Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 02.06.2010, 13:16

dein herzwund
nehm ich in die hände
ums warmzuhauchen
bis es leuchtend schwebt
und sich vergibt
was nie in seinen mächten lag
Schreiben ist atmen

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.06.2010, 14:58

deine februarhände
und wie sie zerschmelzen

die jahrlast

im fingernetz

verknotet
deinwort und meinwort

zum vergebenen
versprechen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.06.2010, 20:07

dein ringfinger
geschwollen im laufe der jahre
den ring kannst nimmer ablegen
mein ringfinger
abgenommen im laufe der jahre
den ring hab ich verloren
einen tag nach unserem ja
aber was bedeutet schon ein ring
wenn die hände das versprechen halten

Niko

Beitragvon Niko » 03.06.2010, 22:57

hände halten
mehr als ein versprechen
sie leben es

übers jahr
vergessen wir uns
erinnern wir uns
bleiben wir
handvoll

Max

Beitragvon Max » 03.06.2010, 23:31

Dieses Irdene, das Versprechen
Es wächst, wenn du nur säst
Der verlässliche Bruder
des leuchtenden Worts

Wohin hätte der Wind uns getragen
das Licht uns verführt
ohne sein Gewicht
ohne seine Schwere

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 03.06.2010, 23:40

mag sein

mein lieben ist kleiner
geworden durch niederlagen
in der zeit

doch das

was noch zu fühlen ist
schenk ich an dich des nachts
und tag für tag
Schreiben ist atmen

Klara
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Beitragvon Klara » 04.06.2010, 00:25

mein lieben dagegen
wird größer mit jedem tag
seiner eigenen unmöglichkeit

(bin nicht der romantische typ)

mag sein, dass die hoffnung zuletzt
stirbt und liebe
tatsächlich existiert
also warten wir
tag für tag
sterbend am hoffen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 04.06.2010, 09:31

was für ein sinnloses
wort: hoffen

immer und immer
kommts so anders
trash bleibt und enttäuschung
Schreiben ist atmen

Niko

Beitragvon Niko » 04.06.2010, 21:42

hoffen ist das einzige
was dem leben sinn gibt
auch wenn es fast immer
anders kommt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.06.2010, 01:46

die piratenmelodie

was für ein tanz bist du
gibst mir halten
nimmst mir luft
schenkst mir hoffen

was für ein tanz bist du
gibst mir sinn
nimmst mir tiefe
schenkst mir blicke

was für ein tanz bist du
gibst mir feuer
nimmst mir angst
schenkst mir die piratenmelodie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.06.2010, 20:40

Die Sommerkrieg und der Vordergrund
(Totenschädelvibrieren durch Autohupen)


verfliegender Sommerkrieg
dächergenau fluchheißungsvoll
er defloriert auf, in die Stämme

Maikäfermännchen! Der Vordergrund geht auf und
es verfliegen die Mieter aus den Stämmen
und verfliegende Vordergründe
sind so defloriert, ich schnuppe es.
Und bluten!
(denn alles ist erotisierend)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 13.06.2010, 22:15

Zuhause im Sommer

Das Feld riecht nach Regen
Die Hunde suchen Hasen
in den bekannten Mulden

Ich schäle den Tag
Unter all dem Trubel
wartet
ein Kern frischen Lebens

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.06.2010, 09:03

Hasen suchen Hunde

Die Hasen suchen die Hunde
was sollen sie sonst mit den Beinchen anfangen,
die so stolzgeneriert in den Sommer baumeln

Und die Löffel - es braucht Trubel
denn unter ihm
wartet ein Tod frischen Lebens
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 16.06.2010, 22:12

leben

ein geruch von nassem pappkarton
auch er hält dem regen nicht stand

doch hier im trockenen
pack ich das belastende hinein
ein kästchen voll alter liebesbriefe
(da schwimmen noch küsse drin)
abgestreifte ringe und einsichten
und ein paket ungeknackte nüsse

... ich hoffe, der regen verschont den karton


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