Prosalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.07.2007, 18:09

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Foto A.P. Sandor et moi


Prosafluss - Geheime Nachrichten - Flüsterpost - Prosapool - ungebunden - verbunden - Prosadialog - Prosakette - Prosa rhei - ungebunden - verbunden - Prosa - Blitzlichter - Prosalog - Wort zu Wort Beatmung - Prosafolge - ungebunden - verbunden


Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.

Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.

Ich bin gespannt!




Kleingedrucktes:

Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:

Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt

Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.



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Zuletzt geändert von Nifl am 04.08.2007, 09:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Gerda

Beitragvon Gerda » 15.04.2011, 22:51

Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?

Nein, sie hatte als Kind niemals Angst gehabt bei diesem Spiel, wusste, dass es nur ein Spiel und nicht das Leben war.
Bis sie, an einem der ersten warmesn Tage des Jahres, auf dem Heimweg von der Grundschule, im nahen Park diese große Silhouette düster und fellbehangen hinter der alten Platane sah.
War das der schwarze Mann? Oder war es ein Monster, ein wildes Tier?
Es bewegte sich nicht, ein Gesicht war nicht zu sehen. Sie blickte wie magisch angezogen starr in Richtung Baumungeheuer, wie sie es geradewegs getauft hatte. Sie glaubte, dass es jeden Moment auf sie zuspringen müsse.

Sie würde bestimmt zu spät zum Mittagessen kommen, denn sie fühlte sich, als könne sie sich nicht mehr vom Fleck rühren.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 18.04.2011, 11:15

Die Frau mit den losen Anfängen trägt Flüstersocken

Sie nennt es einfach "neuer Tag", wenn sie sich ausstreckt, immer hin –

Etwas Flauschiges schaut zwischen ihren Fingern heraus, das zum Leben erwacht wie ein Zauberwurm, sobald jemand am unsichtbaren Faden zieht. Sie folgt der Bewegung, den leicht dahingeschriebenen Worten, lockert die Erde auf der einen Seite, verdichtet sie auf der anderen, trällert vor sich hin.
So fangen alle Dinge an Geschichten zu wispern.

Manchmal sind ihre Arme zu kurz und sie verblasst im Da capo der Geigen. Dann fällt sie in ein Loch, das sie als Ausrede gegraben hat und wartet. Der Wurm baumelt leblos an einem Ast.

Abschiede schmecken wie schwarze Trüffel, denkt sie, vergräbt sie in ihre entlegendsten Windungen und hofft, dass der Wind ihren Geruch verstreut, weil er auch das Gesicht trocknen kann, bevor es jemand sieht.

Es bleibt das Rufen der Kuckucksuhr, ihr Echo im Wald und das Wachsen an den Wurzeln.

Die Stunden werden ihr eckig und lang. Sie stößt sich an den gewöhnlichen Dingen, einem Socke unter der Couch, Staub auf dem Bildschirm und verschüttetem Tee. Zwischendurch flüchten Gedanken unter die Brücke im Flur. Manche nisten sich dort ein wie Obdachlose.

Am Abend trägt sie Flüstersocken, um sie nicht zu wecken.
Sie weiß nicht, wie es geschieht, nur dass sie sich über Nacht erneuern; die Anfänge, die Fäden, die losen und die Angst, dass sie eines Morgens mit leeren Händen aufwachen wird.
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Gerda

Beitragvon Gerda » 24.04.2011, 08:49

ZeitLos

Nicht satt sehen kann ich mich an den flüsternden Schattierungen der Wiesen- und Gartenblumen, die ich ehedem kaum beachtete. Farben, die ich früher als altmodisch abtat.
Hellrosa und Pink, Zartlila, Hellblau, Weiß dazwischen. Hingetupft die Farbpalette der Frühlingsblumen in Wiesen und Gärten. Pointillismus kann nur im Frühling entstanden sein.
Natürlich auch den quietschgelben Löwenzahn, der oft überhand nimmt, und ich liebe auch, mein leuchtend zinnoberrotes Ranunkelchen, und die orangefarbenen Stiefmütterchen, aber im Strauß gebunden mag ich gerade jetzt nur zarte Pastelltöne.
Ja, und das Blümchenmuster auf dem Porzellan aus Großmutters Zeiten.
Ein paar Tassen habe ich noch. Wie hasste ich diesen Dekor. Doch jetzt sind mir die Streublümchen Verbindung zu einer Zeit, die niemals wiederkehrt.

©GJ20110424

Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.04.2011, 18:48

Die Rosen blühen schon
als graue Vergissmeinnicht


Farbe rühren. Ölfarbe. Direkt mit der Hand in einem Dreilitereimer Grau (RAL 7038). Die Finger spreizen, dass es zwischendurch strömt, weicher und fassbarer als Wasser. Trotzdem bleibt nichts, wenn man eine Faust macht. Es quillt dann. Die Hand rausziehen, zusehen wie es rinnt, dann tropft. Langsamer und ohne Wellen. Nur einzige Krater. Es riecht nach frischgestrichenem Holzschuppen am See.
Es riecht nach Terpentin getränktem Lappen (weil das immer die Folge ist). Genau nach dem, der einen als Kind rettete, als man befürchtete, farbverschmiert alt werden zu müssen.

Sich heute den ganzen Eimer über den Kopf schütten, als sei einem zu warm und es wäre Wasser. Aus den Augen quillt es, dann fließt und tropft es. Krater überall.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Xanthippe
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Beitragvon Xanthippe » 25.04.2011, 11:40

Hinter den Blumenrabatten lag das beschwerliche leben, dem wir zu verdanken hatten, uns menschlich zu fühlen und eben gewissermaßen sterblich. Was uns erlaubte zu blühen. Die Rabatten waren erblich. Das Leben hingegen, musste eigenartig glühen.

Gerda

Beitragvon Gerda » 25.04.2011, 11:55

Auch das Leben war erblich, vorbelastet gewissermaßen. Zum Erblühen mussten sie selbst es erst bringen. Aber das war später.
Viel zu sehr waren die Eltern mit sich selbst und damit beschäftigt die Freizeit, ihre kleine Kinderfreiheit zu verplanen.
Das Leben ein einziger Terminkalender? Bestehend aus Musikschule, Sport-Verein, Theater-AG, Nachhilfe, Sammeln für den Tierschutzverein? Und wenn nicht der Tierschutzverein, dann das Blindenhilfswerk.
Kleine Roboter bis zur Volljährigkeit, die, leider allzu oft sehr menschlich erkrankten.

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Eule
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Beitragvon Eule » 25.04.2011, 11:58

Der neue Morgen fühlte sich feucht an und kalt. Langsam suchte er seine Glieder, blinzelte nach den Reflexen, versicherte sich der Auswegslosigkeit seiner Lage und versuchte sich aufzurichten, sackte aber sofort wieder zusammen. Der Schmerz lies ihn stöhnen, dann glitt sein Körper zurück. Man würde ihn finden oder nicht, aber er war dankbar, unendlich dankbar für alles und die rasenden Schmerzen liesen etwas nach.
Ein Klang zum Sprachspiel.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 26.04.2011, 20:16

Sie standen vor der Tür mit braunen Lederkoffern. Die Griffe umgeklappt. Messingbeschläge und ausgedehnte Löcher in den Schnallen. Die beiden Alten, die ich rausgeschmissen hatte. Eigenbedarf. Sie sagten nichts. Standen nur da. Und natürlich regnete es. Ich ließ sie im Keller wohnen. Da meinten Sie, der sei feucht. Da könne man nicht leben. Nein nein, das erste was ich hörte, mein Keller sei nicht feucht. Und sie zeigten mir eine Wand aus grauem Porotonstein, unverputzt.
Dort rann das Wasser runter, als sei es eine künstlerische Srpingbrunneninstallation. Ich fragte mich, wie das alles käme und wie das ginge, wenn ich wieder vermietete. Da fiel mir der goldene Türknauf ein. Dieses gruselige Überbleibsel, wie der Punkt am Schnabel eines grauen Rabens. Er kräht achatgrau, achatgrau ... achat achat ... Sofort schraubte ich den Knauf ab. Schwere Qualität. Da blieb ein 10er Loch. Und jemand meinte, man könne einen Draht durchstecken und einbrechen. Welch ein absurder Gedanke, ich bin doch der Einbrecher.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.04.2011, 17:26

Einbrecher möcht' ich sein. Alles einbrechen lassen. Eingetretene Pfade, Rituale, Gleichgriffe, Gleichblicke, Gleichgedanken. Weg damit. Spiralen entschleudern, platt machen. So platt, dass der Boden um zehn Meter nach unten sinkt. Neue Perspektive.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 06.05.2011, 22:15

Scherenschnittoper

Ein Wetter wie das Leben. Im Hintergrund zieht bereits eine mächtige Gewitterfront auf, die rabenschwarze Wand hat den Hügel beinahe schon erreicht. Doch noch leuchtet seine Shilhouette in der Abendsonne, er liegt da wie der Höcker eines Kamels kurz vor dem Ausbruch eines Sandsturms, ahnungslos über seine bevorstehende Verwandlung. Ist in dieses besondere Licht des Abends getaucht, dass nur noch für Momente anhält, brüchig wie die Stille an einer Straße.

Naturbühne frei für ein einzigartiges Schauspiel. Aus dem Löwenzahnmeer, das den Hügelkamm bedeckt, taucht aus dem Nichts ein kleines Mädchen auf, ihr Körper erscheint durch die herrschenden Lichtverhältnisse wie ein Scherenschnitt, eine lebendige Schwarzweissfigur in einem Gemälde, von Farbe umgeben, die sich bewegt.

In der Hand hält sie einen offenen Regenschirm, den aber verdreht herum, den Schirm hält sie knapp über dem Boden und schlenkert ihn heftig herum wie eine chinesische Zirkusprinzessin einen großen Teller auf einem Stab. Mit ihm hüpft sie durch das Löwenzahnmeer den Hügelkamm entlang, wie auf einem Seil, ein von der Welt entrücktes Kind. Bei jedem Sprung macht sie dabei ein großes Hohlkreuz und wirft wild Kopf und Arme zurück, ihre Haare flattern im Wind und ihre Freudenschreie hört man bis den Hügel herunter.

Hinter ihr erscheinen noch zwei weitere kleine Kinder, die ihr nachspringen, voller Glück, auf dem Hügel, der milde zu lächeln scheint und sanft schnurrt.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 08.05.2011, 14:10

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Freunde, drei Freunde, lebenslang.

Brocken träfe es. Einer, der vor einem Zaun liegt, damit man drübersteigen kann. Der muss weg. Dort soll ein Tor hin. Eines mit Türgriff aus Kunststoff und drei Schlüsseln. Wer schließt ein Gartentor ab? Was sind das für Menschen, die Gartentore abschließen? Denkt er. Unter dem Brocken haust eine Blindschleiche. Zeigefingerdick und entsprechend lang. Als Kind dachte er immer, Gold ja, Silber ja, aber Bronze, was soll Bronze sein? Blindschleichen sind bronzen. Frische nicht oxidierte Bronze. Besonders ausgewachsene Männchen. Auch wenn ihm ein Weibchen lieber gewesen wäre. Warum weiß er nicht. Er hätte immer nur Bronze gewinnen wollen. Er bildet sich ein, Blindschleichen würden ihn mögen. Warum sonst lebten etliche auf seinem Grundstück? Einmal war sogar eine in seinem Keller. Aber er erzählt es nicht. Das wäre Verrat an seinen Freunden. Und die 4-5 streichholzgroßen unter einem anderen Brocken? Das sind Beweise für ihn.
Die Echse ist im Schock. Starrt ihn durch die kleinen schwarzen Augen an. Er macht sich seine Hände nass, weil er glaubt, Echsen seien ein bisschen wie Fische. Bevor er sie greift, sagt er sich noch mal, Bildschleichen würgen nicht und beißen nicht, als müsse er sich rückversichern. Nun züngelt sie. Auch die Zunge ist schwarz und vorne gespalten wie bei einer Schlange. Es scheint, als wolle sie schnappen. Sie windet sich. Bitte wirf deinen Schwanz nicht ab, ich tue dir nichts. Ich möchte dich nicht verstümmeln. Wir gehören zusammen. Sagt er. Dann legt er sie zu dem Brocken, unter dem die kleinen Schleichen leben, neben der Sandbienenkolonie. Wieder karrt er rote Brocken durch die Gegend. Wenn er einen auflädt, stöhnt er wie ein Gewichtheber. Er hebt auch aus den Knien heraus. Einen Teil des Hanges will er zum Felsenmeer umgestalten. Für seine Freunde. Eine Ratte läuft ihm entgegen. Knopfaugen. Hellbraun. Nicht grau. Hellbraun. Am Hals ein bisschen puscheliger. Sie läuft die Gartentreppe hoch, in ausgeglichenem Tempo, als seien da gar keine Stufen und als sähe sie ihn gar nicht. Er denkt an seine Kindheit. Wie er bei einem Freund, einem Bauernsohn, übernachtete. Sie schlichen sich nachts an, mit Forken bewaffnet. Dann rissen sie die Tür vom Stall auf, schalteten das Blendlicht ein, schlugen und stachen wild auf die Ratten ein. Manchmal machte auch sein Vater mit. Der erwischte die meisten. Sein Sohn war stolz auf ihn. Manche Ratten haben geschrien. Er könnte den Brocken, den er gerade gestemmt hat, auf sie werfen. Ich tue dir nichts, sagt er. Und als sähe sie ihn jetzt erst, läuft sie nach einem kurzen Gruß wieder zurück.
Von der Krähe, seiner dritten Freundin, mag er nicht erzählen, weil Krähen so Klischeebeladen sind. Jeder Schreiberling in einem Textchen oder Gedichtchen eine Krähe wohnen lässt. Sie ist schlank und glänzt. Manchmal jagt sie eine Taube davon. Böse krächzend. Das ist mein Freund, verschwinde! Bei allem was er tut, bewacht sie ihn, warnt, wenn er auf eine Leiter steigt. Die Leiter beim Hochsteigen schwingt wie beim Zirkus, wenn ein Artist drauf klettert. Ihr Lieblingsplatz sind die Bögen vom Pavillon, nahe der silbernen Kugel. Manchmal hüpft sie von Bogen zu Bogen, als könne sie sich nicht entscheiden, welcher der beste sei. Er findet, sie glänzt schöner als die Kugel. Sie ist die wahre Krone. Er glaubt, sie sei Jakobine, die er vor dreißig Jahren in seiner Kindheit aufgezogen hat, die immer neben ihm im Sandkasten hüpfte, wenn er Motorradstunts nachstellte und dann fotografierte. Manchmal schnappte sie sich das Matchboxmotorrad und ist weggehüpft, wie ein Hund, der zum Spielen auffordert. Seine Mutter meinte, sie hätte sich einem Krähenschwarm angeschlossen. Im Herbst, wenn es alle wegzöge. Das sagte sie leise, ohne zu blinzeln, durch die große Fensterfront in den Garten. Er glaubt, sein Vater hat Jakobine getötet, weil sie ihn nervte, wenn sie krächzte. Und weil sie ihm unheimlich war. Zu ihm sagte er immer, er solle aufpassen, sonst hacke sie ihm die Augen aus.
Jedes Reiskorn auf seinem Teller wird zur Made, wie man sie manchmal im Sommer auf dem Rand der Biotonne sehen kann.
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Eule
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Beitragvon Eule » 08.05.2011, 16:36

Maden, alles voller Maden, was für ein Gewimmel. Ihm fiel ein Bild ein, ein Geräusch, aus einer anderen Zeit. Ein umgekippter Abfallkübel in einem Hinterhof, wohl damals, vom Anfang seiner Erinnerung her. Das Licht war mild, vielleicht ein bedeckter Himmel im Sommer. Kriegskinder. Und dann grüßte er nach oben und freute sich, dass sie alle noch da waren, ein wenig jünger und mit leichten Veränderungen, aber sie waren bei ihm geblieben, für immer, dachte er, sie sind die Stärkeren.
Ein Klang zum Sprachspiel.

jondoy
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Beitragvon jondoy » 12.05.2011, 17:16

...bin gerade beim Ausmisten...mir ist gerade dieser Zettel wieder in die Hände gefallen, auf dem ich das damals
notiert hatte, fast zu schade zum Wegschmeißen... :smile:

...witzig :smile: , ich stell grad fest, damals schrieb ich noch temperamentvoller, hatte noch nicht diese taktischen Scheuklappen im Kopf, die ich mir in Literaturforen angeeignet habe, um ja niemand auf die Füße zu treten..


***

Kannibale, Freitag, 46. März 2005, dunkelbraun

In jedem Frühling plärren im atheistischen Abendland schleimige Mullahs von den kapitalistischen Radiominaretten urbaner werbefinanzierter Sommerstationen heraus dem kleinen Arschlochsvolk tuntentantrahaft einen Scheiss Sommer ins Ohr.
Diese verzückend klebrige Radioprognose mit Endlosschleifchen in ihrem phosphorierenden Haar fällt auf das Völkchen hernieder und legt sich ihnen vor die Füße. Ihre verlogene Süße weckt in mir frühlingshafte Brechreize und Sommersprossen. Kinder sind die wahren Anarchisten, sie berechnen bekanntlich nicht, was sie tun.

Auf der Flucht vor deiner lärmenden Fröhlichkeit schreib ich diesen ersten Eintrag hier mit Filzstift in dein makelloses Gesicht.



***

Gerda

Beitragvon Gerda » 21.05.2011, 09:52

(Notiz-)Zettel findet wohl jeder beim Ausmisten...

Viel erstaunlicher fand sie den Brief, den sie vor etwa drei Jahren mit der Post, von ihrem Exmann erhalten hatte. Es war ein Brief, den sie vor Jahrzehnten an ihren damaligen Lover geschrieben hatte (vor der Heirat ihres jetzigen Exmannes).
Dieser Brief, so ihr Exmann, in der vorauseilenden Mail, sei in den Unterlagen seines Vaters aufgetaucht, bei der Wohnungsauflösung seiner verstorbenen Eltern.
Sie konnte sich weder an den Brief erinnern, noch hatte sie die kleinste Idee, auf welchen, ihr unbekannten Wegen dieser Brief ausgerechnet in die Unterlagen ihres Schwiegervaters gelangt war. Sicher, ihr Ex-Lover und ihr Exmann hatten sich gekannt. Sie konnte phantasieren so viel sie wollte, es blieb rätselhaft, konnte nicht mehr geklärt werden.

Über den Inhalt indes musste sie lächeln, was war sie doch bereit_willig jene Verbindung mit all dem „Wenn und Aber“ eingegangen. Sollte das Liebe gewesen sein?

Einem Bruchstück der eigenen Vergangenheit urplötzlich gegenüber zu stehen (Ihre Eltern hatten damals davon gesprochen, dass sie sich versündige, mit diesem „Verhältnis“), das war ein sehr seltsames Gefühl.


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