Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 09.12.2013, 23:33

Ein vogelwort in dem schneetreiben
harfentöne in sperriger zeit
Dazwischen nur etwas
das keinen halt findet

aber noch glaube ich
an die weisheit eines kristalls
und an all das
von dem ich nichts weiß

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.12.2013, 23:44


liest sie mir aus
der hand
höre ich nicht
auf ihre worte
glaube nur
ihren augen
die nicht
schweigen

ecb

Beitragvon ecb » 14.12.2013, 19:08

sich am leben glauben
am glauben leben – so bringen wir unsere
opferchen dar
aber nicht uns selbst
wenn die jahreszeit wechselt
werden wir schlafen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.12.2013, 23:27


wenn die jahreszeiten
nicht mehr wechseln
werden wir aufwachen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.12.2013, 08:09

.

wir werden melancholisch werden wir
(zeit) ein wort wie stern


im kerzenlicht flackerst du
neben mir als spielten wir
in einem alten film
und wüssten das ende

zu gut um gelogen zu sein
fehlen uns die worte

(und immer denkst du das traurige
hängt am happy wie ein rattenschwanz
und streichelst darüber bis du
das süße gesicht wieder siehst)

wir trinken die stille

..

dieses ja wünsche ich mir
einen wald aus nachwachsenden
klammern

löst du sie auf (zur erinnerung)
knüpfst du den palstek im schlaf
schlüpfe ich unter dein kissen

(dort hast du dich also über die jahre
verbogen) sätze wie vogelspuren
(krumm und geliebt)

..

zwei menschen im schnee
(engel) schhh ... das schwören
gehört anderen

aber die luft an meinem hals

.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 27.12.2013, 02:01

schwören- ein magmageschwulst
außerhalb jeder halbwert
zeitgerinnsel
knotenmentakel
(ich erinnere mich)
ich erinnere mich gelb
an eine krümmung in den minuten
zeitgehüpfe
und mache die schwerkraft verantwortlich
wenn ich dir ein mahl bereite
aus zarten
wachteleierschalen und federn

ich lese die zukunft nicht mehr aus dem fall der knochen
oder in eingeweiden
schade

keine wilde jagd im wäschetrockner

ecb

Beitragvon ecb » 01.01.2014, 21:02

lächerlich: noch ein tag noch ein tag
ach kleine seele, eine größere
schließt dich ein, ich sehe
mit eigenen augen meine
zeitrechnung haut nicht hin
denn der segler wirft einfach
los die leinen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.01.2014, 22:31

judgement day

nicht vor ihm
nein
vor mir
mantra sag mantra sag
kraftbeweis
es tut nicht weh
es geht ganz schnell
mir ist nicht bang
mantra sag mantra sag
alles ist gut
alles geht gut
lasse geschehen
mantra sag mantra sag
das ergebnis steht aus
doch mantra
du bist!

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nera
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Beitragvon nera » 09.01.2014, 01:22

"ich kenne nicht den raum
wo die ausgewanderte liebe
ihren sieg niederlegt....." -nelly sachs

mag sein
wir folgen ihr
ins kummerland vielleicht
oder nach
transsylvanien
in zögerakkorden

wir wissen
wir fürchten uns
wir

sind die räume
die enger werden
und weiter
wie...?

sei zärtlich einen analogen moment lang
ins gestern
wenn mir die mantra verschwinden
wenn das wort liebe
nicht mehr nach uns klingt

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.01.2014, 13:55

und keiner kann es uns nehmen

wir wissen wir fürchten uns
vor dem ersten reif auf der wiese
dem donnerschlag der hufe
die wir riefen
unter einem nackten himmel
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

ecb

Beitragvon ecb » 10.01.2014, 21:06

den unruhigen himmeln:

wie manches
blatt
in hohem
dreistem
bogen fliegt
weit
hinaus
über sein ziel
zu letzter
ruhe
an
fremdem
ort

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.01.2014, 00:36

wenn mir die mantra schwinden

fliehe ich aus unruhigen gefielden
besuche meine anker
derer viele ich horte
an sanften orten
anschmiegen
ganz fest

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birke
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Beitragvon birke » 12.01.2014, 11:56

.
dem ruhigen himmel
ein sonnenwort
sei mir zauber
über jedes ziel hinaus
wächst diese blume
am zwischenort
grasen pferde


.
wer lyrik schreibt, ist verrückt (peter rühmkorf)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.01.2014, 01:05

wehe wenn sie plötzlich davon galoppieren

diese ruhe die
sich mir ins gemüt legt
beim anblick
wenn sie so friedlich grasen
ihre glänzenden leiber
die weichen rücken
wie sie mich locken
(wie damals als kind)
auf die wiese laufen
mit einem satz hinauf
und los ging's
blaue flecken
na und

diese ruhe
aber ihr feines gespür
allein der gedanke
so drohlich
wehe wenn


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