Zitalog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Mucki
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Beitragvon Mucki » 01.12.2013, 00:04


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Zitat - Text - Zitat - Text - Zitat - Inspiration durch Zitate - Lyrik - Prosa - Zitat als Angelpunkt -
Lieblingszitate mit eigenem Leben füllen - neues Zitat als Inspiration weitergeben



Im Zitalog könnt ihr euren Gedanken - inspiriert durch ein Zitat - lyrisch und prosaisch freien Lauf lassen. Zitalog ist kooperatives Schreiben, Texte, Gedichte, die das Zitat des Vorschreibers aufgreifen. Hierdurch entstehen unkommentierte Textfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen, Lyrik, z.B. ob gereimt oder ungereimt, Prosa, kurz oder lang, ganz wie ihr es möchtet.

Alles beginnt mit einem Zitat, dessen Autor ihr in Klammern dahintersetzt. Darauf folgt ein Text, Lyrik oder Prosa. Am Ende setzt der Schreiber ein neues Zitat mit Autor des Zitates in Klammern dahinter. Der nächste Schreiber beginnt mit dem letzten Zitat des Vorgängers.


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birke
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Beitragvon birke » 15.03.2015, 00:54

Ich drückte ihre Hand fester, um ihr zu helfen, sich nicht zu vergessen. (Göran Tunström)

und ich nahm deine hand
und schrieb
all meines hinein
die angst und meine liebe
du weißt schon
warum

der mond ein gelber fleck am himmel - ein gelber fingerabdruck auf der nacht. (susan sontag)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 15.03.2015, 21:08



der mond ein gelber fleck am himmel - ein gelber fingerabdruck auf der nacht. (susan sontag)

mit den fingerabdrücken unserer nächte
kommen wir durch keine kontrolle
müssen wir sie zurücklassen
fragst du und siehst aus wie ein flughund
der angst hat sich im gewimmel
der schwärmerei zu verlieren
wir gehen den rillen nach
den abgenutzen den verheilten schnitten
den gerüchen die an ihnen haften
harz und herz nochmal!
wer wären wir dann
bleiben wir zuhaus
duftet es nach rosmarin
und ofenkartoffeln wir liegen
satt und selig auf dem rücken
das fenster hast du uns
schön hinerzählt – du
wendest dein gesicht
bis ich es erkenne
so bin ich im leben

Poesie und Salzfisch sind Gegensätze (Jón Kalman Stefánsson)


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

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birke
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Beitragvon birke » 16.03.2015, 00:04


Poesie und Salzfisch sind Gegensätze (Jón Kalman Stefánsson)



die essenz allen schreibens
allen lebens ist salz
ohne salz keine süße
und ohne das meer
was wäre ich?
ein fisch auf dem trockenen
stirbt und mit ihm
die gedanken an weite
an brot & wasser & wein
an die kargheit
geb ich mich
um zu landen
in einer üppigkeit
lausche dem rauschen
gibt es ein gedicht
ohne salz?


Die Nacht ist eine Stiefkönigin. (Else Lasker-Schüler)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 16.03.2015, 14:30

Die Nacht ist eine Stiefkönigin. (Else Lasker-Schüler)

Du bist mein Stiefkönig
mein leiblicher König ist lange tot
war er jemals existent?
vielleicht
war ich mir selbst schon
immer Königin
und König
und Königskind
zugleich

ich brauch dich nicht
um leiblich
königlich zu sein

Verflossen ist das Gold der Tage (Georg Trakl)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.03.2015, 20:17

Verflossen ist das Gold der Tage (Georg Trakl)


wie nur sammle ich sie ein
die verlorenen schätze
der ungelebten tage
sie waren da gewiss
heute mag es hell sein doch
wie nur verhüte ich das horten
der dunklen zeit




Die Sprache schlägt nicht nur Brücken in die Welt, sondern auch in die Einsamkeit. (Paul Celan)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 21.03.2015, 12:03

Die Sprache schlägt nicht nur Brücken in die Welt, sondern auch in die Einsamkeit. (Paul Celan)

Heillos
schreibe ich
steige hinab
in die kalten Klüfte
meiner selbst

Mir tut jeder Mensch leid, der nicht genug Phantasie hat, um ein Wort mal so und mal so zu schreiben. (Mark Twain)

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 21.03.2015, 23:08

Mir tut jeder Mensch leid, der nicht genug Phantasie hat, um ein Wort mal so und mal so zu schreiben.

so schrieb ich:
delphin wie früher richtig
delfin wie heute gewünscht
oder auch dolphin, dauphin, divine, damphina
dampfmacher und blasenplauderer
verspielter lächelnder bruder chorillo mit dem strählchen
u.s.w.

so schrieb ich mich
davon
.
.
.

der flieder ist ein zartbewegter salzstreuer. (H. C. Artmann)
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 23.03.2015, 23:45

der flieder ist ein zartbewegter salzstreuer. (H. C. Artmann)

Nacht
streut sich mir schon
in die Augen
ich will noch
ein zwei
fliederzarte Worte
schreiben
bevor ich mich
dir an den Rücken lege
ganz flüchtig nur
ganz leicht
sinnig
nimmst du mich dann
hin
und auf
und ab
und weg

Wir haben keine inneren Stimmen mehr, wir wissen heute zuviel, der Verstand tyrannisiert unser Leben. (Robert Musil)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 24.03.2015, 17:50

Wir haben keine inneren Stimmen mehr, wir wissen heute zuviel, der Verstand tyrannisiert unser Leben. (Robert Musil)


böser hüter du
teuflisch und geschwätzig dazu
schichtest lautstark dunkle zeit
mir dröhnend ins gewissen
ich will es weder hören noch wissen
was ich jede sekunde doch fühle
und dich dafür verdamme
ich will nicht leben
was bereits verloren
keine einzige erinnerung daran
brenn sie mir aus
hörst du mir zu
du elendiger du



Um verstehen zu können, habe ich mich zerstört. Verstehen heißt das Lieben vergessen. Ich kenne nichts, was zugleich falscher und bedeutsamer wäre als der Ausspruch Leonardo da Vincis, demnach wir etwas nur lieben oder hassen können, wenn wir es verstanden haben. (Fernando Pessoa)

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.03.2015, 10:15

Um verstehen zu können, habe ich mich zerstört. Verstehen heißt das Lieben vergessen. Ich kenne nichts, was zugleich falscher und bedeutsamer wäre als der Ausspruch Leonardo da Vincis, demnach wir etwas nur lieben oder hassen können, wenn wir es verstanden haben. (Fernando Pessoa)

Wie kann irgendjemand sagen, dass er mich versteht und weiß, wie ich mich fühle, was in mir vorgeht? Die einzige Person hier, die "ich" ist, bin doch ICH.

Es gab einen Punkt, da verlor ich jene Idee, dass ein Verstehen zwischen zwei Menschen möglich ist, dass es eine Zweisamkeit geben kann, die erträglich wäre. So genieße ich meine Einsamkeit, mein Eins-Sein, mein Ich-Sein. Noch immer gehöre ich niemandem - ich bin ganz mein.

Ist da eine Angst vor Beziehungen? Nein, nicht wirklich eine Angst... vielleicht nur zu viel Denken, zu viel Erwarten, zu viel Forschen, zu viel Unverständnis gegenüber anderen und zu viel Verständnis für mich selbst.

Ob mich etwas dazu inspirieren könnte, meine Beziehungsabstinenz zu brechen? Es ist wahrscheinlich nicht unmöglich. Aber dafür müsste ich in der Stimmung sein, zu glauben, dass es möglich wäre. In meinem Kopf aber bin ich davon überzeugt, dass es nicht passieren wird, und deswegen passiert es nicht.

In der Einsamkeit frißt sich der Einsame selber auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.03.2015, 18:44

In der Einsamkeit frißt sich der Einsame selber auf, in der Vielsamkeit fressen ihn die vielen. Nun wähle. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)


Mein Vater war ein Pessimist und Melancholiker. Er fror immerzu. Meine Mutter ist eine Optimistin. Sie ist immer gut drauf. Ihr ist stets warm. Ich bin ein Pessimist, melancholisch, friere in einem fort. Mein Vater starb jung. Meine Mutter hat ihn bereits 20 Jahre überlebt. Und ich fress mich selbst auf. Das kenne ich gut. Das kann ich gut. Es ist mir vertraut. Und was einem vertraut ist, verlässt einen nicht. Und es ist gut so.



Der Dichtung am ähnlichsten ist ein Laib Brot oder ein Tonteller oder ein wenn auch von ungeschickter Hand liebevoll bearbeitetes Stück Holz. (Pablo Neruda)

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birke
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Beitragvon birke » 28.03.2015, 00:10

Der Dichtung am ähnlichsten ist ein Laib Brot oder ein Tonteller oder ein wenn auch von ungeschickter Hand liebevoll bearbeitetes Stück Holz. (Pablo Neruda)


poesie braucht keine kühnen metaphern:
nimm brot & wasser
und mach daraus ein gedicht.
nimm ein stück holz
und gib ihm deine handschrift.
lade deine freunde ein,
füttere sie
schenk ihnen dein wort
und lies ihnen das holz in die hand.
das gedicht wird euch nähren.



Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt? (Jeanne d´Arc)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 28.03.2015, 19:10

Wer, wenn nicht wir, wann, wenn nicht jetzt? (Jeanne d´Arc)

Wer
wenn nicht
du
bist so viel
dunkel
Duft
Medusa
dubios
Exodus
dumpf
Beduine
Dunst
Geduld
Duell
Calendula
Individuum
durchweg
du

Meine Natur sitzt wie in der Zwangsjacke. (Georg Heym)

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nera
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Beitragvon nera » 28.03.2015, 22:05

meine natur sitzt
wie in der zwangsjacke (georg heym)

ein blöder satz, herr heym. ein blöder satz. wie kann die natur denn sitzen und warum dieses: "wie"!
ihre natur würde immer noch nicht in einer zwangsjacke sitzen (und nicht nur "wie" in einer zwangsjacke) wenn sie in einer zwangsjacke säßen. ihre natur würde immer noch wörter hervorbringen, die sich nicht bändigen ließen. und selbst wenn sie sie nicht mehr aussprechen könnten, diese wörter, könnte man sie an ihrem puls, an ihren pupillen erfühlen, wenn sie sie nur dächten.

"die regierung der welt beginnt in uns selbst" f. pessoa


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