Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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Eule
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Beitragvon Eule » 12.08.2011, 15:07

Frische Böen es
Lichtert dazwischen ganz
Weich über den Asphalt mußten
Wir schaufeln
Verdichten die Strophen
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.08.2011, 00:32


frisch
ganz frisch von der leber weg
werden die zeilen nicht dicht
weit werden sie
erfrischend weit und
echt

pjesma

Beitragvon pjesma » 13.08.2011, 02:35

(geDICHT,auch lied, musik!!!= kroatisch ist es femininum, heißt= pjesma)

Erlauben sie dass ich platze
Sagt sie
Und setzt sich
Auf den koffer
Das bin ich also
In ihrer sprache?
Eine aufbewahrung,
Schatüllchen?
Aufgeräumt soll ich mich
Betragen
Unter den lederriemen
Und seitentaschen
strengst gebügelt
und optimal verstaut
Erlauben sie dass ich platze
Sagt sie
Und wälzt sich
Über den koffer
Breitbrüstig
Schwermutig
Und stöhnt
So hatte ich ihnen weh getan
Entschuldigen sie
Bitte
Es war nicht meine absicht
Die rahmen zu sprengen
dennoch heiße ich gar nicht so
Wie sie mich
In die enge
Peitschen
Wenn ich über die täler
Töne,
Nun sagen sie ehrlich:
Bin ich schon ein echo
Oder noch ein lied?
Wo würden sie mich kürzen
Am liebsten,
An welcher stelle platze ich
Ihnen
Wenn ich ihnen ins wort
Hinein singe?

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Eule
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Beitragvon Eule » 14.08.2011, 01:45

stelle mir vor ich
hörte Dich laut
aus den Kastanien

rufen du kämst in
zwei Stunden zum
Kiosk im Park ich

solle Gelb tragen und
einen Picknickkorb nur
bis morgen und ins Café

knüpf´ ich die Schleife mein
Krähenfuß trägt dann
die Nüsse zum Teich
Ein Klang zum Sprachspiel.

Gerda

Beitragvon Gerda » 14.08.2011, 11:15

als ich mir vorstellte
du würdest mir zuhören
als ich mich dir verriet

stelltest du dir vor
ich sei überhaupt
kein schweres kapitel

Mucki
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Beitragvon Mucki » 14.08.2011, 17:02


du weißt
ich bin ein schweres kapitel
kaum zu tragen
nicht zu erlesen
und doch hörst du zu
warum nur
frage ich mich
und sehe in deinen augen
nur ein wort

Niko

Beitragvon Niko » 14.08.2011, 17:43

in deinen augen
ein schrei
mit der hand vor dem mund
wie gerne tränte ich ihn fort
zu einem lächeln
doch so wie es aussieht
brennt unter meinen lippen
jede erwiederung
und kühlt sich
in der drei-worte-steichelnden hand

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 14.08.2011, 20:46

die kein-wort-streichelnde hand
ist mir gewachsen, ich weiß noch wann.
nur wo sie sich befindet um
zu kämpfen
weiß ich nicht
weil ich es nicht will.
bin die quasselstrippenhaltern
(hab immer zwei beschäftigte hände dadurch, liebesarm)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Niko

Beitragvon Niko » 14.08.2011, 22:59

hände liebesarm
herz hungervoll
ich kann nicht verderben

so ziehen überwolken blätter
unter die täler verkriechen sich berge
und ich bleibe wo ich bin
und bleibe
und bleibe
und

Max

Beitragvon Max » 15.08.2011, 00:01

Im Glockenturm

für Bruno
der die Welt entdeckt


Die Herzen der großen Tiere schlagen langsam

Dieses pumpt nur einmal am Tag
Dann
darfst du nicht bei ihm sein

Geh, sagt es
G, lockt es
G G
Und komm
komm-komm
komm-komm

Doch wenn du bei ihm bist
schweigt es

Warum hast du so dicke Wände
staunst du
Damit du mich besser hören kannst
flüstert die Glocke

Wie sie wohl klingt

Bleib, sagt sie
bleib-bleib

Doch dich zieht es fort
zu schnell hüpft noch dein Herz

Zu viel ist zu erleben
von einem Schlag
bis zum nächsten

Niko

Beitragvon Niko » 15.08.2011, 07:13

von einem schlag
bis zum nächsten
entdecke ich die welt

ich bin nicht geboren
um fröhlich zu sein
sondern um mich auszuhalten
mit jedem wort

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.08.2011, 14:14


kann mich nur aushalten
wenn ich fröhlich bin
doch dazu bin
ich nicht geboren

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Eule
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Beitragvon Eule » 17.08.2011, 17:23

geboren aus vielen
Jahren - viel später
erst gaben wir
uns zu Protokoll
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.08.2011, 17:50


es ist lange her
dass ich geboren wurde
an einem ort
in weiter ferne
papierkram gab es nicht
und keine geburtsurkunde
protokolliert wurde ich
viele jahre später

wer weiß
vielleicht bin ich
jemand anderes


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