Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 24.08.2013, 23:40

....
nur unser adipöser mond
quält sich einen nachruf ab
als pfeife er aus dem letzten loch
walzt sich durch den himmel
schwört
nur noch nüsse zu knacken
wenn er den gürtel enger geschnallt hat
er hat die spiegel verhängt (nicht nur aus trauer)
und brütet über den wolken
kleine mondideen aus
für die mücke war es zu spät
"das zelt war ihr schicksal"
trösten wir uns

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.08.2013, 00:40


ob die wolken
von sich aus weichen
wenn er voll und rund
sein revier absteckt

oder flüstern sie ihm zu
nimm bloß nicht ab
du lässt uns leuchten

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birke
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Beitragvon birke » 26.08.2013, 12:27

.

es ist nicht der mond
der uns leuchtet
er gibt nur wieder
was wir am tag verschwendet –
die unsichtbare kraft
auf der rückseite
taucht selbst trauernde wolken
in ein anderes licht



.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 26.08.2013, 23:36

Auf der rückseite
wird gelacht

das dunkel ist
von einer beschwingtheit
die fremdelt und lichtgrünt
und töne zerfrisst
bis in den morgen

lau liegt die luft
vor meinem fenster

in der ferne tanzt
ein reptil

Niko

Beitragvon Niko » 27.08.2013, 09:35

da liegt ein gedanke
windet sich noch im zerfall
schnappt nach wahrhaltiger luft
und kreist um sich selbst

und noch im verschwinden
sucht er nach ausflüchten
und bleiberechten

dann löst er sich auf
hält nicht an sich fest
er vergisst seine herkunft
die guten manieren
und sucht sein heil
in behauptungen

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.08.2013, 13:04

dieser gedanke
der sich jetzt in zerfall windet
weht vielleicht doch noch
ein molekül in die wüste
das mit der zeit reagiert

Nifl
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Beitragvon Nifl » 27.08.2013, 19:56

Mit vollem Mond dichtet man nicht
Irgendwann schriebst du
es sei hoffnungslos

Auf dem Duschboden sitzen
und es regnen lassen
nichts auf die Scheibe malen
nichts abstreifen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

ecb

Beitragvon ecb » 27.08.2013, 20:53

sei wie ein Mensch, suche mich;
nimm ihn nicht so voll, streue Staub über mich und schenke mir - du weißt schon;
dicke Seifenblase du, ließ sich nicht soeben ein Vogel auf dir nieder? -
Spatzenhirni!

pjesma

Beitragvon pjesma » 27.08.2013, 20:57

mit zwei vollen monden
küsse ich heute nacht,
wie ein hamster:
in einer backe trage ich den krieg
in der anderen hüte ich den frieden

wie ein blaurotes origami
mit himmel und hölle
aufgeklappt

dazwischen

der mensch

eine dünne linie
ein tiefer graben

völlig nackt

Niko

Beitragvon Niko » 27.08.2013, 21:04

dompfaffen sollten mehr singen
dann ginge es den opfern besser
etwas wenigstens
die spatzen pfeiffen es von den dächern

das federkleid der taube
passt nur den liebenden

doch die dompfaffen
wissen nichts davon

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 27.08.2013, 21:41

.

pfeif doch / auf den mond / pling

darum der wunsch (liest du gerade
von meinen händen ab) nach
einer duschschnecke
(ein grünes mosaik)
keine benebelte
verführung
und wenn
(im regen)
keine spur


.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 27.08.2013, 22:52

abseifen blubberblasen schlagen
schaumschläger bin ich
und lasse es regnen
nur um seifenblasen zu zählen
der mond ist immer dankbar
wenn man ihn anheult
puh
katzengejammer und ein greifvogel
vielleicht ein kleiner bussard
denoch
ich küsse mir die backen voll
und verschluck sie alle
die küsse
wenn ich sie durchgekaut habe
(ach der mond) (brecht)
und die schnecken?
(ich bin ein blaues-korn-massenmörder)

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Amanita
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Beitragvon Amanita » 27.08.2013, 23:15

wenn ich sie durchgekaut habe
diese weichtierwörter
gehe ich in meine gesammelten häuser
und esse kalkschalen

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nera
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Beitragvon nera » 27.08.2013, 23:37

hast du gewusst
dass glühwürmchen
sich in schneckenhäusern breitmachen?
(das ist prosa)
sie ernähren sich von den schnecken
damit sie uns heimleuchten können


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