Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.08.2010, 16:16


schwingungen kehren
sich aus in leere
resonanzkörper bleibt
nur das zittern ohne
dein echo

Gerda

Beitragvon Gerda » 16.08.2010, 07:11

im ungefähren
ist man nie gelassen
wenn zweifel nahrung suchen
drehen sie jedes steinchen
ob ein ‚vielleicht’ dahinter,
ein puzzleteilchen fehlt
noch zur perfekten qual
schmerzvoll der widerhall

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 18.08.2010, 01:14

.



Als Erwin seine Villa streicht,
Fragt er mit jedem Pinselschwunge
Sich bang, ob wohl die Farbe reicht,
Mit der er seine Villa streicht.

Die Antwort lautet da: Vielleicht,
Und Erwin beißt sich auf die Zunge,
Als er die große Villa streicht
Mit fragend-bangem Pinselschwunge.



.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 18.08.2010, 06:37

Einsamer Wolf, was streichst du um die Gassen?
Schleich dich, du machst heut’ keine Beute mehr,
fehlt deinem Gang doch längst Dynamik.
Zusehends rundet sich dein Rücken. - Du solltest jetzt,
aus freien Stücken dich verpissen, abseits der Piste niederlassen.

©GJ20100818

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.08.2010, 13:33


folgt der wolf seiner wolfsnatur
heult er bei vollmond kräftig los
verscheucht die beute jetzt gewarnt
zum heulen hat er nun wahrlich grund

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noel
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Beitragvon noel » 18.08.2010, 13:47

gRund bedarf es
rund darf
und da
du
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 19.08.2010, 02:10

[align=right].[/align]



— v — v v — — v v — v —
— v — v v — v —

Schüchtern bittet die Nacht: Geh nicht zu Bett - es kennt
Weder Vers noch Gedicht der Schlaf,
Weist dem Inhalt nicht Form, Sinn der Gestalt nicht zu.
Bleibe, schreibe! In stiller Nacht.



[align=right].[/align]
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 19.08.2010, 05:07

nachtstille, den dichter flieht der schlaf
er will dem leben auf den grund gehen
und hangelt und angelt bis banges verlangen
mäandert in eine zeit, die längst vergangen …

©GJ2010

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 20.08.2010, 17:26

.




v — —, v — —, v — —

Der Tag graut; ein Frosch quakt zur Unzeit.





.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 21.08.2010, 07:34

Das Käuzchen fehlt stotternd.
Einfach lachhaft! Von wo dräut mir Ungemach,
an diesem Tag, der erst noch einer werden will?

©GJ20100821

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 22.08.2010, 02:07

.



Ein Sommerabend im Dorf

Zwei Alte sitzen auf der Marktplatzbank,
Der eine dick und fast schon blind,
Sein Geist ein wegereiches Labyrinth
Wie der des andern auch - doch der ist schlank

Und fast schon taub. Der Himmel, der so blank
Wie Silber war am Tag und frei von Wind,
Bezieht sich nun, nicht länger wohlgesinnt,
Da alles Licht der Sonne mit ihr sank.

Ein Junge kommt voll Hast ins Dorf gerannt:
"Das Ohr erbebt vom Götterkampfgetümmel!"
Ruft er beim Anblick beider Alter aus.

Der Dicke sagt: Ah,
Hauptmann, wie bekannt!"
Der Dünne hört's nicht, doch er sieht am Himmel
Ein neues Licht und zieht den Freund ins Haus.




.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.08.2010, 16:20



vom reden und steinen


leuchtets geschliffen
milder bricht es sich
vielleicht auch schiefer im innern
mit aussicht auf tau, teilen wir sie
vorsichtig blinzelnd
kämen wir von bergseiten
sprichst du dir vor
so gäbe es doch keine höhlen
die verbinden, ohne zu graben
mit schmutzigen nägeln oder dynamit
und vom grat
kann man sich nicht fallen lassen
zur anderen seite
wenn man nicht weiß wie
sich das moos im schatten anfühlt
welch flora in den senken grünt
doch der gedanke, ob
im wind die stämme seufzen
und mit welcher stimme bei sturm
lehn dich ruhig an die gekrümmten kiefern
unter diesem himmel schau über den rand
im tal wächst der wald
dichter
stehen die häuser, fahrende lichter
am ufer des flusses gibt es abendbrot
auch in computerzeiten fliegen fledermäuse
um die ohren so leise
steigt nur selten einer auf in der nacht
und fürchtet nicht das strahlen
das durch felsspalten dringt, wie er es sehnt
das küssen der worte aus dem mund
zerredeten wir kein auge
streichelten die steine wieder ganz


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 04.09.2010, 21:42

.





— — v, v — —
felsspalte mit aussicht
:|: — — — — :|:
grat wind sturm rand
moos tau mund nacht
moos tau mund mund

v — — v, v — — v
— — v, v — — v
v — — — v

das wehklagen verstummt endlich
bergseiten voll felsspalten
extrembergsteiger
systemfehler

v — — v
sinnbild
wie

— —
v





.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 05.09.2010, 23:35

klafterweise holz > gespalten
sind reden über arten- und klima >
schutz für tropenholz > mit dem siegel
kauft man sich sorglosigkeit


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