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Lyrischer Dialog
Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen
unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
![Bild](http://www.niflheim.stabo.org/Pics/Fort-Schritt.jpg)
Verfasst: 28.09.2012, 10:55
von eva
Einspruch!
intervenierte der Anwalt des Opfers
Sie blieben uns sogar die Wurst
SCHULDIG.
Verfasst: 29.09.2012, 06:23
von Niko
verurteilt
denn man ist
immer irgendwem etwas
SCHULDIG
Verfasst: 29.09.2012, 10:44
von eva
Rezept für Schuldsprüche verwursten*:
Man nehme ein Bedürfnis,
blase es auf mit Bedürftigkeit,
wähle sich eine fremden Topf,
leer genug und unbewacht,
deponiere dort die Bedürfniskeit
würze sie reichlich mit Defiziten
rühre kräftig darin herum,
verteile das Gebräu großzügig und
bewahr sich den Rest gut auf
EIN NEUES
* aus "Psychologie leicht gemacht"
Verfasst: 29.09.2012, 12:09
von Ylvi
machen wir uns nichts vor
fremde Töpfe auszulecken
wie Michel Mutters Suppenschüssel
rein damit reicht noch nicht
veraschenbrödelt uns nicht
es macht einen Bart (ein Frauenleiden)
ja, dreh dich noch ein bisschen
schneller um dich selbst
dass man ihn für Milch hält
(das Unschuldsserum)
dann öffnet vielleicht einer das Hemd
(Nahaufnahme) (Blickablenkung)
und lächelt philosophisch:
das Egozentrum der Gewürze
liegt im Verleugnen ihrer Flüchtigkeit
Verfasst: 29.09.2012, 15:16
von eva
Michels Mieze trägt Milchbart mit Unschuldsblick -
veraschenblödelt sie mich?
Verfasst: 01.10.2012, 20:01
von Mucki
mit unschuldmiene
hackt sie verspielt
ihre krallen
in meine sehnen
bleibt hängen
katzentrauma
Verfasst: 02.10.2012, 14:19
von Ylvi
l'ombelico del mondoan frühlingsmütigen tagen
zwischen welt und welt zappen
wir nennen es tanzen
andere zappeln
und wenn wir blödeln
schreib ich dir
niemals
um den bauchnabel
bis du errötest
Verfasst: 04.10.2012, 07:56
von ecb
proserpina
wie kann ich wissen
wie es wäre
wenn jemand mir eine rolle gäbe
in diesem spiel
niemand will wissen
wo ich hause
dem dunklen zugesellt
oben
habe ich nichts verloren
wo gedeih und verderb
und welt
Verfasst: 04.10.2012, 08:08
von Gerda
niemals nie
wird irgend jemand wissen
was gewesen wäre
hätte geschehen können wenn -
das wesen des konjunktivs
besteht aus dem möglichlicherweise machbaren
aus zu unterstellenden mutmaßungen
das mag spannend und inspirierend sein
birgt aber keinerlei wert für lebensgestaltung
erfahrung ist nicht ersetzbar
Verfasst: 04.10.2012, 13:13
von Mucki
das konjunktive leben
erlebe es in der retrospektive
spannend verspielt verrücke
ich alle fakten
ersetze so viele habe durch hätte
erschaffe mir neue realitäten
lebe darin als hätte ich
schwelge darin als wüsste ich
schnappe mir das heute
und packe es ins gestern
was es bringt was es nutzt
frage ich mich nicht
ich spiele ja nur
und schenke mir
schlaflose nächte
Verfasst: 04.10.2012, 15:59
von Ylvi
wenn ich ein vöglein wär
der konjunktiv mein kind
ist ein unbefruchtetes ei
schreib dir das hinter die flügel
Verfasst: 04.10.2012, 16:17
von Mucki
~ der konjunktiv schenkt mir flügel, die sich in der gegenwart mausern ~
Verfasst: 04.10.2012, 19:17
von Gerda
ach,
wie schön könnt' alles sein
wenn menschen offen
zueinander stünden
nicht andren lasten an
die eigenen sünden
da dieses eben nicht so ist
tücke regiert und auch die list
die häme und gemeinheit gar
ist nichts was glänzt auch wunderbar ...
Verfasst: 04.10.2012, 19:53
von Herby
Der Konjunktiv ist der Todfeind
aller guten Vorsätze.