Diese ganzen Schichten;
eilige GedankenBei einer Freundin, die mir etwas erzählte, letztens, dieser seltsame Tanz, der mir aus ihren Worten erschien. Um leichtrer von den Dingen zu reden, floh sie sich hinter das "man", oder dass meine Frage zu direkt gewesen war. Seltsames Maskenspiel, oder anders: Marionette und Bühne, und da erst, als die "Schritte" hölzern wurden, es nicht mehr auf die Füße ankam und das Blatt das Weiß verlor, den weißen Schnee, und ihre Worte nicht mehr einzeln standen und irritierend klangen, da erst konnte sie sprechen; und ward immer leichter in ihrem Sprechen, es fiel ihr immer leichter, von Vergleichen und Bildern zu reden, nur, dass ich bald das Gefühl hatte, nichts zu erfahren aus ihrer Rede, dass immer mehr die klischeehaften Kulissen drohten und sich das, was ich denn hätte hören wollen nach meiner Frage, immer mehr entzog.
Aber heute dachte ich, wenn mir das doch auch leichter fallen würde, statt ewig "Ich" zu sagen, nun diese Luftschichten mit einem "Er" zu beginnen, und dahinter, hinter dem Text, der nichts will als die Luftschichten aufzeigen, allmählich in ein Schweigen zu versinken. (Bei Raymond Carver kann man dies sehen.) Oberflächen, Beispiel, das sich nach außen wendet und nicht nach innen, Passanten, die vorübergehen und nicht wissen, dass es sie gibt, Worte schreiben voller Abwesenheit deiner selbst, und die doch anwesend bleiben, und die Luftschichten fotografieren, so verhangen und quer, so dem Schnee nach, der draußen liegt, sie sich zeigen, schief auf den Häuserdächern, schief auf den Stromleitungen, schief am Straßenrand. Auch das wäre große Sprache, groß in dem Sinn, dass sie entbirgt, und hülfe dir wohl auch in deine Zeit.
(Oder heute die Erzählung von Schnitzler, die ich
hörte. Darin auch so spürbar, dass das Er ein Ich ist, ausgeht von einem Ich, und dahin zurückkehrt . . .)
Was wären diese anderen Tänze, die nun also nicht immer
Gesicht wollen, sondern beinah sanft hinsagen, dass Maske sei; alles die Maske; Welt, aus Maske . . . Wie würde sich das unter meiner Hand schreiben? Oft träum ich davon, ich könnte die Straße, die da fern, selbst um diese Zeit noch belebt ist, einmal innen in mir vorübergehen lassen, Gesicht, und dort noch ein Gesicht, aber alles: Maske. Ich hörte mir aus dieser Ferne zu, lehnte mich in die Stadt, und aus der Stadt vielleicht in andere Städte. Die Beispiele stiegen hinaus, nichts weiter usw. um die Luftschichten aufzuzeigen, nichts weiter, die selbst Text sind, man muss nur schauen . . .
Gesicht: Aber gestern doch, ach, an Rilke, gegen dieses nun, da kann man nicht weiter an Luft-Texte denken, gegen dieses nun, wenn man es zu spüren vermag, was aus diesem Verschweigen aufkommen kann, Gesicht, das so leicht hin, und doch so alles zurückbringend, so voller Stimme, aus Rilkes Sprache steigt, oder aus Hölderlins Sprache: die Ur-Gesichter, kann man sie anders nennen? . . . Sie retten so über diesen Zeit-Rand hinaus; die Stille, die sie umgibt, und die dich ansteckt mit Gedanken; als Feuer gehst du auf, das die tiefsten Vorräte in dir verzehrt, und dich aufleuchten lässt über die Zeit-Ränder, und die Luftschichten, die da so quer um dich hängen, schon vorweg verzehrte.
Maß. Selbst. Tiefe. Innere Zeit. Du, Mensch. Anwesend. Wenn man diesen Ruf nur ertrüge. Nicht mal die Zeit erträgt ihn. Sie selbst wird zum stummen Zeugen. (Sahst du es nie?)
Gesicht, das dich so über-spannt, da ist keine Zeit mehr, die sich reimen will aus kleinen Dingen, da ist alles still; und jedes Wort, das dein Innres versucht ist von großem Schritt; du gingst, wenn du denn gehen könntest, über Jahre über dich hin. Da ist alles da, und alles, was sich verbarg . . . (Warum sprach meine Freundin nicht so? . . . Könnte ich es überstehen? . . .)