Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 09.08.2015, 17:26

Seine leichten Worte
sind dir zuwider

wollen sie
oder wollen sie nicht?
deuten sie an
oder bedeuten sie nichts?

du hoffst,
sie wollten mehr
sie bedeuteten mehr

wie viel muss dir passieren
bis dir etwas geschieht?

Mucki
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Beitragvon Mucki » 09.08.2015, 20:42

so teuflisch gut
vermag die phantasie
sich in szene zu setzen
dass ich nicht weiß
wie mir geschieht

das muss geschehen

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.08.2015, 13:18

So dämonisch
vermag dieses Frühdunkel
dich und mich in Szene zu setzen,
dass wir nicht wissen,
wie uns geschieht

so lassen wir uns geschehen
wie es den Mandelbäumen im März geschieht

Mucki
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Beitragvon Mucki » 10.08.2015, 20:45

wär ich ein mandelbäumchen
stellte ich die blüten
paarweise an die zweige
ließe ich von meinen blütenpaaren
sich eine blüte im frühjahr öffnen
und die andere sich kokett wieder verschließen
auf dass sie sich im frühen herbst
zeitgleich mit meinen süßen früchtchen offenbare

Niko

Beitragvon Niko » 11.08.2015, 01:23

mit dieser weißen tinte
schreibe ich dir
ein mandelbäumchen ins herz
eines mit blauen blüten
und einem roten stamm

was ich dir schreibe
sollst du allein nur sehen
denn niemand weiß wie du
vom blau und rot
und von dem mandelbäumchen

und meine weiße tinte
gibt es nur für dich
denn du
verstehst meine weißheit

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birke
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Beitragvon birke » 11.08.2015, 12:44

die weißheit meiner tinte
kennst nur du
und das mandelbäumchen
färbe ich sacht
mit meinem wort
so sehe ich
die weichheit der blüte
und den duft
in dir
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.08.2015, 13:13

die weichheit der blüte
ist ihre stärkste schwäche
der anreiz des fallens

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 11.08.2015, 23:42

Es reizt mich,
dir auf den Grund
deines Wesens
zu fallen
mich tatsächlich fallen zu lassen
tief durch das Dunkel,
das dir eigen ist,
das man dir nehmen will,
weil es irre scheint ...
nur ich
irrdunkle
wie du

Niko

Beitragvon Niko » 12.08.2015, 01:30

dein fallen
und darauf ein anfangswort
ein 'ja' ein 'wir'
hineingeschwiegen in den anfang

hinter dem fallen
dunkelt eine absicht hervor
auf mehr und auf weniger
mir so dahingeschwiegen

und am ende
dazwischen
ein ungenügendes
ein 'vielleicht'
mir ein 'nein'

ich falle

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 12.08.2015, 14:39

Du fällst
mir in die Worte
du und ich
mit einem hingeschwiegenen wir

du lächelst
und dahinter
lichtete sich eine Gewissheit,
dass wir mehr sind,
als uns der Anfang ahnen ließ
der Anfang ...
eine Nacht im Ramadan
ein Spaziergang in lauem Licht
ein Blick gab den anderen
eine Berührung
jäh
und flüchtig ...

Weltenraum

Niko

Beitragvon Niko » 12.08.2015, 20:09

und da
wanderte ich
eine nacht in deinem antlitz
und hatte gewissheit

und du schliefst mir zu
da war keine absicht
nur ruhe und feuer
in deinem ewigkeitslächeln

das ich aufnehme und bewahre
für zeiten der rast
Zuletzt geändert von Niko am 13.08.2015, 10:22, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.08.2015, 20:30

in meine welt fällst du ein
schon seit geraumer zeit
ganz behutsam touchierst du grenzen
die ich für mich und dich gezogen habe
du überschreitest sie mit ruhigen schritten
um das feuer der grenzen zu dimmen
doch sie sind mir absicht rot-signale
und rot ist rot

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 13.08.2015, 15:20

In meine Worte
fällst du ein
schon seit Unzeiten,
so scheint es mir
mit flüsterndem Blick
entgrenzt du mich
in meiner Einsamkeit
lässt mich
weiter
fort
und fern allem Weltleuchten
so bin ich
einfach
urdunkel,
wie du es liebst

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.08.2015, 17:48

urdunkel war und bin ich
das ist wahr
gefallener schienenengel
nicht nur im kopf
von adel war die linie nicht

die schattenwelt
in der ich lebte
nur leben konnte
die du nicht kanntest
die du nicht liebtest
wie solltest du auch
zog dich hinein
ich war die grenzgängerin
die rotampeln nicht achtete
und dich übersah

heute im rückblick
hab ich dich das fürchten gelehrt
und mir das leben geschenkt
doch in kleinen fallmomenten
bin ich wieder dort
im schienenengelland
ich kann nicht anders
und du weißt das


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