Lyrischer Dialog

Hier ist Raum für gemeinsame unkommentierte Textfolgen
Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.08.2006, 17:59

Liebe Schreibfanatiker,

ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!

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Zuletzt geändert von Nifl am 30.08.2006, 19:10, insgesamt 2-mal geändert.

Nifl
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Beitragvon Nifl » 22.11.2019, 17:17

Vielleicht ist mein Souffleur gestorben

eine schiefe Bahn ist er
ein schweres Kaliber
ein harzblutiger Untermieter

ich kehre
das verstummte Laub
zusammen bin umgezogen
in die geballte Nacht
flicke mein Lächeln (so gut es geht)
in der Wartehalle
pflücke ein Blatt
aus deinem beschriebenen Haar
will ich schlau werden
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 22.11.2019, 17:32

schlau werden wie schaurig wie schön
wenn man stottern könnte!
Zwischen den Welten herum schottern zwischen den Jahreszeiten
an jeder Ecke
stehen bleiben gucken wer kommt
Du?
Ich?
Du ich?
Dein Blatt
fällt ungelesen
Ich sammle es in den Ordner für unerledigte Dinge
(der vollste)
und winke

Nifl
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Beitragvon Nifl » 22.11.2019, 18:44

Du mit deinen Zaunpfählen

bespanne sie mit Dünn
fange die Kurven ab
bevor wir alleine rausfliegen
und zum Liegen kommen
am Randstein
aneinander
mit einem Achter
in der Jahreszeit
du und ich zweibeide
in Watte gepackt
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 23.11.2019, 10:10

wir schmiegen verse
aneinander
mein gedicht
möcht ich vergraben
in deiner halsmulde
die ganze welt
vergessen
und mich
(im laub)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Klara
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Beitragvon Klara » 23.11.2019, 10:15

zweibeide

Es gibt Worte die bleiben auch un- oder abgenutzt
im Herzen liegen
alte raue Worte
denen kein Arg etwas anhaben kann
Alltagsworte oder
simple Sätze, denen die Wärme nur anmerkt
wer liebt
"Ich warte auf dich"
ist so ein Satz oder
"Du solltest die Schuhe kaufen"
aufs Display geschrieben mitten in der Nacht
nach notwendig vergeblichen
oder vergeblich notwendigen
Küssen, gelindert durch Lachen und Auf-keinen-Fall-
alles-sagen

Nicht mal ich verstehe
wie sehr mich das Zweibeide
das drin schwingt
anrührt
mehr noch als die Hände, die Lippen, die Augen, die Versagensangst
"Du solltest die Schuhe kaufen", und das Smiley dazu
verhüllt den winkenden Zaunpfahl nur unzureichend: Wir sind nackt

Sicherheitshalber antworte ich
nichts

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birke
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Beitragvon birke » 23.11.2019, 11:55

wir-zweibeide-wären-wohl-ein-gedicht

wie kann ich
mich vergessen
unsichtbar
mein gedicht
mein laub, taub
die arme rudern (worte
im sturm)
ich kann mich nicht halten
falle
aus einem gedicht
ins andere
ich will doch nur spielen
lächelst du, bewirfst mich
mit blättern, wir lachen
uns an (und niemand sieht
den regen den schnee)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Klara
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Beitragvon Klara » 23.11.2019, 14:21

doch ich
sehe ich rieche ich schmecke den regen den schnee
mit der ihnen eigenen unbedingtheit
verwandle mich in regen in schnee
falle taub vor kälte
ins heiße laub
als könnte ich schwimmen

Nifl
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Beitragvon Nifl » 23.11.2019, 19:56

Spiellust

dieser Herbst
ist laubgroß
leuchtet aus
befiedert
und du duftest so nach Delta

von Soma an Soma
bekommen wir nie genug
geeintsein im Ichvergessen (puh Schwulst)
verschütten wir Warmgelachtes
als gäbe es uns
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 23.11.2019, 23:05

als gäbe es uns
das gedicht ein liebes
spiel wie ein drachen
gleitet meine hand
in den niederungen
tau vergessen
dieser herbst
gebiert ein lachen
ein leuchten
und dein wort duftet nach
safran
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.11.2019, 09:10

Streichzarte Niederungen

Die Schellen an den Händen
klimpern hier draußen

Kruste kann rinnen
kann Krume werden

wie ich schmelze
Verflossener werde
eine Hälfte vom Paar

wir würden uns nicht ausgehen

wären verschollen
wenn wir uns träfen
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

Klara
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Beitragvon Klara » 24.11.2019, 10:35

Das Paarweise
kann ich nicht glauben, dumm wie ich bin
nur spüren manchmal
wider Willen
im Vorübergehen an Möglichkeiten und Menschen
oder wenn ich mich selbst streife
oder dich und nicht
wahrhaben will
alles ist besser als nichts
da es falsch ist wie alles Richtige
da es beide nicht gibt
wie das Paar das sich glaubt
so verzweifelt verschollen glaubt
als ginge Berührung nur im Vorübergehen
an Möglichkeiten und Menschen
als wäre Liebe nur
wenn sie vorbei oder sein könnte, später
Ach hör auf, lieber Scholli
Mein Lieber!
Ich bin jedem treu, den ich liebe, auch dir, dir erst recht
Und du?

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birke
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Beitragvon birke » 24.11.2019, 12:30

wir würden uns nicht ausgehen
wir würden (uns) vergehen
an der moral
einer vertrockneten menschheit
(papperlapapp)
wir würden (uns) lieben, vielleicht
unterm laub und darüber
wären wir leicht
und verspielt
im paarreim
liegen
fliegen
gedichtflüsterer, du
in deiner fremdsprache
gehst mir nah
und weit
kärlek
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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Nifl
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Beitragvon Nifl » 24.11.2019, 19:46

... diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. (Hohelied)

(jetzt gerade)
Diese Paartänze
mit fester Choreografie
(ich weiß was du sagen willst)

Boogie-Woogie

Wir kommen
aus der gleichen Tonfolge
daran erkenne ich dich
das ist unser Wissen
und wenn sich die Finger verschränken
spannt sich ein ganzer Bogen
und wir federn zusammen
fallen und halten
dann vermischt sich Lächeln und Lächeln
zu Kärlek
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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birke
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Beitragvon birke » 25.11.2019, 10:52

swingen wir
in der gleichen tonart
und stolpern
über einen walzer
lieber boogie ich mit dir durch
die nacht dieser woogie
treibt uns röte
auf die wangen
ein hauch
von kuss
(kärlek)
tu etwas mond an das, was du schreibst. (jules renard)

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