Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

FawzZalum

Beitragvon FawzZalum » 25.09.2016, 20:42

Weißt du dich
in meinen Worten?

Da sind Gedanken,
die noch niemand dachte
wie ich.

Da sind Wünsche,
die noch ungewünscht
wie ich.

Du wünschst mir
jede gute Nacht.

Wir sprechen uns
einander zu
jede gute Nacht.

Niko

Beitragvon Niko » 27.09.2016, 17:34

wir sprechen uns
wie ich hinter dem augengrund
das herz verblenden ließ
noch ist es so
noch meine liebe
und immer noch mein zerschellnis

ich breche uns ein
und mich noch viel mehr
wir lagern uns
zwischen die gewächshäuser
und bleiben auf abstand
zu uns zum wir
zum hinsehen auf die lichtlosigkeit

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 30.09.2016, 21:42



das wort sträubt sich wie fasane


am morgen stehst du wieder
an der haltestelle öffnen sich die türen
immer einen meter links von dir
diese verschwommenheit
du – du
hab kalte füße
welch platte metapher
wäre das fühl doch mal
es wird herbst könnte man anführen
wie bernstein auf einer schnur
phosphor sagst du und verweist
auf die risse in den betonplatten
du legst die arme um dich
um mich was du sagen wolltest
bleibt das
was
im nebel
einen meter links von dir


Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Niko

Beitragvon Niko » 30.09.2016, 23:39

es wird immer irgendetwas sein
was man anführen kann
ein argument, herauspolierte Gründe
oder menschen und Ideologien
oder schlicht eine richtung
wie vor sich hergetrieben
und doch mehr ein opfer

aber es ist doch klar
das nichts klar ist
was vorgegeben ist
und aufgesetzt
klar ist nur
was wir selbst klar sehen
doch so viele sind vernebelt

wäre die welt noch
wenn es nur anführer gäbe

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birke
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Beitragvon birke » 01.10.2016, 18:44

klar ist die stille
vernebelt
das wort
vertreibt
den tag, die nacht
prophezeit
ein schweigen 
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 02.10.2016, 02:03

es ist auf hohen stufen
kein laut so klar und rein
als nur das eigne rufen
nach wirklich wahrem sein

auf allen wegen schweiget
ein suchen nach dem. sinn
erst wenn ein ziel sich zeiget
fragt uns das herz wohin

und neue wege führen
an neues eb'nes land
wo neue wege schüren
der hoffnung lichtes band

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noel
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Beitragvon noel » 02.10.2016, 09:27

auf allen wegen schweiget
ein suchen nach dem. sinn
erst wenn ein ziel sich zeiget
SAGT uns das herz wohin??????
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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Hetti
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Beitragvon Hetti » 06.10.2016, 14:00

still gestanden siebenmeilenstiefel

laute in linder luft
das meer in meinen händen liegt ganz brav
eine hülle aus regen
hinter den scheiben

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Eule
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Beitragvon Eule » 11.10.2016, 03:14

Am Treffpunkt ankommen
Das man sich erwartet
Ein Morgen wäre

Durchs Hasellicht
Wieder im Koben

Die Häher wissens und
Meine Angst fädelt sich
In ihr Gefieder
Ein Klang zum Sprachspiel.

Niko

Beitragvon Niko » 14.10.2016, 02:58

da man sich erwartet
hinter der abgelaufenen zeit
oder auf all dieser leere
bleibt das hoffen
auf appetitlosigkeit
und auf das weniger an mehr

es wäre nicht fair
zu rufen in diese verlässlichkeit
in diese verletzlichkeit
der ruf verändert

insofern

flüstert der tag
ohne beachtung der zeit
tauworte in die uferlosigkeit
und stielt sich davon
gebrochen
sprachlos
und ohne antwort

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birke
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Beitragvon birke » 14.10.2016, 12:50

.

dahinter
reist die zeit
siehst du
meine stiefel
zerbröseln
dass ich mich erwarte
in diesem rapsfeld
in diesem leuchten
.
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 15.10.2016, 00:03

die zeit ist ein zuhause
mit immer neuen dächern
neu gestrichenen wänden
und ausgebautem keller
zeit ist immer neu
ein dach
eine wand
ein keller
ein zuhause

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nera
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Beitragvon nera » 17.10.2016, 01:05

morgen bin ich nicht mehr
die fasane werden
ausgesetzt
gesetzt
im keller lagere ich
waffen und messe die
luftfeuchtigkeit
weiter oben
spielt eine klavier
und erfindet töne
die sich wie ein gürtel anfühlen
wenn man die akkorde in ein kühlfach verbannt
in einem ruhigen moment erkläre ich dir
was ich mit verbänden machen kann
und ich tröste dich
dass du dich nicht füchstest
dieses leuchten
der mond oder raps im herbst
du bist böse
flüstert ein stein
in meiner faust

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nera
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Beitragvon nera » 17.10.2016, 01:20

die schwachstelle die schwachstele
und ich ersetze alle kann mit könnte
das ist ist so wie immer
die sprache spreizen
und ja
satzzeichen
darüber sollte man mal reden
und darüber dass nichts flüstert
dass
manchmal
schreit es wenn es nicht schweigt
oder sich an den vokalen verschluckt
das


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