Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.07.2015, 14:24

Dieses Jetzt
bedeutet uns
anders zu sein
wir zu sein
unverständlich
und unendlich
ein wir
von Spätoktoberfarben
und Frühnovemberstille
ein wir,
das keiner weiteren Worte bedarf
ein wir,
das physisch spürbar wird
im Schweigen,
das uns eigen ist

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.07.2015, 15:45



was uns nicht eigen ist
das schweigen
diese unfriedliche stille

was uns eigen ist
dinge tun
die der andere nur denkt

Nifl
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Beitragvon Nifl » 05.07.2015, 16:27

Der Süden ist umgezogen
nachts übers alte Pflaster
wie ein Pflasterstreicher
und die Spitzen der Platanen
geben nie auf zu träumen
spenden uns Mondschatten
auf der Bank am Fluss
geht immer ein Wind
geht immer ein Wir
geht immer einer
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.07.2015, 17:48

Der Süden ist umgezogen
nachts
über Irrwege
wie ein Landstreicher
und das Blau der Kornblumen,
die nie aufgeben,
rustikal zu sein,
reicht uns nicht,
unsere Traurigkeit zu fassen

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 05.07.2015, 20:35



unter den platanen sitzt immer ein wir
das wir nicht sind
dass wir nicht sind

das summen umgibt uns
wie ein schwarm bienen
und wir haben keine angst
vor der stille darin
vor der stille danach
streichen wir durch worte
durch einen wald
aus träumen
fallen wir
in träume

und die königin zieht
in den norden


unsere traurigkeit reicht nicht
um den mond zu beschatten



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 05.07.2015, 20:46

Hier
im unsäglichen Blau
der Kornblumen
juliheiß
ist immer
ein wir,
das wir nicht sind
dass wir nicht sind
ist immer
eine Spur Traurigkeit
aber wir fürchten uns nicht
vor den Worten
davor
vor dem Schweigen
darin
vor den Tränen
danach
streichen wir
durch Augenblicke
voller Verständnis

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.07.2015, 11:24

die augenblickstreicherin

sie macht das gut
merzt genialsekunden aus
einfach so zack
durch gedankendurchstriche
sie merkt es nicht
nur diese leere
die sie umhüllt füllt
will sie nicht fühlen
die kann sie nicht killen



FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 06.07.2015, 14:03

Du machst das gut
du reizt
zu Genialsekunden an
einfach so
wie aus dem Nichts
Gedankenurknall
ich merke es genau
nur diese jähe Fülle,
die mich entgrenzt
leert
will sie nicht fühlen
kann sie nicht morden

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.07.2015, 13:04

jähe fülle
jähe leere
auf abstand halten
besitzergreifend

warum kann sie
keine grauzone
g e b ä h r e n

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 07.07.2015, 20:18

Jähe Fülle
jähe Leere
jäh dazwischen
immerfort
immer ...
fort
kann kein Wort finden,
das nicht dazwischen wäre
voll
und leer
immerfort
immer ...
fort
kann nicht so einfach
dein sein
bin doch immer
jäh
und fort

Niko

Beitragvon Niko » 07.07.2015, 21:42

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 07.07.2015, 22:41

Das jähe Dazwischen
eine Fährte zu einem wir
zum Hinweg
dieses Wort eine Tiefsee
ein Tropfen nur noch
entfernt

in diesem Grauen erregenden Blau
rufst du unser wir zurück
tauchst nach verlorenen Berührungen
doch du siehst nur bloße Nähe,
die du nicht kennst

aber hier dann,
wo der Moment voller wir scheint,
da erinnerst du dich
an die versäumten Blicke

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Eule
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Beitragvon Eule » 07.07.2015, 22:49

Ja die Gesichter
behaupten so manches

hinhören ist schwerer
als Lesen
Ein Klang zum Sprachspiel.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 07.07.2015, 23:02

Ja, dein Gesicht
behauptet so manches

ich höre
deinen Blicken zu
ich lese
in deiner Stimme
und horte das Schweigen

Stille ist schwerer
als Worte


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