Seite 234 von 306

Lyrischer Dialog

Verfasst: 11.08.2006, 17:59
von Nifl
Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

Bild

Verfasst: 02.08.2015, 01:10
von Niko
wie man sich auch bettet
man liegt falsch
dreht und wendet sich
bis man sich freigestrampelt hat
irgendwann

deckte mich nur jemand zu
mit einem wärmenden stoff

liebe war als ich dich liebte
heute suche ich ihre schatten
immer noch
liege ich falsch
weil da nichts ist
nichts außer dem wärmenden stoff
der mich zudeckt
und mich in ein bunt träumt

Verfasst: 02.08.2015, 09:38
von birke
in mein gedicht gebettet
dein wort
wenn es erwacht
treibt es seltene blüten
und wir lassen die gedanken
tanzen, frei

Verfasst: 02.08.2015, 11:38
von FawzZalum
Nachts
da bette ich mich
zu Worten,
die ich nicht schreiben kann

Verfasst: 02.08.2015, 12:47
von Mucki
in den nächten
treibt's schwarzweiße träume
vor mich her von einem
sogleich zum nächsten
bunt sind sie nicht
die brücken sind verschleiert
zurück bleibt
ein diffuses gefühl

Verfasst: 02.08.2015, 12:52
von FawzZalum
In den Nächten
treibt's Schwarzweißes
vor mich her
Tintenworte auf Papier
so suche ich
Diffusitäten aufzulösen

Verfasst: 02.08.2015, 15:50
von Mucki
tinte rote tinte
wie sie verschwindet
magische kleine reise

tinte schwarze tinte
ein großer kleks
grand malheur
sehe figuren zeichen
böse omen

schreibe ich mit tinte
höchstselten
vielleicht in diffusen zuständen
so sei es die giftgrüne

Verfasst: 02.08.2015, 17:08
von FawzZalum
Gedanken
rote Gedanken
wie sie nachtwandeln
im Tintenwort
schwarz geschrieben
scheint diese Wärme
fast schon nahbarer
als sie war

Verfasst: 03.08.2015, 10:14
von nera
in dieser hemdsärmeligen architektur
des begehrens
willst du dich nicht heimig fühlen
sagst du sagen wir
diesen raum zwischen java und tischkante
und dann spinnen wir neue welten
mit glitzerfäden zwischen den ästen fliegender bäume
auf denen wir weltallmeere
durchpflügen
roten riesen begegnen
mit blauen zwergen dimensionen wechseln
und jede statik neu berechnen

Verfasst: 03.08.2015, 10:44
von birke
in diesem raum
zwischen nacht und sein
vertinten wir worte
in blau
oder auch schwarz
entsteht eine landschaft
auf papier
hügel und täler
durchwandern wir
begegnen schatten
und dem meeresspiegel
das licht taucht
uns
ins wort, ins gedicht

Verfasst: 03.08.2015, 13:40
von Mucki
zurückgedacht

mit tintenfass und federkiel
seh ich mich sitzen
am sekretär aus edlem holz geschnitzt
mit grünem filz besetzt die mitte
die ränder ausgeschlagen mit leder
die patina die schimmert grünlich
das papier das muss aus bütte sein
doch was ich wohl geschrieben hätt'
in jener zeit vermute mal es wär
das ein oder andere sonett

Verfasst: 03.08.2015, 22:03
von FawzZalum
Ich denke mich
zurück
ins Tintenfass
einer Augustnacht

du warst noch nicht ganz
da
in meinen Worten
aber auch nicht spurlos, nein

du warst schon
das Atmen
zwischen den Zeilen

Verfasst: 04.08.2015, 00:33
von birke
immer dein atem
zwischen den zeilen
und im wort
ein vulkan

Verfasst: 05.08.2015, 12:21
von Mucki
wenn der vulkan erlischt
die asche noch fliegen kann
wenn auch nur in kleinen flöckchen
raubt sie dir noch den atem
auch außerhalb der zeilen?

Verfasst: 05.08.2015, 21:18
von FawzZalum
Entreißt dich dieses Wort
wir
denn noch dem Atem
auch außerhalb der Zeilen?