Lyrischer Dialog

[Nifl]

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

[Max]

Bewusstsein

Eine dünne Schicht
Ahnung
wie Nebel
über dem Wasser

Ein warmer Strahl
genügt
und der Nebel
verschwindet

[Nifl]

Als ich mich setzte
schloss sich die Welt
und bekam einen neuen Klang

Ich war nicht länger Dorn
der schreiende Wunden riss
nicht länger Fremder
den man täuschen musste

[Mucki]

ich schmiegte mich ein
in den klang
nahm wahr das echte
und erkannte
den freund

[Gast]

Die Tonleitern hinunter.
In das Moll noch Schwarz gemalt,
Herr, mit dem Taktstock.

Die Celli weinen
stöhnen, flehen
im letzten Akkord -

dann Stille, kein Luftzug.

Ein Beben von weit her,
der Applaus.
Ich bin sicher unter der Bühne.

[Mucki]

Die Bühne des Lebens
Marionettentheater
Drama
Posse
Tragödie
Road Movie?

Bestimme ich das Gesicht
des Lebens?

[aram]

 
erfolgreich


wenn das gesicht
sich
auflöst

geht das leben

weiter

genügsam
an sich vorbei

wenn das gedicht sich auflöst
hat der dichter

überlebt

und

überlebt

weiter


 

[Klara]

ich habe gedacht
er meint mich
wie immer
als wüsst ichs nicht besser
wen soll er schon meinen
was soll er schon sehen

ich habe gedacht
das leben
fängt wieder mal an
wie es immer
und doch immer wieder
beginnt

ich habe gedacht
es wär tot
immer wieder
hab ich das gedacht
und auf phönix gehofft, so viel phönixe , wie ich brauch
kann es nicht geben

ich habe gedacht
ihn zu sehen
wär leichter
als dunkel zu bleiben
doch wieder
hab ichs nicht gewagt

[aram]

 
ich wollte
sehen
und dunkel
bleiben

doch es ging nicht

also
glaubte ich
und
blieb dunkel

 

[Klara]

hast du auch geliebt?
oder einfach gehofft
(und geglaubt)?

das schiff legt auch ohne uns ab
es bleibt in den wellen allein

[Gast]

dunkel geliebt
weil liebe schwarz
wie gerronnenes Blut

in der Brust difus nur gefühlt

sie tendierte nicht zu rot

[aram]

 
ich liebe
noch
ganz
genauso

wenn das schiff
ablegt

werde ich
tauchen

[Gast]

und suchen?
liebe suchen
am meeresgrund

liebesgrund finden
halten wollen
atem los

[Klara]

oh nein!
das gilt nicht!
so haben wir
nicht gewettet!

halt lieber den kopf über wasser
und schwimme
mit offenen augen

[aram]

 
am meeresgrund

ist sand

und dunkel - ich war

schon dort.