Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild
Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Gerda

Beitragvon Gerda » 20.08.2011, 09:27

Manchmal kenne ich mich nicht (aus)
In einem solchen Augenblick
könnte ich die Frau sein
die gegenüber in der Bahn sitzt
oder jene auf dem Foto in der Zeitung
(die Profil hat)
Unsicheren Schritts gehe ich einkaufen
und weiß nicht für wen

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Eule
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Beitragvon Eule » 20.08.2011, 12:15

Es waren schon Gedanken
Übergesprungen Gebärden

Als wären wir über
Der Langstrecke in

Buchstabenwälder gefallen
Ein Klang zum Sprachspiel.

pjesma

Beitragvon pjesma » 20.08.2011, 12:51

mit grünem filzstift
auf dem spiegel
gebärdensprache
festhalten
eine strähne
bei seite
streichen
kontur eines
lächelns
umzeichnen
gehen
bleiben
lassen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.08.2011, 01:09


hab die nacht gespürt
keine strähne von ihr
beiseite gestrichen
lasse mich durchfluten
von ihrem süßschwarzen duft

hast du sie je berührt
so richtig gefühlt
jeden atemzug ihrer haut
tief eingesogen

hab die nacht gespürt

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Eule
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Beitragvon Eule » 22.08.2011, 09:35

nacht war es
eine warme, lebendige

nacht als wir die
augen schlossen

zerfasert von
schmerzen
geschärft

mit fesseln und
ohne himmel
Ein Klang zum Sprachspiel.

Gerda

Beitragvon Gerda » 22.08.2011, 15:04

gebettet

herzseitig
dir zugeneigt
kaum zwischenraum
schaffst du platz
ihn mit abstand zu füllen

jondoy
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Beitragvon jondoy » 26.08.2011, 02:10

seltsam, hier zu stranden,
wenn man von weit her kommt,
ganz von ferne, von anderen eindrücken

durch eine art zeitloch
landet in der vergangenheit,
die lebt und mit sich spricht
(auf ein langes Band
schreibt sie ihre Gedanken)
als wenn sie ein Eigenleben führen würde,

das anknüpfen
ist das problem

in einem haus
ohne strom und wasser
im nicht mehr bewohnten dorf
die dusche der wasserfall
hinter dem haus
lebt der gegenentwurf

meine wahrnehmung beschließt
unter diesem
kaleidoskopaugenfarbenen
Wortwasserfall
testweise
zu duschen
nackt
um zu testen
ob der auch real ist.

Gerda

Beitragvon Gerda » 28.08.2011, 16:51

wortkaskaden fließen lassen
übereinander untereinander
keine sätze denken
dem strom einzeln silben entreißen
sie spielerisch verketten
sinnfern doch ernsthaft
das wort suchen dem zu trauen
das hält und dir halt gibt

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Eule
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Beitragvon Eule » 31.08.2011, 10:59

haltbar für jede
zeit geschwungen

fasern die jahre
um dich fallen

die hüllen die
blätter der regen

schwer ins gewicht
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 31.08.2011, 16:14


schwer wiegen die jahreskleider
hülle mich in manifesten widerstand
gewichte purzeln jeden monat
leichtgewichtig springe und male
ich mich ins bunte gefallen

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 31.08.2011, 17:00

die jahreskleider, ja.
vom widerstand bleigeworden
hüllen sie mich nicht ein
sondern verleugnen mich.

bunt wollt ich sein, ins gefallen springen
auf meinen worten tanzen -
aber durchfragen musste ich mich
gegen den sturm reden.

malen, als säße der teufel schon
vor der tür. lebensspuren, lacht er.
leicht geht es nicht, nein.
hier zieh es an, dein leinenhemd -

Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.09.2011, 17:21


das teufelchen in mir
lacht nicht grummelt nicht
befiehlt mir kein leinenhemd
das teufelchen in mir
drängelt flüstert meißelt
mir dumme wortsteinchen
davon recht viele
in meinen weg
es hält mich auf trab
weckt den hürdenläufer in mir

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Eule
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Beitragvon Eule » 08.09.2011, 22:50

Hürr wos wäre denn
woan i oafoch renn
stot duarchs dorngestrüpp
lieaba auf er hüpp

un oam end vom weg
noam i mir ne säg
spoan i ei o bladd
werf es in die saad
Zuletzt geändert von Eule am 08.09.2011, 23:44, insgesamt 1-mal geändert.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.09.2011, 23:35


jo, wie wäre ed denn
wenn isch enfach losrenn
ohne ziel un ahnung wohin
enfach su op un davon
lieve e paar dag fröher
als e paar johre zo spät
heut könnt isch ed noh tun
wer wieß wie ed morje ausluhre würd

isch denk nid mih noh
grüvvel eh schon vill zo vill
stülpe mir de wanderschohe övver
ed weed zigg
un op jeht's


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