Seite 187 von 306
Lyrischer Dialog
Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen
unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Verfasst: 28.08.2013, 01:18
von Niko
ein türschlag /besiegelte stunde
(vonwegen glühwürmchen)
wütendes anfahren /schaden am getriebe
(heimleuchten werde ich dir)
entfernen wird überwinden
lauter der tropfende hahn
(auch wenn du sprichst)
zwischen die äste male ich mein heimweh
den geteilten zwilling
suche ich am himmel
(von allem was uns tren)nt
vergebens
Verfasst: 28.08.2013, 21:15
von Amanita
zwischen die äste
male ich mein heimweh
wie meine mutter
am regenbeet
jätete und erzählte
wie es sein wird
wenn die äpfel
gefallen sind
Verfasst: 28.08.2013, 23:53
von Mucki
süßer duft gefallener äpfel (und würmer zählen)
waghalsiges klettern auf krummen birnbäumen
wilde wiesen statt gerader beete
kindheit
Verfasst: 29.08.2013, 01:01
von Niko
kindheit
wieso schreibe ich darüber
obwohl mir der krumme birnbaum mehr läge?
hinter ihm liegt
was mit glück noch vor mir liegt
eine lange zeit voller wachsen reifen
früchte tragen
ich kümmere
in seinem schatten
mich zu sehr um ihn
Verfasst: 29.08.2013, 09:21
von Amanita
ich kümmere
in seinem schatten
unbedeutend
sagt er und bäumt sich
noch höher
still bin ich - aber
ich werde
ins licht wachsen
Verfasst: 29.08.2013, 20:32
von Mucki
warum nur
wurd ich zur schattenjägerin
als kind spielte ich
mit dem feuer
mit so viel leichtigkeit
dass es mich heut schmerzt
vielleicht
ist das der grund
vielleicht
sind meine schatten
die flammen
von gestern
Verfasst: 29.08.2013, 21:11
von Niko
der teller der anderen
über deren rand
ich nicht sehen kann
machen hungrig
nach mehr und nach dem
was ich nicht habe
aber er zeigt die möglichkeiten
die ich gehabt hätte
und wieder habe
jetzt
beim betrachten
der teller der anderen
Verfasst: 29.08.2013, 22:24
von Amanita
die möglichkeiten die
ich gehabt hätte habe
ich irgendwann ver
schluckt
mit dem frühstücksei auf
dem morgenbesonnten
balkon
Verfasst: 31.08.2013, 09:28
von Xanthippe
Die Möglichkeiten, die man mir aufgetischt hat.
(auf einem morgenbesonnten Balkon)
Aufgereiht, wie eine überfällige Ernte.
Und ich saß dahinter,
betrachtete das Messer vor meiner Brust
und wartete auf Blut,
während ich das Ei köpfte.
Verfasst: 31.08.2013, 09:52
von Niko
während ich das ei köpfte
und mir die träume der nacht
auf der zunge zergehen ließ
blieb hinter vorgehaltenen augenblicken
was nicht werden wird
mit jedem gedanken mehr verdichtet
bis es als ein irgendetwas
irgendwo auf der hirnstrecke blieb
Verfasst: 31.08.2013, 09:52
von Amanita
überfällig die ernte
in den süßen gerüchen
gefallener frucht
suhlen sich späte wespen
den letzten holunder haben wir
mit der schere geschnitten
ich sehe den mehltau
müde emporwachsen
Verfasst: 01.09.2013, 17:39
von Mucki
müde wollte es emporwachsen
den warmen mutterfedern
entrissen landete es
auf meinem teller um
von mir geköpft zu werden
bei ansicht der halbbrut
wucherte wilder ekel
in meinen hirn der
wuchs und wuchs
Verfasst: 02.09.2013, 14:50
von Amanita
von mir geköpft zu werden
liegen die wörter vor mir:
suppenhühner und wildlachse
oder regenbogenforellen
auf zeitungspapier
Verfasst: 04.09.2013, 23:15
von nera
wer enthauptete die rosen
die aus deinen händen wuchsen