Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 05.10.2012, 22:29

einen ballon lasse ich steigen
gefüllt mit konjunktivitis
treibt er ins unendliche
elegant umschifft er die dürren
wüsten
ein violetter mond an farbleeren horizonten
ein trabant glühender sonnen
er sucht die dornen
der rose
Zuletzt geändert von nera am 05.10.2012, 23:48, insgesamt 1-mal geändert.

pjesma

Beitragvon pjesma » 05.10.2012, 22:47

es ist nur eine
dieser stunden
des tages
an dem man zuviel
geraucht hat
eine erkältung
lauert
hinter dem fernsehersofa
zu viel wind unterwegs nachhause
hat sich schwer auf die lider
gelegt
man möchte sagen
„bitte, mal mir ein schaf“
man möchte sich fallen lassen
und einer wäre da.

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nera
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Beitragvon nera » 05.10.2012, 23:42

ach
es raucht immer
im gebälk (weißt du noch, frau nebel)
und dann die duplizität
-du bist zeitlebens dafür verantwortlich-
ja
male mir ein schaf
ein konjunktives schaf
wir lassen es weiden
zwischen fallwinden und stürmen
und ich küse einen hauch sommerwind
auf deine lider
ich küsse dir hühnersuppe
gegen alle erkältungen
auf deine stirn

einer ist da

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.10.2012, 00:31


manchmal ist er da

dieser moment
in diesem augenblick
wenn der konjunktiv
zum imperativ
deines geistes wird
dann schaffst du alles

Gerda

Beitragvon Gerda » 06.10.2012, 10:07

ja, und dieses schaf
würde grasen und
gleichzeitig die wiese mähen
die es nötig hat

und ich hätte milch für käse
den ich verzapfe und wolle -
würde nicht nur spinnert sein
sondern auch wieder bestrickend werden

wofür son schaf herhalten müsste, wenn ...

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 06.10.2012, 15:49






von drauß' vom walde komm ich her
ich muss dir sagen

ich küse dich
mit allem wenn
und aber aber
du fragst wohin
allüberall
das s verloren ging
da schläft das eichhörnchen drin
sage ich und sinke
in den tannenduft
in deinem haar ach
siehst du die lichtlein
wie sie zwischen unsren fingerspitzen
blitzen und klammheimlich uns
verkitschen
ja!
wenn schafe über wolken springen
dann




Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Gerda

Beitragvon Gerda » 06.10.2012, 17:45

... wiederkäuen sie dennoch ...

weißt du wieviel ...
im wolkensprung sie waren
zum kuscheln bereit
zwischen cirus und termik
voller schwung
bereit sich zu paaren?

als weit und breit
kein böckchen vorhanden
gingen sie auf die suche
bis sie eins fanden

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nera
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Beitragvon nera » 06.10.2012, 22:40

jedem waldschrat sein schaf
(und das in der schlange)-
da zählt es sich leicht in den schlaf
von bocksprung zu bocksprung
in weiche wolkematten
-salto amore-
cumulieren die träume

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nera
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Beitragvon nera » 06.10.2012, 23:17

küssen sich schafe?
rumpelstilz flüstert
wenn er von den grasschriften erzählt
von schafskalligraphien
lenkt ab und zu
fürchtet um seinen namen

die schlange züngelt ihr lächeln
in angstweite augen
(wer kommt auch auf die idee, ihr ein schaf
ein zu pflanzen)

das ist ein traum!
ein traum!

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 07.10.2012, 14:19




ein spreißel / weinewut
das brennt unter den fingernägeln



die waldschratin führte das wort
wie einen bockigen esel
am zaum hing ein traum
um den sich der schlängerich
aus seiner haut und ihrer knotigen hand
wand unter hollerbüschen verschwand
auch sein lächeln ihr blieb
nur die knisternde hülle
zwischen köttelkalligraphien
und dem letzten funken
ihrer geschichte



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nera
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Beitragvon nera » 11.10.2012, 01:35

erwachen
aus träumen müde erwachen
nur
da ist doch ein jemand
der ein schaf wollte
einer
der es zeichnete
in einer schlange
eine rose
einen trinker auf einem planeten
ein sternengucker
ein fuchs (kein esel, aber stur)
ein fuchs

grasschriften
kalligraphien
das sind alte geschichten
neu gezeichnet
neue namen
funkensprühend
(ich bin die base des trinkers)
(ich male schafe
in träume)

der holler....ist heilig-
Zuletzt geändert von nera am 12.10.2012, 00:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 11.10.2012, 09:52




dornenklammerei
am morgen erbrichst du dich



du sternguckerrose
(eine schwere geburt
die erste schuld)
hast einen in der krone
deine zacken (gefrorene
blütenspitzen) klirren
gebrochen im gläschen klaren
suchst du furchtaromen

hinter dem brennen
am gaumensegel
treibst du es mit dir
so weit dass du bettelst

umnebelst dich
mit konservierter schönheit
von innen rufst du von innen!
lallst dich in den schlaf
behauptest du (wächter
halt das schutzschild hoch)
was herunterfällt
liest keiner


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 12.10.2012, 00:37

keiner sind alle
zischt die schlange
in taube augen
(eine alte geschichte)
"schweig still" herrscht
die herrscherin konzentrierter sommerfarben
bevor sie in einen herbstapfel beißt
in das schlangenzischen

heute bin ich unbeherrscht
-mein zaunpfahl im nebel
- mein fahnenmast
-eine laterne

die eiszacken schmelzen
zu laub
durchwirkt von schlehen
hagebutten
nichts gibts ohne dornen
alle sind keiner

der wächter lächelt
in den traum
seine flügel sind heim
statt

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 12.10.2012, 13:40





zaunpfähle treffen mit vorliebe den winkenden am mandelkern

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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