Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
die fenster nach norden
stehen offen
und die südsicht verklärt
den eiszapfen an der dachrinne oder
gehen wir barfuß ums haus
weht der wind
sanft
sind die blumen in der erde sanft
sind wir im gras
im schnee
wärmt uns eine moltebeere
oder glögg
(klingt nach glück)
stehen offen
und die südsicht verklärt
den eiszapfen an der dachrinne oder
gehen wir barfuß ums haus
weht der wind
sanft
sind die blumen in der erde sanft
sind wir im gras
im schnee
wärmt uns eine moltebeere
oder glögg
(klingt nach glück)
die blaugänse ziehen wieder
wir sehen sie
nur weil es wolken gibt
balancieren wir auf zehenspitzen
und in der schwebe drehen wir
worte in papier
nesteln nach feuer
sanft sagst du
und es klingt so gelb
dass es uns schüttelt
wir fallen seite an seite ins grüne
so haben wir lange nicht
zusammen gelacht
wir sehen sie
nur weil es wolken gibt
balancieren wir auf zehenspitzen
und in der schwebe drehen wir
worte in papier
nesteln nach feuer
sanft sagst du
und es klingt so gelb
dass es uns schüttelt
wir fallen seite an seite ins grüne
so haben wir lange nicht
zusammen gelacht
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Mit Lachen haben wir uns gewaschen
Der Stein glänzt noch
in den Scherben
nun zieht es
durchs Haus hindurch
verhüllt die Möbel mit Wüstensand
Ich bin ein Stuhl
und du hast mich längst besetzt
mit Grasbüscheln in den Händen
Sie dachten wir seien
in den Himmel gewachsen
aber ich hoffe du bliebest einfach
dann würden wir Blaumacher sein
ein Anemonenpaar
Der Stein glänzt noch
in den Scherben
nun zieht es
durchs Haus hindurch
verhüllt die Möbel mit Wüstensand
Ich bin ein Stuhl
und du hast mich längst besetzt
mit Grasbüscheln in den Händen
Sie dachten wir seien
in den Himmel gewachsen
aber ich hoffe du bliebest einfach
dann würden wir Blaumacher sein
ein Anemonenpaar
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
lullaby
mit den füßen im wüstensand
feststecken anecken wecken
was schläft und warum kreisen wir
mit den worten wie mühlen
du driftest ab in die schatten meines waldes
da ist ein bach
da ist ein stein
da ist ein
oh don‘t you cry
mit den füßen im wüstensand
feststecken anecken wecken
was schläft und warum kreisen wir
mit den worten wie mühlen
du driftest ab in die schatten meines waldes
da ist ein bach
da ist ein stein
da ist ein
oh don‘t you cry
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
Wie Mauersegler
in der Luft leben
du mit Feder im Haar
Mühlräder mahlen Schatten
Ruß
im Gesicht verwischt
oben fliegen sie weiter
ungerührt
in unseren Erinnerungen
gleiten ist am schwierigsten
sagen sie
in der Luft leben
du mit Feder im Haar
Mühlräder mahlen Schatten
Ruß
im Gesicht verwischt
oben fliegen sie weiter
ungerührt
in unseren Erinnerungen
gleiten ist am schwierigsten
sagen sie
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
federgedanken
umspielen die luft
rein und klar
deine worte aus alabaster
aus rauer kehle
ruft der mauersegler
deinen namen
komm, komm
auf meiner lippe
warten schneeflocken
umspielen die luft
rein und klar
deine worte aus alabaster
aus rauer kehle
ruft der mauersegler
deinen namen
komm, komm
auf meiner lippe
warten schneeflocken
Tauwetter
Winterlippen
kommen sich nahe
Schneemann und Schneefrau
liegen einander in den Armen
schmelzen dahin
wie Heißblütige
im Geheimen
glitzern ihre Gedichte
in feuchten Gefilden
zittern sie vor Wärme
Winterlippen
kommen sich nahe
Schneemann und Schneefrau
liegen einander in den Armen
schmelzen dahin
wie Heißblütige
im Geheimen
glitzern ihre Gedichte
in feuchten Gefilden
zittern sie vor Wärme
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)
mein schneewort schmilzt
an deiner wange
ein tropfen
siehst du das baumgewand
weiß um den winter
und kein abschied ist nah
und näher noch
dein arm um meine schulter
ein zittern
weit gefühlt sagst du
dass die hummeln summen
ist kein zufall
eher hinfall oder gabe
an deiner wange
ein tropfen
siehst du das baumgewand
weiß um den winter
und kein abschied ist nah
und näher noch
dein arm um meine schulter
ein zittern
weit gefühlt sagst du
dass die hummeln summen
ist kein zufall
eher hinfall oder gabe
näher blieb nur
das unerreichbare
die träume flogen
unter die haut
und vermehrten sich dort
zu abstürzen
und ich suchte weiter
in all dem gefundenen
nach überresten meiner tröstungen
doch näher blieb
nur die gesammelte einsamkeit
.
das unerreichbare
die träume flogen
unter die haut
und vermehrten sich dort
zu abstürzen
und ich suchte weiter
in all dem gefundenen
nach überresten meiner tröstungen
doch näher blieb
nur die gesammelte einsamkeit
.
Ich lese Lyrik. Das spart Zeit.
(Marilyn Monroe)
(Marilyn Monroe)
die träume undter der haut
regen sich
wenn du verse sprichst
weiße träume
wändige blätter
und in winkeln hausen
flausen
regen sich
wenn du verse sprichst
weiße träume
wändige blätter
und in winkeln hausen
flausen
das januarmeer ist uns gewogen
unsere sprache schlägt wellen
wenn wir von flausen reden
von flüssen
die ineinander fließen
wie zwei strandende
im wintermodus
sind wir liebende
unsere sprache schlägt wellen
wenn wir von flausen reden
von flüssen
die ineinander fließen
wie zwei strandende
im wintermodus
sind wir liebende
die woge des januarmeeres steigt auf und
gewogen wird das unwägbare
für zu schwer
für zu leicht befunden
nicht überwältigbar
einige werden nervös
beginnen zu rudern
exponiert in ihren zellen
ihren schönen zellen!
andre sehn evtl mehr
gewogen bleiben auch sie nur
vielleicht sich, in wärme?
das ist schon ein glück, ein großes
gewogen wird das unwägbare
für zu schwer
für zu leicht befunden
nicht überwältigbar
einige werden nervös
beginnen zu rudern
exponiert in ihren zellen
ihren schönen zellen!
andre sehn evtl mehr
gewogen bleiben auch sie nur
vielleicht sich, in wärme?
das ist schon ein glück, ein großes
plädoyer für eine zarte weise
wir rudern
durch den schlamassel
und halten uns
tapfer sagst du sei
zartbesaitet
und höre die bäume
wogen gewogen
bin ich dir du mir
solange
das boot trägt
steck ich dir blumen ins haar
gischt und algen und wir
halten den wellen stand
solange eine absicht besteht
und die absichtslosigkeit
des universums
wir rudern
durch den schlamassel
und halten uns
tapfer sagst du sei
zartbesaitet
und höre die bäume
wogen gewogen
bin ich dir du mir
solange
das boot trägt
steck ich dir blumen ins haar
gischt und algen und wir
halten den wellen stand
solange eine absicht besteht
und die absichtslosigkeit
des universums
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