Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 16.07.2015, 17:17

wenn aber
ein wenn
ohne wenn und aber
auch ein vielleicht kennt
dann wird es
vielleicht
ohne wenn und aber
ein wenn werden
aber....

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 16.07.2015, 17:30

Ein wir
kennt kein vielleicht
so gebe ich mich dir hin
und du dich mir
Wimpernschlag für Wimpernschlag
so entziehen wir uns
jedem wenn und aber
sind einfach
jetzt
nicht früher
nicht später

Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.07.2015, 17:35

wir entziehen uns
schlag auf schlag
bis kein vielleicht
mehr möglich ist

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birke
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Beitragvon birke » 16.07.2015, 17:41

wir
(kein) wenn
und vielleicht
streich ich
aus meinem wortschatz
und wir
stehen ganz oben
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 16.07.2015, 20:34

Ich streiche
deine Jugend
aus meinem Wortschatz
lass uns zusammen
Blick für Blick
reifen

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nera
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Beitragvon nera » 18.07.2015, 02:37

milchstrassennacht und verirrte falter

streiche mein alter aus meinem
gedächtnis
(nonsens)
ich wünsche uns abseits der vorsicht unserer jahre
fern der überbauten
schutzhütten frei von bauhausromantik
erinnere mich
wir könnten über
einander
herfallen
nur (nur?)
weil
weil wir schön genug sind
weil die katzen
weil die nächte
die milchstrasse
oder
die falter verbrennen
nacht für nacht möchte ich mal wieder
jedes wort vergessen
nicht nur ich
sagst du
wir sind weiße riesen
und alles verbrennt unter unseren schritten
schnitter wortschnitter wegwarte

massakerarchitekten
weil
weil wir den abflug der vögel so lieben
das enterbt uns
das, glauben wir macht uns frei
ermächtigt uns
das fliegen einzustellen
oder zum bruchlanden

ich streiche die jugend in meinen wortschatz!

Mucki
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Beitragvon Mucki » 18.07.2015, 12:37

die vorsicht unserer jahre

verrückt macht sie mich
lässt mich wütend aufstampfen
nimmt mir zur gänze die räume
und die träume
einfach mal so
verrückt zu sein

Niko

Beitragvon Niko » 18.07.2015, 18:08

von den gezügelten tagen

und dann hälst du sie im zaum
die verlorenen jahre
damit du sie zurückgewinnst
die wundgeträumten sehnsüchte
das gutgläubige kind
und die erfindung deiner zeit

und dann gibst du ihm die sporen
diesem unzähmbaren lahmgerittenen leben
und es bäumt sich auf im zaume
buckelt und schnaubt
sucht die flucht aus diesem widerspruch

und dann lässt du locker
zügel und zaum
und schließt deine augen
und spürst und spürst und
spürst in dieser stillen sekunde
das kind
träumend und glaubend
und es erfindet deine zeit
neu

Nifl
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Beitragvon Nifl » 18.07.2015, 19:15

Wenn sich Oberflächlichkeit kräuselt
(und es ist eine Müdigkeit versteckt)


Auf unserer Lichtung
biegen sich die Halme
gegen den Wind
posaunen von der großen Tiefe
uns Pappeln
die zu eng stehen
und wir rascheln und rascheln
einander zu
schenken uns Federn
und werden alt dabei
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 18.07.2015, 23:28

ein blatt
schon gekräuselt, brüchig und braun
du sagst du habest es für mich gepflückt
damals
als wir die federn als zeichen sahen
ich weiß es noch
du hattest sterne in den augen
aus deinem roten haar sprang feuer und eis
und ich hielt uns
dagegen
für eine erscheinung der zeit
und dachte nur ein paar morgen weiter
du warst mehr als erlaubt

wärest du nur dieses blatt

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.07.2015, 12:51

in den jungen jahren
dachten wir keinen morgen weiter
keinen tag keine stunde keine minute
es war einfach jetztzeit jetztleben
jetztverrücktsein
nie hätten wir gedacht
einen morgen weiter zu denken
das tun nur alte menschen

heute fühle ich mich zurück
schüttele den kopf und denke mir
so jung war ich nie

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 21.07.2015, 12:01

In seinen jungen Jahren
denkt er keinen Morgen weiter
keinen Tag
keine Stunde
keine Minute
es ist ihm einfach
Jetztzeit
Jetztleben
Jetztverrücktsein
nie würde er denken
einen Morgen weiter zu denken
das tust nur du

heute fühlst du dich zurück
und fühlst dich fort
so jung
wie er
bist du nicht mehr

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birke
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Beitragvon birke » 21.07.2015, 13:48

noch immer nicht
denke ich an
morgen ist nur ein wort
neuland, niemandsland
ob grün oder grau oder
schwarz, wer weiß
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 21.07.2015, 17:11

Leichtes Lied

Wer weiß, was uns die Farben blühn?
Wer weiß,wer weiß, wer weiß.
Und weiß, ob wir sie wiedersehn,
In blau, rot oder weiss.
darum lass uns mein Liebstes vergnüglich sein
und lass alle Farben ins Herze ein
Gelb, rot, blau, pink und weiß;
gelb, rot, blau, pink und weiß.

Und trägst du im Herzen die Farben dann,
wer weiß, wer weiß, wer weiß
was dann mit uns beiden geschehen kann
mit blau, rot oder weiss.
Darum schenk ich Lavendel und Rosen dir
und rede in Farben vor deiner Tür
gelb, rot, blau, pink und weiß,
gelb, rot, blau, pink und weiß.

Du öffnest die Tür und dann sagst du zu mir:
"Wer weiß,wer weiß, wer weiß....
Ich bin ganz enzückt von der Farben Zier
in blau, rot und in weiss."
Und dann schließt du die Augen und voller Genuss
trittst du auf mich zu und du gibst mir nen Kuss
Ich wurd' ganz rot und weiß
das macht gelb, rot, blau, pink und weiss.
Ich wurd' ganz rot und weiß
das macht gelb, rot, blau, pink und weiss.....

.


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