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Lyrischer Dialog

Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild

Verfasst: 05.09.2012, 19:18
von Gerda
für G.
manchmal, ja und immer öfter
muss frau sich selbst gut sein
auch ganz ohne zauberei ;-)
der friseur ist eine gute adresse
und der physiotherapeut auch
die stadtbibliothek und boesner
dann wären da auch noch
The Barbers live on stage

Verfasst: 09.09.2012, 20:56
von Lisa
es muss mich nicht jeder mögen
hah, es darf mich nicht jeder mögen!

die sterne sind getrocknete fischchen, die glänzen,
nur weil sie ganz ganz fern sind

eine fliege in einer edekatüte
hat mir das verraten

Verfasst: 09.09.2012, 21:15
von Niko
die sterne waren gestern
so klar das es angst macht

wieso kann kein winter verloren gehen
wie ein stern in einer nacht
so unmerklich erlischt

im augenblick ist es hell
keine sterne am himmel

Verfasst: 11.09.2012, 10:11
von Gerda
Mondfinsternis 4. März 2007

23:48
Soeben zieht jemand langsam
am mattroten Vorhang
00:11
Blinzle ich oder sind es Sterne
die schnuppern

Ich hatte ihn schon in der Hand,
aber er war glitschig
von den vielen Wolken,
die ihn benebelten,
da ließ ich ihn wieder los,
sodass er zurückflutschte.
Er fand einen freien Platz
lächelte mich freundlich an
und so scheint er immer noch ...
Jaaah... und wie klar
sehe ich nun schon wieder.
Seine bessere Hälfte
gibt mir einen Schimmer ...

Verfasst: 11.09.2012, 19:16
von ecb
lieber geist, du scheinst so wahr
spiegel nehmen sich rechte heraus
ich durchschaue sie
wir aber singen

Verfasst: 12.09.2012, 22:00
von Ylvi


weh mir / fünf finger

I
auch wenn ich mich in worten winde
schweifen sie nur über schluchten. nein
in diesem satz wachsen keine puppen
das ist ein insiderbild das so alt ist
wie der wolf der ein fohlen reißt das einen apfel
fraß in dem ein wurm gewunken hatte
das bleibt die furcht

II
die frucht an den zitternden verästelungen
fällt wieder ins schweigen (ein sumpf)
sing mir einmal wie ein großer bruder

III
von den seiten scheuchen häscher
in meinen nostalgischen mund dort
schlägst du dein auge auf wie ein zelt
ich suche das pferd das scheue
(flieh mein pferdchen flieh in seine hand) ((sanft))
auf der lichtung der lindgrennächte
in einem gewand aus taschentuch
du fasst durch mich hindurch
und berührst dich dahinter

IV
dass der grund seine schenkel öffnet
eine göttin (fallend) entblößt ihren schoß absichtslos
krümel streut in dein schluchzen (schluchten)
über dem gazeschleier ihres wogenden ausschnitts: nie
wird sie dich stillen .. wie konnte ich das
durch die zerissnen blätter
vergessen .. auch in die tage beißt der herbst
mit seinen braunen zähnen (stümpfen)

V
und jenseits aller metaphern
sehnt man doch nur
das trockene brot
einer mögenserklärung



Verfasst: 12.09.2012, 22:56
von Mucki

worte fallen durch mich durch
rollen auf den steinboden
wie das auge der puppe

Verfasst: 13.09.2012, 17:18
von Gerda
"Das Tal der Puppen"
Jaqueline Susan.
Damals ein Tabub(r)uch.
entlockt heute möglicherweise
nur noch ein Gähnen.
Hemmschwellen-Wandel.

Verfasst: 14.09.2012, 09:50
von Ylvi


wenn er durch eine pfütze hüpfte
siehst du auch auf steinböden
die spuren eines vogels
lässt du dich gehen



sinkst du in seine sätze
als sei er ein mönch
als sei das herz
nicht nur ein umriss
in seiner hand

er geht er schreibt atmet er
du schaust ihm nach
wie einem herrenlosen hund

wie lange hast du nicht geweint

in wirren winterästen
ruft ein vogel ruft er die nacht
berührt deinen nacken

zieht er dich zu sich zieht er dich

und über allen fragen mahnt
das gesetz der mütter:
wenn die schatten vibrieren
steigere dich nicht hinein

hab angst
so aber gingen seine worte
du legst hinein was du findest
schau hin schau her
das herz ist leer




Verfasst: 14.09.2012, 19:34
von Nifl
Zerreden führen
bis das Bild durchgreift
ins Leere (gewaltig)
nehme mir den Glauben daran
nicht ab

an der Haltestelle sitzen
gegenüber Graffiti
Sprühnebel
der nur am Finger haften bleibt

Die Initialen kopfüber halten
bis vielleicht doch
wenigstens
sie wachsen in Schichten

Wer bist du?

Einsteigen in das leere Herz
(der Schlachter zeigt es stolz dem Kinde: Es pocht noch)
eine Rußwolke
gesehen durch die große Scheibe ganz hinten
nichts klart sich auf

Die Griffschlaufen im Gang überbieten sich
meine ist besetzt mit dir
(du schaukelst beim Anfahren)

Wenn ich nur wüsste wohin

Verfasst: 14.09.2012, 23:53
von eva
einsteigen in das leere herz
wer will das schon
und die leere ist der urgrund
aus dem alles kommt
wen schert das denn
all die klugen sätze der
satten jahre wer weiß
wohin und wann es endlich
ein gutes ende hat
hollywood halt

Verfasst: 15.09.2012, 10:49
von Niko
die leere
ist ein begriff
für ausweglosigkeit

leere zeit
ist eine lehrzeit
ohne sie kommen wir nicht aus
und nicht an

Verfasst: 15.09.2012, 13:00
von eva
brecht* auf
und lehrt die leerzeit
sprach der meister
des taos
heute morgen
und lächelte voll
auf leeren magen

*http://www.der-innere-weg.de/brecht.html

Verfasst: 15.09.2012, 14:36
von Gerda
leere wände

eine erinnerung
lückt neben der anderen
freiräume für sinn
volles neu gestalten
vertrauen auf glück.

lose gedanken
binden wünsche dauer
haft mit leben zu füllen
©GJ200508