Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 14.12.2015, 22:26

seit gestern glaube ich wieder
an das leuchten der worte, an das leuchten
an sich wusste ich schon immer
um dich und um mich und uns
ummanteln die worte und zeichnen
ein gefühl, das uns nie verließ
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 27.12.2015, 17:23

Und du mit deinen stillen Händen
nach Heu riechen sie im Zeitumdrehen

dass wir auf dem Rücken liegen
die Zwei danach
und die neuen Ballen piksen
und wir lachen und meine Uhr rutscht durch die Ritzen (wird alt)
und (wir sollten mit einem Und zusammensein)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 27.12.2015, 21:43



und im innern
das reden beim fernsehen
beim gehen beim stehen
das rot des merlot
schmecken wie die nacht
streifen zitate meinen rücken
oder du
bettest uns in der zeit
dieser immergrünen wiese
und zwischen den kräutern
klingen wir nach
erleben
uns



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 28.12.2015, 16:22

in dieser zeit
schmeckt der merlot
besonders rot und tief
fliegen die gedanken
zu anderen ufern
setzen wir über
auf den lippen
der geschmack
unserer worte
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Nifl
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Beitragvon Nifl » 28.12.2015, 18:47

In der roten Neige
geben sich Konturen hin
spielt das Licht mit Sternen
verschwommene Worte
hinter Glas
zitierte Zitate geträumte Träume
(dreimal will Shalev die immergrüne Wiese im Kopf behalten)
Aber es ist schon
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 28.12.2015, 19:46



hinter dem glas | das zittern der träume


auf den lippen liegt luft
und liebe ist kein ding
das man zeichnen kann

da ist die symmetrie des schnees
und das weiche wundern
über die leichtigkeit

wir ernähren uns
ganz bodenständig
vom eintauchen des eisvogels

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 30.12.2015, 02:19

seit morgen glaube ich nochmal
an das auftauchen des vogels
an sein lied und wie er sich den
schnabel wetzt an der symmetrie
jedes gestern
und im kahlen geäst sein nest baut
fliegen fängt
heuschrecken
oder falter zum zeitenwechsel
wenn nur der mond ist
oder ein schmetterling
im winter
streust du zitate
im dunkeln im wald

Nifl
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Beitragvon Nifl » 30.12.2015, 10:35

Silvesterbalkon
Die Handzeichnung aus Bindestrichen
so nah verschuldete Lippen (schmal)
und sie haben sich gut und sie biegen sich
zwei verrauschte Nächte
am Scheitel
wird das Haar aus dem Märchen
wieder ihres sein
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.12.2015, 11:42



am scheitel das graue haar
das gold fehlt
also ist es wahr so wahr
wie die hälse sich biegen
als wollten die töne ineinander
versinken wie wir
den lippen die schuld nehmen
(jesus! what a scam) wir befreien uns
für einen moment vom bitterernst
der deutschen sprache
dem schritt ins neue jahr
was zukunft heißt
im rausch der funken
sind wir den geistern näher
als dem streichholz in unserer hand


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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nera
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Beitragvon nera » 04.01.2016, 02:30

das haar war doch nie verloren
eingewebt in alle nester
und in steinen
murmelt es von eiszeit
und tau
ein spinnweb zwischen kristall
oder geflüster zur unzeit

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 05.01.2016, 20:19

ist nicht bös gemeint

in den eiszeitnestern liegt ein
einzelnes, winziges ei
förmiges steinchen

in ihm flüstert es
dann und wann
oder doch nicht? was meinst du?

wirf nur einen blick hinein, reck dich, ja, ganz genau
wirst schon sehen, was du davon hast
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 08.01.2016, 10:43

Hätte ich einen anderen Gang gewählt

(er klopft mir auf die Schulter und wir lachen über Automatikfahrer, dunkel und hell)

Heute lache ich wieder darüber und weine

(Eiszeitnester)
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 08.01.2016, 15:02

baute so viele nester
legte keine eier hinein
lebte so viele kaltzeiten
erstarrte nicht einmal zu eis
stapelte so viele hölzchen
entflammte keines zu feuer
sammelte so viele nüsschen
schluckte keines von ihnen hinunter

die nester sind heute zerfallen
die kaltzeiten wurden zur dürre
die hölzchen liegen verstreut im wald

die nüsschen trugen triebe
ihre samen streuten sich in die welt

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nera
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Beitragvon nera » 11.01.2016, 01:36

lächerlichst
lachich


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