten unter den steinen, gelodert jeden tag neu geflammt abgehärtet getragen bleibt ein flüstern und - deine hand

Verfasst: 24.04.2010, 19:20
von FawzZalum
-
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zwei Tassen
ein Untergang der Hände
denken wir nicht was uns später
und Lächeln taucht den Tag...
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-
-

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VFM

Verfasst: 24.04.2010, 19:30
von Mucki
taucht der tag hinab
gehe ich auf
in meinen händen

Verfasst: 24.04.2010, 22:26
von Max
6.30 Uhr an der Steilküste

Im Morgengrauen
das Gras war noch nass
und die Zeit noch ohne Farbe

traf ich am Wegesrand
einen alten Tag

Jung war er geblieben
ganz frisch fühlte er sich an
knusprig wie warmes Brot

Man hätte ihn leicht
mit dem Heute verwechseln können
doch das konnte ja nicht sein
denn in seiner Nacht lagst du

Verfasst: 25.04.2010, 12:03
von Niko



hommage an göttingen


am nabel legt sich der tag zur ruh
ein letzter tanz bleibt
zwischen gelösten masken
für stunden und träume

der übermut stülpt
lichtenberg einen hut auf
gelassen bleibt er
im schall vereinsamter schritte

jetzt bleiben

in der gestrandeten zeit
schritt - und stufenlos
eins mit brentano franklin und brahms
und sich selbst
im puls der stadt
die nie tief schläft
und immer träumt



.

Verfasst: 25.04.2010, 22:57
von Lisa
oberflächenträume.
gelbbirnendelfine springen an den grund . zu atmen . gibt es jede menge .
hängen an bäumen, hängen sich zu wasser,
wipfelwolke, lass mich ein in deine tropfen auf meiner stirn

hab ein weiches fell
hab es doch gehabt

irgendwo in meiner dicke, diesem schwesterfleisch
unter der betonautobahnunterführung

wollt es wachse über meine augen
wie der pelz über vergessene beeren in der schale
über nacht

in der emaillebadewanne mit füßen
unterwasserbewegung der härchen
die augen schließen, das playmobilpferdchen ohne schweif
fest in meiner hand
da hab ich (alles war schon wie jetzt) atmen können

Verfasst: 25.04.2010, 23:45
von Eule
Und weiter -

atmen - ein Heben und Senken geflogen zu unseren
Koordinaten tag- und nachtweit durchs

Adernetz die Topographie wäre
Zu nennen ein Abschied - ein Wiedersehen -

Im Tagewerk der Erinnerung waren
Signale auf allen Geleisen ins

Dunkel der Morgenstunden und auf
Schwingen federscharf

Verfasst: 28.04.2010, 18:31
von Mucki
atemlos
tobt der geist
befreit im feurigen tanz
durch die jahrhunderte

tobe weiter
kleide dich jahr für jahr
mit buntem flaum
für meine
gefiederte reise

Verfasst: 30.04.2010, 13:24
von Max
U2 vom Hausvogteiplatz zur Eberswalder Str.
an einem Freitag Nachmittag

Man müsste sich die Ohren taub waschen können
dieses Geschnatter
Keine Luft bleibt
für den hohen Ton
keine Feder um aufzusteigen
So moraste ich durch die
Massen
lasse mich vom Neon blenden
oder Argon oder Krypton
und bilde aus den Puffen und Knüffen
meinen behornten Panzer aus

Verfasst: 05.05.2010, 23:53
von Mucki
steige auf hoher atem

schenke mir deinen odem
auf dass mein lebensschiff
den richtigen kurs nehme
zu seiner heimat zurückfinde

keine bange
mächtiger gott der winde
den schlauch aus rindsleder
wohlbehütet und verwahrt
werde ich nicht öffnen

zu oft tobte ich ohnmächtig
in deinen realitätsstürmen
erstarrte im alltagsauge des hurrikans
wirbelte in den lebenstornados

nein
dein sanfter atem
möge mich nach hause führen
zu mir