Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 02.12.2012, 10:52

Wenn Weisheit zur Weißheit wird?
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 02.12.2012, 21:16



raindrops (singalongsong)

auf die alten platanenschatten fällt schnee
(on my head) (on your head) (2) - schhhhhh
siehst du den ernst über die grüne wiese hüpfen
das ist die fernwärme oder ein spiegelphänomen
(in physik war ich noch nie gut) (macht nichts
das ist poesie) und darüberhinaus gibt es
weisheiten so bunt wie dein lachen
wenn du liest
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 03.12.2012, 08:35

gegen die wortfetzen
die nur auf totholz gedeihen
lache ich an
wenn ich sie ausspreche
gieße ich farbströme aus
buntlache sie
damit sie mir nichts mehr
tun

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nera
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Beitragvon nera » 04.12.2012, 23:29

ich werde das lachen
auffädeln wie brausepulverbonbons
auf einem schnippgummi
um den hals tragen
wie eine notrufnummer
gelächter für gelächter
mein nitroglyzerin gegen herzschmerz
und es prickelt und schäumt
zu lautem gelächter
schön

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.12.2012, 23:52


mein herz stolpert
von innen gegen
von außen kein hämmern
meinen doc kann ich nicht fragen
er ist krank - tachykardie
die zeit tickt doch nicht richtig

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nera
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Beitragvon nera » 12.12.2012, 23:32

die zeit ist
ein zerrütteltes maß
an erwartungen
und wundern
niemand zählt die extrasystolen
gefrorener raindrops
die geotherme brummt
den grundton

siehst du nicht?
ich erwarte dich in einer pause
in einer stille
tonlos

falten wir die zeitmelodie
falteten wir sie

wenn du
da
wärst
Zuletzt geändert von nera am 13.12.2012, 22:27, insgesamt 1-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 13.12.2012, 09:38



pausen gibt es nicht - das sind aufflackernde lichter

wenn ich meine fühler ausstrecke berühre ich dein ohr so
bist du wohl immer bei mir mein schöner zwilling im kokon
der worte die sich um uns weiten wie ein himmel
an einem klaren wintertag


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 13.12.2012, 10:50

die scheingefechte der zeit
die vermeintliche weite der klarheit
wir erscheinen in den pausen
des bewusstseins
wenn die sprache schweigt
und unsere ohren
aufleuchten
wie der stern von bethlehem

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.12.2012, 18:07


kaugummipausen

lebe ich die pausen bewusst
so richtig aus dem kopf
in die leere (fade vorstellung)
so entsteht mir ein
kaugummiband schier endlos
und nicht in rot oder rosa (was noch schlimmer wäre)
elastisch wie es noch kein kaugummi
der welt vorher war (ich hab's erfunden)
drücke piekse hämmere löcher
aus aktivität hinein
(nein, ich bin nicht hyperaktiv, und wenn ich's wäre
wenn stört's schon)
doch meine kämpfe mit den
kaugummipausenlöchern
die sich sofort wieder schließen
bringen mich dazu zu schreien
was meine ohren nicht hören wollen

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nera
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Beitragvon nera » 13.12.2012, 22:46

die stille ist mein
see
jedes wort zieht kreise

schillernde leere
blasen
gefüllt mit dem universum
all meiner worte

der nie ausgesprochenen
der gesummten
kaugummisilben
bewußtlosem gestammel

dir
verschwiegenen liebesliedern
(pink?)
(pink!)
zornigem gekröse

sie verinnen
all die worte
in der stille

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Eule
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Beitragvon Eule » 14.12.2012, 17:41

Es ging eine Stille
hätte ichs gewußt
zu Mitternacht

es ging eine Stille
ich hielt sie kaum aus
in deinen Feuerfarben

es ging eine Stille
ohne jeden Ton
die Erde flüsterte zurück
Ein Klang zum Sprachspiel.

Rala

Beitragvon Rala » 14.12.2012, 22:53

In meinem Traum trieb ich Blüten
aus einem längst tot geglaubten Ast

In meinem Traum geriet
die Stille in Schwingung

In meinem Traum war ich
Gedicht

Nifl
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Beitragvon Nifl » 15.12.2012, 09:44

Als ich meinen Traum verschüttete

(Zewa wisch und weg)

Betrunken Grossman lesen

Blütenköpfe hängen am Boden
frieren am Gaumen fest
(das erste Wort ist immer das einer Krähe)

"Die verwundete Taube starb"
"Oder wenn sie einen die Hand hielten und Täubchen Täubchen fliiiiiieeg machten"


Lichter drehen sich sinnlos
(ich vermisse die Schweißnaht)

Dabei wäre es so einfach
die Finger in den feuchten Lehm zu bohren
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 15.12.2012, 22:50

Einfach sagst du
als wüsste irgend jemand
was das bedeutet
die Hand in die Luft zu bohren
und die Luft gibt nicht nach
weicht nicht zurück
stemmt sich gegen dich
gegen deine Berührung
Einfach wäre es
an einer Verwundung zu sterben
Ich aber
bohre meine Hand in die Luft


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