Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Jelena

Beitragvon Jelena » 14.01.2012, 12:34

kerstin

immer bei mir
dein haar
das niemals wieder so dunkel war
immer bei mir
dein gewicht
heute noch schwerer als damals
dein name stern
singt
hinter meinem gestirn
und immer gestern

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noel
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Beitragvon noel » 14.01.2012, 13:06

gestern gab ich
dir meine gefühle
preis, im inneren
gurrte es immer
wieder,
so laut... ich
konnte keinen gedanken
fassen & dich
nicht sein
lassen. sag,
war die kost
das gift, die dich
flügellahm m8e?
zumindest zeigTest du an
_zeichen & brachst
mit mir am morgen,
die sonne zeichnete deine fALTen tief
& als ich schrie,
als ich rief,
ohne widerhall, wurden deine augen
unstet & ich verStand
zu spät, dass die tauben
mit den fingern wOrte
rauben
Zuletzt geändert von noel am 15.01.2012, 12:38, insgesamt 1-mal geändert.
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.01.2012, 12:14


gestern gestern gestern
so verhasst und wieder und wieder
herbeigewünscht
um aus gestern
ein anderes heute zu schaffen
um morgen wieder
das verhasste gestern
herbeizusehnen
wie lange noch
geißelnd gestrig geistern

Gerda

Beitragvon Gerda » 25.01.2012, 11:11

Wirrnis

Wie viele wirre Worte
mögen wieder wachsen über Nacht
niemandem zur Lust.

Wider Wahrheit wider Würde
folgt das Übertragen dieser Last
einer selbstgewirkten Bürde ...

©GJ20120125

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.02.2012, 23:43


nachtgeboren

wenn der geist
sich ausgetobt
gedanken entstrudelt
spiralen geglättet
der regen melodie wird
bin ich endlich leer

Jelena

Beitragvon Jelena » 07.02.2012, 18:55

mikunde

glaubt hier ein Teil von mir
was auch immer es ist
wenn eins das andere ablöst
austauschen vorwärts und zurück
der Anfang ist nicht gemacht
solange es kein Ende gibt
dreht sich und formt einen Strich
geradeaus und im Kreis, der auf Papier
keinen falschen Eindruck hinterlässt
aber wie lange wird es dauern
dass er sich nicht verschließt

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.02.2012, 21:36


es (bei uns piept was)


wenn du es schrumpfst
bis es in deine hand passt
wie ein frisch geschlüpftes küken
winkt die angst geht flöten
an einem see in taizé
das ist ein fakt - ja
das konnte er nicht ahnen
wenn etwas so klein ist
sieht man das herz schlagen
dann ist alles möglich
nur nicht mehr unter der eisdecke
zu schwimmen oder es fallenzulassen
mit den zitternden mundwinkeln
der erinnerung im backpack
stellst du dich an ein gleis
folgst den linien aus dem winter
neben das bahnhofshäuschen
mit den tentakeln im fenster
und du magst nicht was du siehst
wie kalt deine hände geworden sind
wie alt du wirkst mit deinem wissen
über federn und hungrige tiere
lebenserwartungen

und dann entschlüpft es dir
weil er nun von der anderen seite
mit dem finger ans glas klopft lockt es klingt
als pickte er einen liebesbrief
auf einer alten schreibmaschine

und du küsst die angst wie eine mutter



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.02.2012, 23:17


Die unküssbare Hand

Kalt ist sie und unberechenbar.
Jagt mir ihre Dunkelfinger ins Gemüt,
wann immer es ihr passt.

Spielt sie mit mir?
Mit Schatten spiele ich nicht,
jage ihr mein Mantra entgegen,
um das Fieber vertreiben.

Nein, diese kalte Hand
küsse ich nicht.

Gerda

Beitragvon Gerda » 13.02.2012, 23:29

zögern

dein zögern hat mich sehr verwirrt
als du mir meine wangen küsstest
vielleicht hab ich mich auch geirrt
dacht ich für einen augenblick
dass du es spüren müsstest
wie sehnsuchtsvoll gefangen
ich hing an deinem lippenrund
ach ja, wenn du nur wüsstest
du küsstest statt der wangen
schon lange meinen mund

©GJ200403

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.02.2012, 23:31

nein, diese kalte hand
küsse ich nicht
mehr als ein lahmer flügelschlag
war da
vielleicht noch mehr?

die schwänin hat die schwänin
verlassen liegt der see -

ein irrtum der genetik
wenn ich es richtig seh

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.02.2012, 23:39


abgezählt

er zählt die küsse ab
vier, nein einer fehlt noch
fünf, dreht sich weg
zieh ihn feste an seinen ohren
an mich heran

weiter!
kuss kuss kuss kuss kuss
fünf

vergiss meinen quersummenmist
und küss mich endlich
richtig!

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.02.2012, 23:44

küss mich endlich richtig
sagt sie nach tausend jahr
ist das alles längst verblichen
egal was früher war
:-)

Gerda

Beitragvon Gerda » 13.02.2012, 23:52

meine küsse konnten bei dir
nicht viel anrichten

ach, könnte ich mich
bloß darauf einrichten ...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.02.2012, 18:57


hinterfrage ich
jedes tun
richtet sich ungemut
bei mir ein
baut sich ein haus
ein gar übles nest
das jedes tun
vereitelt

und ich nicht mal mehr
fragen stelle


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