Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 11.09.2015, 15:34

die weißen augenblicke
vermehren sich
ich habe einen freund gehabt
so sagte man mir gestern
als ich den schlüssel verlegte
kam ich vom einkaufen
glaube ich was ich nicht weiß
kehre ich unter den ranzigen teppich
und klopfe ihn aus
lege ihn dann auf mein haupt
um mich zu erinnern
braucht es nicht viel jedoch
in jedem schon vedrehrten wort
liegt ein ausrufezeichen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.09.2015, 16:34

wie geht man um mit
weißen augenblicken
angstbesessen geht die frage um
ob man oder nicht
immer wieder inszeniert
vor augen geführt
wie es wäre wenn
doch ich wähle verdrängung

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birke
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Beitragvon birke » 11.09.2015, 16:53

diese weißen augenblicke
trotzen jedem ausrufezeichen
fragezeichen mehren sich
und die schwarzen
momente dulden kein
pardon (der schlüssel liegt 
im eisfach und das wort)
gestern noch heute
welches zeichen
weiß ich nicht mehr
und nicht 
weniger
ist mehr
oder
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.09.2015, 16:58

wenn da keine ausrufezeichen
noch fragezeichen mehr sind
ich mir bilder für worte
male in ein heftchen
dann weiß ich
es ist soweit

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nera
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Beitragvon nera » 13.09.2015, 02:34

ich führe anführungungszeichen ins feld
hefte sie mir ans hemd
streue mir doppelpunkte ins haar

punktpunktkommastrich...

(wandelt einer im schein
der lieben mondin
wandelt sich die wendeltreppe
hoch und runter
lässt babel links liegen
wie fragezeichen ausrufungen punktkommausw)

sieb mir die sätze zu mondlicht

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birke
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Beitragvon birke » 13.09.2015, 10:52

unterm auge der mondin
schlafen oder wachen
dir einen stern ins ohr setzen
die buchstaben der nacht
sortieren, ein gedicht
schreiben
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.09.2015, 13:01

die mondin ließ mich in stich
heute nacht wälzte sie mich
tat kein auge zu
wo warst du und warum so?

Niko

Beitragvon Niko » 13.09.2015, 14:16

als wäre im orbit frieden
als verhieße ein schwaches licht milde

trutzburg erde
dein widerspruch zerreißt dich
in tausend stücke
tausende völker und
in millionen guter ideen
deine territorialplatten wandern
schieben aufeinander zu
voneinander weg
du kannst deinem schicksal
nicht entfliehen
und schiebe die schuld nicht auf andere
denn alles kommt aus dir selbst.


und wenn ich dich meine
rede ich nur von mir

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.09.2015, 18:48

und wenn ich du sage
spricht der zwiespalt
aus mir mit mir

dieser lästige hund

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 15.09.2015, 14:13

Und wenn ich ich sage,
dann ist es Selbstbeobachtung,
dann spreche ich über mich doch schon
wie über eine dritte Person

man kann nicht von sich selbst sprechen,
ohne neben sich zu stehen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.09.2015, 14:19

man kann nicht von sich selbst sprechen,
ohne außer sich zu sein

,-)

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birke
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Beitragvon birke » 15.09.2015, 16:21

so spreche ich von dir
wenn mir raues
auf der zunge liegt
glätte ich deinen namen, musik
wird mein mund
und steh ich neben mir
neben dir
versagt die sprache
nur die wortreiche
nicht die des körpers
und du, du nimmst meine hand
und so sprechen wir
von uns
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Mucki
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Beitragvon Mucki » 16.09.2015, 20:02

wenn süßes aus meinem munde flötet
ahnst du den schalk in mir
und gehst in deckung - nicht zu unrecht
immer an deinem rechten ohrläppchen
beginne ich mein spiel mit dir
und du
weißt nie woran du bist

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birke
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Beitragvon birke » 17.09.2015, 17:28

an deinem rechten ohrläppchen
entlang zur halsmulde
dort verweilen
und dir gedichte auf die haut 
schreiben, gedichte von händen
von grashalmen oder purpur
(purpur?) sprech ich leise
in deine hand und die halsmulde
ist ein tal, mit worten ausgelegt
spricht es sich weiter
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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