Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 17.10.2016, 01:22

immer folge den

Niko

Beitragvon Niko » 17.10.2016, 01:32

diese leere beschäftigt mich
mehr als ein roman

ich tanze auf den zwischenräumen
niste auf gedankenstrichen
und gleite auf dem unausgesprochen
den fragezeichen
irgendeinem unbekannten echo zu

mehr roman geht nicht
in dieser spannenden leere

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nera
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Beitragvon nera » 26.10.2016, 01:41

in dieser leeren spannung
-auf was warten wir noch-

schon wieder spannen sie seile zwischen
den zeilen
schmücken sie mit ungesäumtem stoff
fähnchen im wind
farbgrau vom niederschlag nach ein paar tagen
und der wind haucht
(erinnere mich, dass wir blumen auf glas atmeten)
beseelt zwischenräume
beseelt
du stopfst mir das maul mit heilerde und quigong
das peelt mir jeden widerstand von der seele
sagts du findest dich
sagst du
werde mal leer
und dann schreiben wir neue geschichten
und stapfe durch leere
es regnet es regnet
es regnet
und ich sammele sätze wie esskastanien
für einen winter
ich lasse die pilze stehen
umarme bäume (wen sonst)
rede mit krähen
rede in fremden sprachen
einer spricht von babel
und ich weise mich aus
aus dieser leere, ein wunsch
du spannst mir doch dieses seil
auf dem ich laufen darf oder will kann
möchte muss
und die ungesäumten wimpeln flattern
zum wort
ein akt
sagen manche und ich denke an hölderlin
rede mit krähen

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nera
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Beitragvon nera » 26.10.2016, 03:03

ich lebe sag ich lebe
wie darf ich mich in denn in moormeeren versenken
ohne dass irgendwann irgendjemand meine dna irgendeiner idee unterstreicht
da gibt es monde die marstauglich geprüft werden
und wo kommt das wort freiheit vor
das ist ein befehl
flüstern organe

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nera
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Beitragvon nera » 26.10.2016, 03:05

ich rede mit krähen und bitte sie
mich, nein nicht mich, die meinen, zu verschonen weil ich den bienen huldige
es versuche

Niko

Beitragvon Niko » 26.10.2016, 03:21

am anfang war der blick
hinabgewälzt in die niederungen
wohlgemeinter ratschläge
und er blieb
verstohlen einsam vernetzend

und am ende war ein blick
ein phoenix über winden
hohlverneinter absichten
und er ging
wissend geprägt und doch einsam

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nera
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Beitragvon nera » 31.10.2016, 01:19

am anfang war die idee
und die hoffnung
auf was
und der hunger
nach liebe oder lust oder erde
zwischen den augenblicken der hoffart
zweifel wenn
die äpfel so rot leuchten
wie immer

Niko

Beitragvon Niko » 31.10.2016, 12:51


warten


wir warten
auf den winter den sommer
auf den arzt auf ergebnisse
darauf dass sich jemand das genick bricht
wir warten auf morgen
auf das ende der schicht
warten auf taxi bus und abfahrt und ankunft

wir warten auf die liebe
und auf eine überraschung
auf die fortsetzung und den abbruch
die pausen und die seufzer
auf brücken einen guten freund
und die nächste hinterlist

warten auf ein gespräch
auf ideale und ziele
und auf uns

wir bleiben dabei
warten suchen
alles und überall
und immer
kreisen wir
um uns

warten warten warten



.

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birke
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Beitragvon birke » 05.11.2016, 23:35

warte mal
sag ich zu dir
und du sagst
ja
das mach ich 
immer:
warten
auf dich
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 06.11.2016, 10:27

das laub der birke
wird niemals rot
das wäre ihr zu ungeheuerlich
so rauschte sie mir zu
In einem ihrer lebensherbste
als sie das gelb fallen ließ
weil es ihr untragbar schien

doch eine birke hat keine ahnung
gelb ist die farbe
die wahrgenommen wird
wenn licht
mit einer spektralen verteilung
ins auge fällt

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Eule
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Beitragvon Eule » 06.11.2016, 11:55

warten
wäre ein kleiner
hoffnungsschimmer zwischen
den novemberwolken
Ein Klang zum Sprachspiel.

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birke
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Beitragvon birke » 06.11.2016, 21:48

die birke ist 
im winter licht
um zu überleben
wartet sie
auf den frühling
in der zwischenzeit
träume von buchen
darin zu blättern
oder zu lesen
im wind
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 06.11.2016, 22:48

winterlicht durchstehen wir
diese kälte
blaulippig und frostgriffig
bis mehrwärme strahlt
über und in uns
wir versuchen
nackt zu tanzen
auf den gipfeln
des eigenen neulands

Niko

Beitragvon Niko » 11.11.2016, 15:30

ach liebste
wenn ich singe
dann singe ich für dich
und wenn ich für dich singe
dann singe ich nur mich

ich singe aus tiefstem abgrund
die reinsten töne
um zum klingen zu bringen
dein harfenherz

schwinge und klinge
in dir mein herz
damit ich wieder spüre
dich mein herz


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