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Lyrischer Dialog

Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild

Verfasst: 01.10.2011, 22:45
von Mucki

Ritual

und ich schrieb diese Zeilen
auf das weiße Papier
und ich grub ein Loch
in die schwarze Erde

und ich las laut diese Zeilen
ein letztes Mal
und ich nahm das Streichholz
entflammte das weiße Papier
und es wurde zu schwarzer Asche

und ich vergrub den Geist der Zeilen
in die schwarze Erde
und schloss das Loch mit den Händen
nun konnte ich gehen
und war endlich frei

Verfasst: 02.10.2011, 00:28
von Amanita
bleich aus der erde brach das papier
buchstabenstückig
von sommerfluten geschlämmt
und wieder trockengeweht
weich im blättergemenge des herbstes begraben
eisbeschrieben und festgefroren
am jahresende

Verfasst: 02.10.2011, 15:50
von Eule
unter den pflanzenresten
tausend kilo muskelmasse für
Monate auf dem Schwarzfluss der
Geschichtengaleere

Verfasst: 03.10.2011, 15:54
von Max
Gizeh

Herzrasten
im Steinschatten
Hier pausiert auch die Zeit

Für ein paar Meter

Dann franst die Geschichte
im Heute aus

Verfasst: 03.10.2011, 22:49
von Mucki

Lebendig bis ins Heute
bleibt das Wie
Schlitten Aufzug Tunnel oder
Rampen Treppen Winden
Wie nur bewegten sie die Quader
das Geheimnis nahmen sie mit
in die Gräber

Verfasst: 12.10.2011, 21:42
von Herby
wie
wie nur
soll ich es tragen
dieses Haus
dachte die Schnecke
morgen

Verfasst: 22.10.2011, 23:52
von ferdi
.




Am Himmel zeigt
Sich Licht. Es tagt.
Die Schnecke klagt,
Indem sie schweigt.





.

Verfasst: 24.10.2011, 20:37
von Nifl
Bild


Ein Versuch es klein zu halten
von Nest zu Nest hüpfen (schräg)
sich nie unterstehen
ein Würmchen grüßen (Hut ab)
ich könnte das nicht
es zöge durch alle Ritzen
mich in einem fort

Verfasst: 24.10.2011, 21:58
von Gerda
Zugluft im Turm, das hält ein Wurm nicht aus.
Treppab lässt er sich fallen in die Welt,
von der er gar nichts hält.

Verfasst: 24.10.2011, 23:19
von Mucki

einen regenwurm grüße ich nie
einen regenwurm berühre ich nie
einen regenwurm zertrete ich nie

Verfasst: 26.10.2011, 19:23
von Ylvi
lalawunder (ein sprung
fein verzweigt)


singsang sickert
durch die ritzen
ein flitterflattern
wir sitzen in der
selben schüssel

(( märchenerzähler:)
im dämmernden dunkel
zeichne mich weich )

dort unten ein see
und um uns herum
himmel wir springen
vom rand und darüber
landen wir uns
in den armen (hui)
windgetrocknet auf einem
suppenkellenfels (jaja
da gluckst du) (mehrmehrmehr!)
wir haben einen schimmer
seit der webervogel
wieder nestelt
(jedes jahr neu)



Verfasst: 29.10.2011, 10:10
von Nifl
In der Etoschapfanne
dem "großen weißen Platz"
am Nabel
vom Salz nicht zu reden
durchquerten wir uns
stellten die Trockenzeit eine Stunde zurück
nur um uns am Rande zu sein
unterm einzigen Butterbrotbaum weit und breit

Du zeigtest mir seine zweigabeligen Äste
und behieltest Recht

Verfasst: 30.10.2011, 15:18
von Mucki

du behieltest recht
immer wieder
und die welt gab dir recht
doch der preis
war dein leben

Verfasst: 31.10.2011, 11:14
von Gerda
asyl

wortlos gefüllt
der mund
mit fremd fühlen

sprachlos enthüllt
die angst
vor rechtsmühlen

hoffnung?
geborgt auf zeit

versorgt?
nenn es leben