Prosalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.07.2007, 18:09

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Foto A.P. Sandor et moi


Prosafluss - Geheime Nachrichten - Flüsterpost - Prosapool - ungebunden - verbunden - Prosadialog - Prosakette - Prosa rhei - ungebunden - verbunden - Prosa - Blitzlichter - Prosalog - Wort zu Wort Beatmung - Prosafolge - ungebunden - verbunden


Hier handelt es sich um einen Faden, in dem ihr euch prosaisch zurücklehnen könnt. Lasst euren Gedanken freien Lauf. Erzählt von euren Träumen, eurem Ärger, euren Problemen, euren Sehnsüchten, euren Beobachtungen, euren Wünschen, euren Phantasien, euren Ideen, eurem Kummer, eurer Wut, eurem Tag, euren Spinnereien … "Die Wahrheit" spielt dabei selbstverständlich keine Rolle.
Fühlt euch frei.

Lasst euch von bereits verfassten Texten inspirieren, greift das Thema auf, oder schreibt einfach "frei Schnauze"… alles ist erlaubt.

Ich bin gespannt!




Kleingedrucktes:

Damit eure Kostbarkeiten behütet bleiben, müssen folgende Regeln beachtet werden:

Bitte keine Kommentare
Keine direkten Antworten (zB. Gratulationen, Beileidsbekundungen, Nachfragen etc.)
Keine Diskussionen
Kein Smalltalk oder Talk überhaupt

Geht immer davon aus, dass alle Texte Fiktion sind.



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"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.03.2015, 09:42

Es gibt Augenblicke, da ist ein Stück Text nahrhafter als ein Stück Brot. Solche Augenblicke habe ich zuhauf. Deswegen bin ich mager an Fleisch, aber gemästet mit Gedanken und vollgefressen mit Worten.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.03.2015, 18:21


Es gibt Augenblicke, in denen das Zeitunglesen richtig wehtut. Da werden Worte verwendet, die so grauselig anschaulich sind, dass ich mir an die Kehle greife, weil ich keine Luft mehr bekomme. Heute waren es die Worte 'acht Minuten Sinkflug'.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 28.03.2015, 19:30

Es gibt Augenblicke, da blühen lichte Gedanken ab; da droht den Zeilen, die man schreibt, nur bestürztes Aschgrau, angstüberschattet. Verstörend winden sich Worte in Worte, beschwert vom tieftrüben Klang eines Düstertages.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.04.2015, 20:37


draußen düster/machst innen dicht/lässt wärme suchen/lass die lampe aus/gedanken schwärmen im dunkelkreis/graue kegel sieht man nicht/abstrus wie diffus sie scheinen zu sein/eins zwei drei/ich bin noch hier/doch doch/ihr schattenwesen/flieht ihr vor mir/lachen platzt aus mir heraus/ich bin zuhaus/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 09.04.2015, 21:27

Hier. Dunkel. Nur ich. Papier. Bleistift. Bloß meine Gedanken werfen Licht. Dass sie sich schreiben lassen. Ein Wort. Noch ein Wort. Und noch eins. Und noch. Und. Seltsames Blau kommt mir in den Sinn. Ein Band von Anne Sexton. Oder Rose Ausländer? Verschwommen. Zerronnen. Lässt sich nicht fassen. Was ich fassen will. Und greifen. Begreifen. Mich an Worten vergreifen. Dass will ich jetzt.

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birke
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Beitragvon birke » 09.04.2015, 23:13

und ich fange dein wort, ein leuchten in der nacht.
auf dem papier sammelt sich mein leben, in blau.
ich lebe in der nacht.
dort treffen sich, finden sich, wörter zu seltsamen gedanken.
sexton? celan.
das wort ergreifen. hier und jetzt. du.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 09.04.2015, 23:50

Das Wort ergreifen. Ich. Das Wort begreifen. Dunkel. Um das Wort herum greifen. Arabesken. Meine Gedanken mäandern immer fort. Mäander. Mäander. Jedes Wort rollt sich so zusammen und gebiert ein neues Wellenwort. Wasserweich.Waldgrün. Wilder Thymian durchduftet die Nacht. Wenn ich will, werden die Worte zarte Augen haben und düstere Lippen. So wie du.

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birke
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Beitragvon birke » 10.04.2015, 00:09

das dunkle wort begreifen. zusammenfügen ich und du.
und andere worte, geboren aus denen davor. ahnen, was in der nacht geschieht.
aus düsteren augen von den lippen lesen. helles erblicken und bannen, aufs papier.
auf weißes papier, auf ein jungfräuliches worddokument.
dunkles und helles hebt sich auf. erheben wir uns, heben uns auf, für die nacht.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.04.2015, 10:14

Den Morgen begreifen. Das helle Licht ergreifen. So hell wie das Papier. Und trotzdem kann ich nicht schreiben. Nie schreiben am Tage. Immer nur nachts. Immer nur im Dunkeln. Und immer nur Dunkles. So scheint es mir. Bin ich dunkel? Morgens will ich mich nicht verschwenden. Will mich immer aufheben für die Nacht. Erhebe mich nur nachts. Enthebe meine Worte allem Denken. Schreibe nur. Bloß schreiben. Schreibe ich selbst? Ich werde geschrieben. Wort um Wort bin ich. Aber immer nur Augenblicke von mir. Nie ganz ich. Vielleicht nicht einmal der Punkt auf dem "i" im Wort "ich". Vielleicht nur ein Pixel eines i-Punktes im Wort "ich". So ist mein Schreiben. Elementarteilchen meines Seins.

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birke
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Beitragvon birke » 10.04.2015, 14:49

das morgenwort, in diffusen rottönen, durchlässig, sanft und nah.
diese worte sind besonders, anders als die nächtlichen.
sie lassen sich weder be- noch ergreifen.
vielmehr ergreifen sie dich und tragen dich durch den tag.
bis zu einer neuen nacht.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.04.2015, 16:08

Morgenworte. Mir ungeheuer. Nachtworte. Düsterblau. So liebe ich es. Und so liebe ich. Tiefes Tönen. Verliere mich nicht im Lichtgewirr des Tages. Im Dunkeln sind da nur Worte. Nicht grell. Nicht schreiend. Nicht brennend. Nur nachtweiches Schreiben. Nachtschreiben. Schreiben, das mich erweicht, dem ich nicht entweichen kann.
Zuletzt geändert von FawzZalum am 10.04.2015, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.

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birke
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Beitragvon birke » 10.04.2015, 17:25

dein wort, nachtblaues wunder. nicht schwarz, nur dunkel. und manchmal ein leuchten.
so denke auch ich mich in die nacht, zwischen die zeilen.
dieser ruf, der leise, er stammt nicht hierher.
vielleicht murmelt er aus einem roman oder einem gedicht.
oder hörte ich dich? vielleicht.
Zuletzt geändert von birke am 10.04.2015, 18:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 10.04.2015, 17:49



jede zeile fällt in sich zusammen. als hätte jemand die fenster aufgelassen.
du lässt sie leichterhand ins backspace sinken, wo die graugänse ziehen.
und da draußen steht er. der frühling oder der mann oder der mond.
eine reihe die entfernungen vermisst. du denkst dich in die dämmerung
und schaust dem wippen der rotschwänzchen zu. zwischen den zeilen
murmelt das licht der kirschblüte von orten die du nie gesehen.

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 10.04.2015, 18:08

Jedes Wort fällt in sich zusammen. Keines hält Stand. Meinem Denken. Meinem ständigen Verbessern und Anpassen und Ändern. Keines hält den Möglichkeiten meiner Sprache stand. Jedes muss abgewogen werden gegen ein anderes. Jedes wird auf seine Intensität hin untersucht. Jedes wird gedreht und gewendet. Bis jeder Winkel mir bekannt. Jeder Spielraum. Als ob es Vollkommenheit wirklich gäbe. Und am Ende kehre ich doch zum Anfangsgedanken zurück. Wozu all das Denken dann? Um mich der Gewissheit anzunähern, dass meine ersten Gedanken, die ersten Worte doch immer die sind, die ich wirklich schreiben wollte. Wenn auch unvollkommen. Wenn auch schon übersetzt. Nämlich von der Gedankensprache in die Schriftsprache. Und deswegen nie ganz das, was ich dachte. Aber vielleicht etwas, was ich auch dachte. Oder vielleicht etwas, woran ich nicht zu denken dachte. So geht es mir mit dem Schreiben.


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