Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gerda

Beitragvon Gerda » 02.01.2011, 22:21

verdichteter wunsch

eine schaufel / nicht für den schnee
und salz / zu schmelzen gedankenlasten
platz schaffen fürs schauen / inneraugs
nach vorn

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.01.2011, 22:57

wozu / durch mich


eine salzschaufel, weil
das schmelzen nicht mehr geschieht

Wenn ich weine, hat mir einmal ein Mann erzählt,
kommt mir mein Gesicht so klein vor in meinen Händen.

Ist das große Gesicht, dieses eine, du weißt schon,
das, wie die Scheibe am Himmel glänzt, denn ohne Mitleid,
hab ich mich da sowas ähnliches wie gefragt.

Gerda

Beitragvon Gerda » 06.01.2011, 23:21

salzschaufel, ja
denn "herzschaufel" ist nicht mehr frei
bleibe
wiege dich
lass den atem schaukeln
er findet den weg geradeaus
hast du ein taschentuch?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.01.2011, 00:39


hyper

einatmen ~ ausatmen
beruhig dich!
~ ein ~ aus ~ ein ~ aus
nicht zu tief!
~ ein ~ aus ~ ein ~ aus
flach ganz flach!
bis die tüte prall
~ ein ~ aus ~ ein ~ aus
die tropfen kondensieren
brauchst co2
~ ein ~ aus ~ ein ~ aus
du kennst es doch!
~ ein ~ aus ~ ein ~ aus
bis der bleigürtel sich löst
~ ein ~ aus ~ ein ~ aus

a t m e n

Max

Beitragvon Max » 08.01.2011, 21:21

Schreiben

Dein Auge schaufelt Schnee
Zwischen zwei Eisplatten ein Einkaufszettel
Eier sollte jemand kaufen
Asbach und Reis

Irgendwo zwischen Alkohol und Getreide
kondensiert das Nichts

Du weißt nicht
ob es etwas zu sagen gibt

Aber du sagst es

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 08.01.2011, 21:43

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Schreibst du Verse, mein Freund?
Ich schreibe Verse; und reichlich.
Gute Verse, mein Freund?
Ich weiß nicht; ich muss es nicht wissen.
Verse schreibst du, mein Freund.
Ich schreibe Verse; und reichlich.




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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.01.2011, 23:39


jeder noch so leichte gedanke
wird auf dem papier zu
blei

Gerda

Beitragvon Gerda » 16.01.2011, 11:29

schreiben

vers-suche und versuchung
führe mich nicht
erlöse mich nicht
lass mich weiter suchen
denn wer suchet der findet

alle findenden waren vorher suchende
die oft sogar fanden was sie nicht verloren
geschweige denn gesucht haben

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 20.01.2011, 13:16

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Des Teufels freier Nachmittag

Heute will ich nichts versuchen
Als ein Stückchen Käsekuchen.




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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.01.2011, 00:54


verfalle ich der
versuchung tanzt
der freie wille
im menschlichen takt

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 23.01.2011, 10:28

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Dichterklause

Zwei windzerzauste Krähen
Haben durchs Fenster geschaut
Und haben den Dichter gesehen;
Und lachten krächzelaut!
Der Dichter hat es wohl gehört
Und schrieb doch weiter Verse,
Als hätt's ihn nicht gestört.





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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Gerda

Beitragvon Gerda » 23.01.2011, 10:56

So täuschte der Dichter die schwarzen Vögel,
verhielt sich schlicht nach Krähenmanier,
machte sich ihre Art zu eigen,
und nahm sie heimlich ins Visier.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 24.01.2011, 11:41

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Zusammenkommen kann gemeint sein, oder auch:
Erreichen mit - "Heut treff ich ihn!" ruft hoffnungsvoll
Im Wald der Jäger, im Cafe die frischverliebte Frau.





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Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.01.2011, 00:35


sie liebt
kein wort von ihm seit zwei stunden
was tut er wo steckt er
sie weint sich die augen aus
spüre höre sehe ihre angst
ein wort von ihm am bildschirm
sein sanfter blick seine gesten
alles sagt sie mir
durch ihr befreites lachen ihr strahlen
sie liebt


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