Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
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Winter 1740
Goss man Wasser herab aus hochgelegenen Fenstern,
War, was zur Erde kam, Wasser nicht mehr; sondern Eis.
(Johann Peter Hebel, Der böse Winter: "Der Hausfreund aber erinnert sich jetzt wieder, was die Alten von dem Winter des Jahres 1740 erzählt und geschrieben haben (...) Wenn man langsam Wasser von einem hohen Fenster herabgoss, es kam kein Wasser auf den Boden, sondern Eis.")
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Winter 1740
Goss man Wasser herab aus hochgelegenen Fenstern,
War, was zur Erde kam, Wasser nicht mehr; sondern Eis.
(Johann Peter Hebel, Der böse Winter: "Der Hausfreund aber erinnert sich jetzt wieder, was die Alten von dem Winter des Jahres 1740 erzählt und geschrieben haben (...) Wenn man langsam Wasser von einem hohen Fenster herabgoss, es kam kein Wasser auf den Boden, sondern Eis.")
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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
streich zapfen zimmer
hinab. klirrhaut
hüben drüben
das licht
hinab. klirrhaut
hüben drüben
das licht
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
ohne dass es ihr entfleucht
(wo landen tauben im traum)
schreibe dich weiter, gleite
den treibenden schollen nach
das will sie rufen: ja,ja,ja
tropft es aus ihren fingern
frühlingsregen auf eiszeitgrund
sie steht, hält sich fest
am schneegebeugten zweig
friedet sich ein
nein.
wie betont man ein nein, das man
nicht begreift, man baut sich daraus
ein wankendes haus, verweist
aufs dach, dichtet fenster, geht schritte
im kreis, ganz leis, ganz leis
sie wähnt sich allein, atmet. ein
schmückt die zimmer. aus
zeichnet einem tauberich
den kopf unter die federn. er träumt
nichts weiter, nichts näher, fast schon
erinnern, sie plustert sich damit auf
im gurren die lockende luft:
(wo landen tauben im traum)
schreibe dich weiter, gleite
den treibenden schollen nach
das will sie rufen: ja,ja,ja
tropft es aus ihren fingern
frühlingsregen auf eiszeitgrund
sie steht, hält sich fest
am schneegebeugten zweig
friedet sich ein
nein.
wie betont man ein nein, das man
nicht begreift, man baut sich daraus
ein wankendes haus, verweist
aufs dach, dichtet fenster, geht schritte
im kreis, ganz leis, ganz leis
sie wähnt sich allein, atmet. ein
schmückt die zimmer. aus
zeichnet einem tauberich
den kopf unter die federn. er träumt
nichts weiter, nichts näher, fast schon
erinnern, sie plustert sich damit auf
im gurren die lockende luft:
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
ein zeichnen
nichts weiter
zwischen deinen fingern
trägt sich der atem hinaus
auf den feldern erglühen die halme
zerlege die andacht in vier gleiche teile
und rufe zwölf mal nach dem blitz
doch vor allem
lass sieben mal die finger ruh´n
wo andere sie unnütz regen
weißt du, im kern
bist du mir bekannt
im kern, weißt du
nichts weiter
zwischen deinen fingern
trägt sich der atem hinaus
auf den feldern erglühen die halme
zerlege die andacht in vier gleiche teile
und rufe zwölf mal nach dem blitz
doch vor allem
lass sieben mal die finger ruh´n
wo andere sie unnütz regen
weißt du, im kern
bist du mir bekannt
im kern, weißt du
dichter wunsch
zu nah an der wunde
bleib ich von mir fort
ein hecht in meinem blut
der den andern nicht findet
zu nah an der wunde
bleib ich von mir fort
ein hecht in meinem blut
der den andern nicht findet
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
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