Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

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nera
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Beitragvon nera » 17.01.2017, 02:52

siegen ist kriegen
ein stein
wir fliehen auf dem rücken
der schild
kröte
vor dem wasser
in dem wir eben noch badeten
und unsern schild behängen wir mit firlefanz
mit heilsgelehrtem
alles alter tand
und irgendwas hallt nach
im gedächtnis von unschuld
und rein
und dann erzählt uns ein ahn
aus der zeit
da man steine aus dem ofen
ins bett bugsierte
und die wilde nächte
die wilde jagd die wilde liebe
(gott will es- gestickt in ein nachthemd, dass einer nonne ehre täte gestickt dort wo es den venushügel verdecken würde -gott will es)
blüht man schöner
wenn keine eisblumen blühen
unters ungewaschene federzeugs
und die eisblumen
die eisblumen am fenster
und das sind sie
die märchen
die träume

und es geht doch immer um die fragen
und die wünsche

warum sollte es ein singen nach dem sieg geben
wenn man doch leben muss

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.01.2017, 17:43

gäbe es doch ein singen
im leben (nur ein paar töne)
ohne trachten nach sieg

gewiss sind mir einzig
die geballten fäuste

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 17.01.2017, 18:16

Faust
Aus Goethes Schädel
Goethes Schädel
Ein Ball -
Geballte Faust Hingegen
Aus Strammem Mucki

Klara
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Beitragvon Klara » 18.01.2017, 18:10

„Ich trage meine Traurigkeit
zu Markte
was sie bringt
Rabatt wird nicht gewährt
gebärt ein Lied

„Das bringe ich zum Fluss
Erinn'rung
wasch' es rein
wringe und hänge es
zum Trocknen auf
Der Wind wird’s richten“

Niko

Beitragvon Niko » 18.01.2017, 23:56

was kann ein wind
schon richten außer
schäden an
ein antwortflüstern aus
und die ganze menschheit ab

doch mich richtet er nur

weil ich ihm die stirn bot
ihm fragen entgegenschrie
und mich vor seinen ungestümen antworten wegduckte

ich gewinne immer
und er richtet mich immer
(irgendwann hin)

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birke
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Beitragvon birke » 19.01.2017, 09:03

der wind trägt immer
etwas nimmt immer
etwas mit letztlich
fegt er durchs geäst
und befreit die gedanken
an den nächsten
sturm
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 20.01.2017, 18:49



plänkeln

irgendwas nimmt immer mit
der sturm auf der stirn
dahinter die espenblätter
im traum der schwangere bauch
du fisselst das schönste heraus

Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 20.01.2017, 19:22

wie oft gebiert
der sturm in der stirn
gelassene sicht
im auge des hurrikans

Niko

Beitragvon Niko » 23.01.2017, 21:06

hinter der stirn
toben die stürme
ein gedanke fährt segway
durch im labyrinth
und in den seifenblasenträumen
zünde ich ein sommerfeuer
und fahre mit mir selbst wasserski
lass doch die stürme toben

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.01.2017, 18:24

führe lediglich ein gedanke segway
liefe ich aufrecht durch's leben
genösse die schlenker
abenteuerlich

Niko

Beitragvon Niko » 26.01.2017, 23:40

bliebe ein gedanke
zöge nur ein wort
durch die winkel meiner welt
so stünde etwas mir zur seite
das unfassbar schien und weit

ich dächte nicht mehr
am rande des weges wüchsen kerzen
die niemand anzünden wollen würde
und zwischen dem verzücken
läge eine antwort
unausgesprochen und zart
gestreichelt von gedankenlosigkeit


.

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birke
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Beitragvon birke » 26.01.2017, 23:51

ein wort zieht um 
die welt schlängelt sich
durch punkt und - 
gedanken - 
strich -
weise geht die welt
ums wort
dreht sich
ein gedicht
/hörst du die gedanken
streicheln/
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

https://versspruenge.wordpress.com/

Niko

Beitragvon Niko » 27.01.2017, 01:42

weise geht die welt
um ein wort
versteckt die hintergedanken
zwischen verzweiflung und glaube
damit keine hoffnung trügt
und steht am ende
nur vor einer absicht
die nichts weiß
von zweifel und schwarz
und fliegt
dem scheitern entgegen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 27.01.2017, 17:20

ein wort geht um
zentriert besessen verankert
nichts kann es aufhalten
es drängt sich auf
duelliert sich mit vernunft
zersetzt alle zweifel
passion und abwehr zugleich
es fliegt nicht es steht nicht
es kennt keine farben keine pausen
es ist omnipräsent
nicht einmal laut ausprechen
kann ich es
geschweige denn aufschreiben
es ist


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