Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 13.09.2016, 13:25

der mond ist still
hinter dem auge des pferdes
galoppiert er dem licht zu

einverleibt die kraternarben
dieses gelb der ohnmacht
und der romantik
und selbst die größe
eine wechselnde tarnkappe
hinter dem auge des chamäleons

ich stehe aber
immer unten
und staune über den mond
weil er nie ist was er ist
und immer funkelnd
hinter meinem auge

Nifl
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Beitragvon Nifl » 16.09.2016, 19:55

Mein Mund ist neugeboren
wenn ich mich durchs Gitter zwänge
und unangemeldet bin

bewachsen mit alten Kräutern

Die Kojotenjägerin merkt das alles
will sofort nach Schweden
dreht zwei Rollen auf dem Boden
(schiebt dabei alle Hindernisse beiseite)

Klar kommst du mit
es wird schon einen Umweg geben
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 19.09.2016, 10:41

.
ist der mond ein mund am himmel?
.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 21.09.2016, 16:00

Ist der Mond
ein Mund
am Himmel
oder ist es dein Sinnen,
das auffliegt
ins Geäst,
zerstiebt in Glanz
und Schein,
sich aufwirft
ins fernste Nichts
der Nacht,
um still und einsam,
denken zu können?

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birke
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Beitragvon birke » 21.09.2016, 17:03

es ist mein gedanke an dich
der auffliegt
ins geäst der birke
zu deinem wort
das du einst dort niederlegtest
nur ein moment
wankendes erinnern
ein wogen
der rest ist
schweigen
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 22.09.2016, 10:21

und in diesem auffliegen
Irgendwo zwischen nachklang
und dem guten geschmack deines wortes
wirbelte einen pulsschlag lang
ein haufen ungesagtes
und nahm mir die sicht
auf den nächsten auf-dich-zu-schritt

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birke
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Beitragvon birke » 22.09.2016, 22:24

in der birke liegt das ungesagte
neben dem gesagten, gesargten,
das schwebende ein zustand,
der im schweigen mich tröstet
der die äste bewegt (ganz sacht)
und die blätter beschriftet
mit deiner hand und deinem wort,
dem ungesagten
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 23.09.2016, 08:33


spuren


das ungesagte
ist wie ein getriebener keil
zwischen birkenrinde
es treibt die stille
hinein und hervor
und umfängt die gedanken
mit spinnweben

doch die birke
trennt sich von ihrer rinde
häutet sich aus der umwobenen stille
und schützt sich erneut
mit neuer haut
kann man vergessen
aber nicht ersetzen
was sich ins fleisch trieb
bleibt und hinterlässt



.

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birke
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Beitragvon birke » 23.09.2016, 15:19

was bleibt
die ringe im baum
und unter den augen
zwei halbmonde
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 24.09.2016, 01:10

die zeit formt ringe
einen kreis der sich erst im ende schließt
und bis zum ende
erleben wir alles in allem
formen vorstufen des kreises
des runden das entsteht
aus kantigen winkeln
halbmonden und zeitfenstern

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 24.09.2016, 16:20

Jeder Wimpernschlag
formt einen Gedanken
blitzend
manchmal schattenblau

auch Traurigkeit gebühren Worte

Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.09.2016, 22:19

Es strahlt durch kleine Pinhöler
eine vereinzelte Größe
(Fuck, was blendet mich? (diese Sonnen))
ich bedecke uns mit Wimpernvlies
Fertan Por15 Primer (hier folgt mir keiner) (das ist so schön, ich bin allein mit diesen Zeichnungen)
(eine Möglichkeit, das Wort 'schmiegen' zu verwenden (und nicht zu gebrauchen))
bin so stolz auf den Coldstart (und denke an: "mit zehn Monaten konnte sie laufen, stell dir vor!")
will den Horizont erfahren (nein, nicht breit und tief, zarte Corona 14")
aber das satte Schwarz (den Wunsch verdrängen, sich von diesem satten Schwarz überfahren zu lassen)
sich an der Traurigkeit verhängen
Mike Sander ist kein Gitarrist
stell dir vor, den hydraulischen Wagenheber abzulassen, dein Brustbein unter der Bremsscheibe (innenbelüftet)
(von der Klippe stürzen)
mach hinne, der Winter (ich zahle den Oktober trotzdem)
Hey Baby, steig auf, lass uns beide, du und ich nach ...(Easy Rider)
Zuletzt geändert von Nifl am 24.09.2016, 22:48, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Niko

Beitragvon Niko » 24.09.2016, 22:39

(ich dachte)
gestern blendet die traurigkeit
und auch ( als wäre es klar)
das (inzwischen verholzte)
windspiel über der wolkenlosigkeit
ich bleibe (und du?)
nicht zwischen mir und mir
(und eingeklemmt zwischen deinen gedanken)
weil da (wo auch sonst) bleibt
der tag (aus)geklammert

es ist doch alles nur
(ein bogen ein strich ein ausrufezeichen)

(warum so gekrümmt)

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 25.09.2016, 15:18



rostlauben frosttauben lustglauben
123 123 dreh dich im kreis


wir reisen
weißt du
da sind landschaften
die hat doch keiner gesehen wie ich
und du
im traum im traum im traum
(ineinander verschachtelt)
reibst du mit dem daumen über die wärme
und sie richten sich auf

all diese kleinen ungewünschten wünsche
(der zugelaufene hund)

du hörst den flugrost an den bremsen
schleifst ihn ab (da lachst du)
dass die tauben nicht tauen
dass wir nicht hinausschießen
über die klippen (ungläubig staunen)

da sind wir allein
(allein)
((denk jetzt nicht an fosse
denk jetzt nicht an f
natürlich denkst du
aber
da sind doch die bunten schichten der steine
zeilen über zeilen

zählt das nichts
))

beherrschen wir nicht die kunst



Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)


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