Beitragvon Ylvi » 29.12.2011, 23:14
ein turm ein du und ein ich und in den steinen gregorianische gesänge
(ubi nunc habitamus?) eine weitererzählung
nimmst du mich mit
wir zählten nicht die stufen nicht die minuten
als wir ankamen waren wir da
und konnten es uns nicht erklären
am nächsten tag habe ich den kopf
über die zusammenhänge der waldgebiete
geschüttelt, blätter segelten aus deinem haar
über meine schulter zeigtest du ins tal
wir sahen hinaus ließen die wände verschwinden
lichter blinzelten zwischen den ästen und
hinter den fenstern von fachwerkhäusern
saßen zwei mit schütteren mündern
an küchentischen und schlürften tee
man sah es ihnen nicht an so aus der ferne
vielleicht unterhielten sie sich auch (fließend)
ihre köpfe über bücher geneigt
es ist nicht viel, was zu berichten wäre
(ein zopfmuster der geschichten)
wir trugen winterkleider
einen selbstgestrickten schal
es wurde dunkel
ich drehte mich um
so fing es an (vier dunkle glockentöne)
nein, da schweißt du dir etwas zusammen
da waren wir schon jahre durch die wälder gezogen
schrottplätze und gärten kannten unsere gesichter
und so viele dinge waren den fluss hinauf
und hinunter gefahren, dass die hafenmeister
sich über ihre bärte strichen und zum feiern
einen Brennivín auf uns tranken sie kannten
unsere namen nicht der mit den roten haaren
dachte an eine frau und ein schaukelndes licht
(aber auch das waren du und ich)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)